Vom Aussitzen der Verluste
von Carsten Lexa

Wertpapiere fallen und steigen im Kurs, und natürlich freut man sich um so mehr, wenn der Kurs steigt. Doch was ist, wenn der Kurs fällt? Ein kleiner Kursverlust ist noch nicht schlimm, da kommen die meisten Anleger nicht ins Schwitzen. Ganz anders sieht es aber aus, wenn ein Papier 30, 50 oder gar 70% an Wert verloren hat. Normalerweise wird dann auf die Vergangenheit verwiesen, in der ja "Wertpapiere immer wieder gestiegen sind". Das ist natürlich richtig. Doch ist dies nur die halbe Wahrheit. Denn der überwiegenden Anzahl der Marktteilnehmer ist nicht bewußt, um wieviel Prozent ein Papier steigen muß, damit nur der Einstiegskurs wieder erreicht wird. Zur Verdeutlichung diese Tabelle:

Kursverlust (in %; Einstiegskurs: 100)
nötige Kursgewinne (in %), zum Wert des Einstiegskurs
10
11,1
20
25
30
42,9
40
66,7
50
100
55
122
60
150
65
786
70
233
75
300
80
400
85
567
90
900

Um bei den oben genannten Beispielen zu bleiben: ein Papier, daß 30% an Wert verloren hat muß nun um 42% steigen, nur um den Einstiegskurs wieder zu erreichen. Damit hat man noch keinen Gewinn gemacht, nur seine Verluste ausgelöscht. Noch erschreckender ist es, wenn ein Papier schon 70% Verlust gemacht hat (wie so viele Aktien - auch von großen Unternehmen - z.B. aus dem Telekomunikations- und Biotechnologiesektor): dann muß es um 233% steigen, damit der Kursverlust verschwindet.

Nun gut, kann man jetzt sagen, dann warte ich eben. Das ist nun die größte Idiotie, die man begehen kann. Dann man muß sich immer vor Augen halten, daß es zum einen Gründe dafür geben wird, daß ein Papier so abgestürzt ist, und diese Gründe sind meist negativer Natur. Damit ist natürlich schon mal fraglich, ob sich diese Gründe wieder zum besseren wenden werden, und in der Folge, ob dies dann von den Anlegern honoriert wird. Aber dies ist reine Spekulation, und deshalb schwer zu fassen. Hilfreich ist deshalb noch ein zweite Überlegung: Auf Sicht von 20 Jahren steigen Wertpapiere (solange es sich um Aktien handelt) durchschnittlich pro Jahr um ca 10,5%. Das heißt also - rein statistisch gesehen - muß man ca 4 Jahre warten, um einen Verlust von 30% auszubügeln. Wenn der Verlust nun 70% beträgt, dann ist die Wartezeit ca. 12,5 Jahre (bei einem jährlichen Anstieg von ca. 10,5%)!!! In dieser Zeit jedoch ist das Kapital gebunden, es kann sich also nicht vermehren, sondern wird nur genutzt, um die Verluste auszugleichen. Man kann jetzt sicherlich sagen, daß sich die Annahmen genauso im Reich der Spekulationen verheddern. Das ist natürlich richtig, denn keiner kann den Gang der Kurse voraussagen. Fakt bleibt jedoch, daß ein - relativ - kleiner prozentualer Verlust eine verhehrende Wirkung haben kann.

Was kann man jetzt dagegen tun?
Die Maßnahme gegen übermäßige Verluste ist im Grunde simpel: Einen Stop-Loss-Kurs setzen; es bietet sich ein solcher an bei 20% Kursverlust. Daß ein Papier, welches um 20% gefallen ist, um 25% wieder steigen kann, ist nicht ganz abwegig, und aus der obigen Tabelle ergibt sich, daß man dann schon wieder beim Einstiegskurs ist. Diese Schwankungsbreite haben auch Aktien aus den großen Indizes Dax und Dow Jones. Wenn ein Papier jedoch schon 50% verloren hat, ist es sehr fraglich, ob es in kurzer Zeit wieder 100% Gewinn schafft. Bei einem Stop-Loss-Kurs von 20% halten sich unserer Meinung nach Risiko und Chance ganz gut die Waage.

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