Zur
Beurteilung und Einschätzung der Börsenentwicklung genügt
es nicht, nur die Daten und Fakten der Märkte und der Unternehmen
zu analysieren und auszuwerten. Wichtig ist vor allem auch die Einbeziehung
der psycholgischen Stimmung der Marktteilnehmer, denn die Stimmung
der Börsianer hat erheblichen Einfluss auf die Entwicklung
der Börsenkurse. Die emotionale Verfassung (Angst, Hoffnung
und Gier) der Marktteilnehmer spielt somit eine entscheidende Rolle.
André
Kostolany, einer der großen Lehrmeister der Börse, sagte
einmal: "Die Mehrheit der Anleger hat immer Unrecht."
Für ihn galt das Prinzip: Kaufen, wenn die Stimmung am Boden
ist und verkaufen, wenn sie zu optimistisch erscheint. Zunächst
scheint dieses Handeln nicht unbedingt logisch, aber dennoch steckt
hinter diesem Prinzip ein Stück Börsenpsychologie:
Damit
die Kurse ansteigen, werden Käufer benötigt. Börsianer,
die die Marktlage optimistisch bewerten, haben ihr Kapital aber
meist schon investiert und kommen als potentielle Käufer nicht
mehr in Betracht. Daher ist ein weiterer Kursanstieg nicht zu erwarten.
Teilnehmer mit pessimistischer Markteinschätzung hingegen erwarten
keine Kurssteigerungen und haben ihre Anlagen daher veräußert.
So kommen sie als potentielle Käufer in Frage, weil sie über
ausreichend Bargeld verfügen, demnach ist auf längere
Sicht wieder ein Kursanstieg zu erwarten.
Zur
Beurteilung der Börsenstimmung sind so genannte Stimmungsindikatoren
hilfreich, wie zum Beispiel der American Association of Individual
Investor`s (AAII-Index). Bei diesem Stimmungsindex werden optimistische
und pessimistische Haltungen der Börsianer graphisch dargestellt.
Bei der Erstellung wird der Prozentanteil der Pessimisten, von dem
der Optimisten abgezogen. Eine Differenz über 40 Prozent wird
als Verkaufssignal gewertet (es gibt viel mehr Optimisten als Pessimisten),
eine Differenz von minus 20 Prozent als Kaufsignal (der Anteil der
Pessimisten - also der potentiellen Käufer - übersteigt
den Anteil der Optimisten).
Gerade
enorme Umsätze mit extreme Kursbewegungen sind auf psychologisch
motivierte Reaktionen zurückzuführen. Sowohl Börsencrashs,
als auch eine Haussephase sind damit erklärbar.
Die
größten Gewinnaussichten hat auf lange Sicht jedoch nur
derjenige, der sich von den Stimmungstrends nicht beeinflussen lässt.
Denn dann wird er in seine Kauf- und Verkaufsentscheidungen nicht
durch die - zumeist nur kurzfristig auftretenden - Stimmungsschwankungen
beeinflusst. Dennoch kauft die Mehrheit der Anleger immer erst dann
Aktien, wenn die Kurse bereits eine längere Zeit gestiegen
sind. Gleiches gilt bei fallenden Kursen. Die Meisten beobachten
viel zu lange, bevor sie sich für einen Verkauf entscheiden
und erleiden dadurch Verluste. Sinnvoller wäre es, sich bei
geringen Verlusten von den Wertpapieren zu trennen und dann im richtigen
Moment wieder einzusteigen (Stopp-Loss-Strategie). Die Masse jedoch
geht mit dem Trend und gerade dieses Verhalten ist gefährlich.
Um diesem entgegenzuwirken, benötigt ein Anleger im Grunde
nur zwei Eigenschaften:
- Um
auf den richtigen Kaufs - bzw. Verkaufmoment zu warten, bedarf
es Geduld und Disziplin.
- Selbstbewusstsein,
um den Mut aufzubringen, auch mal gegen den allgemeinen Trend
zu agieren.
Fazit:
Die Börse wird nicht allein vom Geld beherrscht. Obwohl man
davon ausgeht, dass insbesondere an der Börse emotionsloses
Kalkül und Berechnung herrschen, werden die Marktteilnehmer
dennoch von ihren Gefühlen geleitet.
Erfolg
hat auf Dauer aber nur der, der ein Gespür für das Verhalten
der Marktteilnehmer entwickelt und dieses in seine Anlageentscheidungen
einfließen läßt.
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