Jedes
Unternehmen hat auf der einen Seite einen wahren Wert, auch "innerer
Wert" genannt, und auf der anderen Seite einen börsennotierten
Marktwert, also der Preis, der aktuell an der Börse für
eine Gesellschaft bezahlt wird. Entscheidender Faktor ist der Unterschied
des "wahren" bzw. "inneren" Wertes eines Unternehmens,
zu dem an der Börse notierten Marktwert (Kurs). Oftmals liegt
der "Markt" mit seiner Bewertung richtig - die Kunst des
Investierens dagegen ist herauszufinden, wann der Markt völlig
daneben liegt. Langfristig pendelt der Marktwert eines Unternehmens
immer um seinen "wahren", "inneren" Wert.
Ziel ist es, ein Unternehmen mit einem fähigen Management,
starker Ertragskraft und hervorragenden wirtschaftlichen Aussichten
mit einem erheblichen Abschlag zu seinem inneren Wert zu kaufen,
frei vom Aktienmarktbewegungen, Politik, Konjunktur und Wirtschaft.
- Gute
langfristige Aussichten
Der langfristige Wert der Aktienbestände ist nur von dem
wirtschaftlichen Fortschritt der Unternehmen bestimmt, nicht durch
tägliche Marktnotierungen. Daher ist ein Investor gut beraten,
wenn er ein Portfolio zusammenstellt, das ihm innerhalb von 10
Jahren den höchstmöglichen wirtschaftlich konsolidierten
Gewinn bringt. Ein Ansatz dieser Art wird den Investor zwingen,
über langfristige Unternehmensaussichten statt über
kurzfristige Marktaussichten nachzudenken, eine Sichtweise, die
wahrscheinlich die Ergebnisse verbessert. Kurzfristig ist die
Börse eine Abstimmungsmaschine aber langfristig ein Wertermittlungsinstrument.
- Kauf
eines Unternehmensanteils
Eine Aktie ist ein Teil eines Unternehmens, d.h. es wird kein
Stück Papier, sondern ein Unternehmensanteil erworben!
Also: Sie kaufen einen Unternehmensanteil, daher muss auch die
Unternehmensanalyse und nicht die Marktanalyse im Vordergrund
stehen. Wenn Sie in Aktien investieren, werden Sie zum Unternehmer!
Denken Sie bei Ihrer Investitionsentscheidung immer unternehmerisch.
- Investor
statt Spekulant
Der Spekulant versucht von meist kurzfristigen Kursänderungen
zu profitieren und diese vorherzusehen. Der Investor hingegen
versucht außergewöhnliche Unternehmen zu preiswerten
Kursen zu kaufen, kurzfristige Marktbewegungen sind nicht vorhersehbar.
- Kursverfall
Man sollte nicht im Aktienmarkt tätig sein, wenn man Teile
seiner Aktienbestände nicht um 50% fallen sehen kann, ohne
in Panik zu geraten. Ein vorübergehender Kursverfall von
Top - Aktien sollte zu Käufen bzw. Nachkäufen genutzt
werden, um die Bestände zu "verbilligen". Kursrückschläge
sollten begrüßt werden, um Aktien preiswert hinzuzukaufen.
Der Kaufkurs bestimmt Ihre Rendite. Je besser sie einkaufen umso
besser wird Ihr Resultat ausfallen, vorausgesetzt sie erwerben
auch nachvollziehbare Werte.
- Einfache
Entscheidungen
Gute Geschäfte verlangen eine einfache Entscheidung, schwierige
Geschäfte verlangen schwere Entscheidungen. Wenn die Entscheidung,
ein Unternehmen zu kaufen, nicht einfach ist, lassen sie es fallen!.
Wie
identifiziert man hervorragende Unternehmen?
Unter
der Vielzahl der börsennotierten Aktiengesellschaften richtet
man den Fokus lediglich auf wenige Gesellschaften. Um ein optimales
Chancen / Risiko - Verhältnis zu erreichen, kommen nur die
besten Unternehmen in die engere Betrachtung. Diese müssen
beständig, solide und wachstumsstark bzw. renditestark sein.
Diese
Gesellschaften sind sehr selten, aber dennoch ist es nicht schwierig
sie zu identifizieren. Sie stoßen auf diese Marktführer
oftmals in Ihrem täglichen Leben.
Mit folgenden Fragen können Sie leicht eine erste Vorauswahl
treffen:
- Ist
das Unternehmen einfach zu verstehen? Hat es eine beständige
Betriebsgeschichte?
- Werden
die Produkte dringend benötigt? Gibt es keinen direkten Ersatz?
- Gibt
es Restriktionen die das Unternehmen behindern? Ist die Produktion
einfach ausdehnbar?
- Sind
die Produkte eindeutig von den Konkurrenzprodukten zu unterscheiden?
- Verfügt
das Unternehmen über eine monopolartige Stellung?
- Kann
das Unternehmen noch genügend wachsen, hat es noch Wachstumsraum?
- Kann
die Nachfrage noch gesteigert werden?
- Hat
das Unternehmen eine weitgehende Gestaltungsfreiheit der Preise?
- Darf
das Management Gewinne einbehalten und werden auf diese hohe Renditen
erzielt?
Denken
Sie bei diesen Fragen besonders an monopolähnliche Unternehmen
wie z.B.: Coca Cola, Gillette, Walt Disney, Microsoft, Nokia, Philip
Morris etc.
Schon auf den ersten Blick ist leicht erkennbar, dass es sich bei
den o.a. Beispielen um erstklassige Unternehmen handelt, die aller
Voraussicht nach auch in ferner Zukunft ihre führende Marktposition
halten werden.
Diese
teilweise noch subjektive allg. Unternehmensbeurteilung wird im
nächsten Schritt durch konkret messbare "Qualitätskriterien"
untermauert. Die Qualität wird somit quantifizierbar.
Die konkreten Kennzahlen ermöglichen Ihnen später auch
das Vergleichen mehrerer Aktien untereinander. Folgende Qualitätskriterien
sollten möglichst nachhaltig, und über mehrere Jahre erfüllt
sein:
- Kapitalrendite/Verschuldungsgrad
Die Eigenkapitalquote sollte min. 30%, und die Eigenkapitalrendite
min. 15% betragen. Auch die durchschnittliche EK-Rendite der letzten
10 Jahre sollte über 15% liegen
- Managementbeurteilung
Die Gewinnwachstumsrate sollte über 10% liegen, auch im 10
Jahresdurchschnitt. Sie sollte möglichst kontinuierlich sein
und der 5 Jahresschnitt darf nicht stark vom 10 Jahresdurchschnitt
nach unten abweichen.
Das Unternehmen sollte möglichst viel Gewinn einbehalten,
und nicht als Dividende ausschütten. Größenordnung
> 50%.
- Wie
haben sich die einbehaltenen Gewinne verzinst?
Oder anders ausgedrückt: Was hat das Management, aus den
einbehaltenen Gewinnen, an zusätzlichem Wert für die
Aktionäre (Value) geschaffen? Hierbei sollte sich jede einbehaltene
Einheit in den 10 Folgejahren mit durchschnittlich min. 15% verzinst
haben.
- Finanzkraft
(vgl.
auch Gelfarth / Otte: Investieren statt spekulieren, München
2001, S.62 ff.):
Die Umsatzrendite sollte min. 10% betragen und anwachsen.
Die Cash Flow Marge min. 15% - besser 20% - betragen, und ebenfalls
anwachsend verlaufen.
Die Sachinvestitionen sollen höchstens 40% vom Cash Flow
betragen.
(vgl. auch Gelfarth / Otte: Investieren statt spekulieren, München
2001, S.62 ff.)
Wie
bestimmt man den wahren Unternehmenswert?
Entscheidend
für den Investitionserfolg ist, dass Sie diese Spitzenqualität
zu einem vernünftigen Preis erhalten. Nur wenn der wahre Unternehmenswert
deutlich über dem heutigen Marktpreis liegt und daraus eine
überdurchschnittliche Renditeerwartung abgeleitet werden kann,
sollte die Aktien des betreffenden Unternehmens für einen Kauf
in Betracht kommen. Da nur äußerst beständige Unternehmen
gut planbar sind, können Sie bei diesen Unternehmen eine Zukunftsprognose
wagen. Ein Unternehmen welches die letzten 10 Jahre mit einer großen
Beständigkeit seine Gewinne jährlich um beispielsweise
10% steigern konnte, wird in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach
beständiger wachsen als eine Gesellschaft, die sich in der
Vergangenheit sehr ungleichmäßig entwickelt hat.
Um
klare Signale zu erhalten haben gibt es drei verschiedene Verfahren.
Diese Verfahren sind in: Gelfarth/Otte: "Investieren statt
spekulieren" ausführlich und detailliert beschrieben.
Sie finden dort auch eine ausführliche Musteranalyse und zahlreiche
Berechnungsbeispiele.
Die
drei Verfahren im kurzen Überblick:
- DCF
- Methode (Discounted Cash Flow Methode)
Gemäß dem Diskontmodell wird der zu erwartende Netto-Cash-Flow
(Cash Flow - Sachinvestitionen) mit dem akt. Zinssatz der 30ig-jährigen
US-Rendite diskontiert. Das Ergebnis dieser Berechnung ist ein
innerer Unternehmenswert. Beträgt der innere Wert des Unternehmen
mehr als der Marktwert, handelt es sich um eine "Sicherheitsmarge".
Der Cash-Flow und das Cash-Flow-Wachstum ist ein gutes Mittel
um Unternehmen zu bewerten. Um aber das Problem hoher Investitionen
zu berücksichtigen, werden von dem Cash Flow die Sachinvestitionen
abgezogen, und wir erhalten ein "Netto-Cash-Flow" .
Mathematisch sieht die Berechnung wie folgt aus:
"Eine genaue Erfolgsplanung ist in der Regel nur für
einen beschränkten Zeitraum möglich. Liegt eine derartige
Erfolgsplanung vor bzw. ist sie erstellbar, werden für den
Zeitraum die individuellen Periodenerfolge kapitalisiert; für
alle nachfolgenden Perioden werden gleichbleibende Erfolge angesetzt,
die als ewige Rente kapitalisiert und auf den Bewertungsstichtag
abgezinst werden". [...] Das Ergebnis dieser Berechnung ist
ein innerer Unternehmenswert. Beträgt der innere Wert des
Unternehmen deutlich mehr als der Marktwert, handelt es sich um
ein wichtiges Kaufsignal. Viele Investoren sprechen hierbei von
einer "Sicherheitsmarge"..." (vergl. Mandl /
Rabel: Unternehmensbewertung).
- Unternehmenswert
auf Basis der Gewinne pro Aktie und KGV:
Hierbei werden die aktuellen Unternehmensgewinne mit der durchschnittlichen
Wachstumsrate der Vergangenheit über einen Zeitraum der kommenden
10 Jahren versehen. Als Ergebnis erhalten Sie eine Gewinnprognose
für das zehnte Jahr.
Bei der Kursermittlung im 10. Jahr sollten Sie äußerst
zurückhaltend vorgehen.
Multiplizieren wir den prognostizierten Gewinn im zehnten Jahr
mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, erhalten wir eine begründete
Annahme über den zukünftigen Unternehmenswert bzw. den
Wert einer Aktie in zehn Jahren.
Man verwendet hier lediglich das durchschnittliche KGV der letzten
10 Jahre. Bezogen auf den heutigen Marktwert kann unter Berücksichtigung
des Zinseszins eine zu erwartende durchschnittliche Kursrendite
ermittelt werden. Das prognostizierte KGV sollte jedoch niemals
höher als 18 sein! Das müsste dann auch ein wirkliches
Superunternehmen mit hoher Wachstumsdynamik und sehr hoher Sicherheit
in Form von geringer Verschuldung und hoher Liquidität sein.
- Unternehmenswert
auf Basis der Eigenkapitalrendite
Das aktuelle Eigenkapital pro Aktie wird mit der durchschnittlichen
Eigenkapitalrendite der Vergangenheit versehen. Die einbehaltenen
Gewinne werden jedes Jahr dem Eigenkapital zugeführt. Zur
Kursermittlung im 10. Jahr wird das durchschnittliche KGV der
letzten 10 Jahre verwendet.
"...Bei der Berechnung des Unternehmenswertes auf Basis der
Eigenkapitalrendite überlegen wir uns, wie das Eigenkapital
des Unternehmens im Laufe der Zeit wächst, und welche Rendite
das Unternehmen bisher auf sein Eigenkapital erzielt hat. Damit
können Sie dann auch einen Unternehmensgewinn für das
Jahr 10 berechnen und mit Hilfe eines geschätzten KGV den
Unternehmenswert im zehnten Jahr bestimmen...." (vergl.
Mandl / Rabel: Unternehmensbewertung).
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