Ein
wichtiger Indikator, der bei der Voraussage der langfristigen Marktentwicklung
hilfreich sein kann, ist die sog. "Advance/ Decline-Linie"
(auch "Fortschritt/ Rückschritt-Linie" oder "A/D-Linie"
genannt ). Diese A/D-Linie ist ein Stimmungsbarometer der Börse.
Viele professionelle Marktteilnehmer halten ein sehr wachsames Auge
auf diesen Indikator.
Einfach
ausgedrückt, gibt die A/D-Linie Auskunft über die Anzahl
der täglich im Kurs gestiegenen im Vergleich zu den täglich
im Kurs gefallenen Aktien. Je mehr Titel pro Tag steigen, umso robuster
scheint der Markt. Je mehr Titel fallen, umso schwächer ist
offenbar die Stimmung. Charttechniker nehmen die börsentäglich
ermittelte Differenz zwischen gestiegenen und gefallenen Aktien
in ein Diagramm auf. Auf diese Weise entsteht die tägliche
A/D-Linie.
Die
gefährlichste Situation am Aktienmarkt kann eintreten, wenn
wichtige Indizes wie der Dow Jones oder der DAX neue Hochs erreichen,
während die A/D-Linie neue Tiefs erreicht (Der Index steigt
deshalb weiter, weil die einzelnen Aktien, die im Index enthalten
sind, unterschiedlich gewichtet werden. Die Richtung eines Index
wird damit primär von den sog. "Schwergewichten"
bestimmt; in der Folge sagt ein Anstieg des Index nichts über
die Marktbreite aus.). Der Kursaufschwung verliert dann an Kraft,
weil er von immer weniger Werten getragen wird.
Das bedeutet aber weiter, daß der Aufschwung schnell zum
Stillstand kommt, wenn auch diese wenigen Aktien, die den Index
indie Höhe ziehen, nicht mehr steigen, sondern im Gegenteil
fallen. Markttechniker nennen dies eine negative Divergenz.
Als
Beispiel ist die Zeit von Mitte 1986 bis Mitte 1987 zu nennen.
Der Dow Jones erreichte immer neue Höchststände, während
die Mehrzahl der an der New Yorker Börse gehandelten Aktien
Tag für Tag fielen. Ein anderes Beispiel findet man in den
Jahren 1999/ 2000. Die A/D-Linie der im Dow Jones und DAX enthaltenen
Aktien erreichten eine Reihe neuer Tiefs, während der Dow
Jones auf über 11.700 Punkte, und der DAX auf über 8.000
Punkte hochschnellte. Die A/D-Linie war davor fast 2 Jahrelang
stetig zurückgegangen.
Nur drei Mal hat es in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts
eine so ausgeprägte Divergenz wie im Sommer 1987 gegeben.
Die erste war 1973/ 1974, die zweite 1987, und die dritte von
April 1998 bis Februar 2000.
Man
muß aber auch anmerken, daß solche Divergenzen nicht
immer in einem kompletten Börsendesaster enden. Viele Male
ist es vorgekommen, daß der Dow Jones von einem Hoch zum nächsten
spazierte, während die A/D-Linie immer neue Tiefs testete,
sich dann aber erholte und damit der Börsenrallye zusätzlichen
Auftrieb gab.
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