Was
vor der Wahl niemand erwartet hätte scheint sich nun einzustellen:
Steuererhöhung. Vergessen ist, was vor der Wahl gesagt wurde.
Die Schulden sind zu hoch, die Arbeit zu wenig, die Subventionen
zu groß, das Wachstum zu klein. Abhilfe schafft hier die Kürzung
bzw. Wiedereinführung gewisser Steuern.
Aber
Rot-Grün hat es schwer. Was wird wie und wann gekürzt?
Welche Kürzung läßt sich mit dem politischen Programm
verteten? Die
Koalitinsverhandlungen sind im Gange. Hier einige Vergünstigungen,
die in den Koalitionsverhandlungen auf der Streichliste stehen.
1.
Die Entfernungspauschale
Bisher
durften Auto- und Bahnpendler ihre Fahrten bei der Steuer berücksichtigen.
Neu: Wer weniger als 30 km zum Arbeitsplatz braucht, soll nun 100
€ mehr Steuern pro Monat zahlen.
Gewinn: ca. 4,5 Milliarden € (Bund, Länder, Gemeinden)
Kommt es so? Könnte sein. Die Grünen sind umweltpolitisch
dafür, SPD eher dagegen. Zustimmung des Bundesrats erforderlich.
Proteste der Pendler ist gewiss.
2.
Die Mehrwertsteuer
Bisher
waren Karten für staatliche Theater und Konzerte von der Steuer
befreit.
Neu: Die Eintrittskarten würden sich um bis zu 16% verteuern.
Gewinn: ca. 1,3 Milliarden € (Bund, Länder, Gemeinen,
Rentenversicherung)
Kommt es so? Wahrscheinlich. Aber der Widerstand der starken Kulturlobby
ist wahrscheinlich. Ebenfalls befürchtet man weniger Besucher
und somit höhere Subventionsausgaben.
3.
Der Agrardiesel
Bisher
bezahlen Landwirte 21,48 Cent weniger Mineralölsteuer pro Liter
Diesel.
Neu: Volle Mineralölsteuer. Dies würde bedeueten, das
ein Landwirt, der 10.000 Liter Diesel im Jahr verbrauht, bis zu
2150 € mehr Zahlen müßte.
Gewinn: ca. 430 Millionen € (nur Bund)
Kommt es so? Höchstwahrscheinlich, dann aber in Stufen, da
sogar Frau Künast (Grüne) vor einer zu starken Belastung
der Landwirt warnt. Problem: Union könnte die Abschaffung im
Bundesrat blockieren.
4.
Die "Vermögenswirksamen Leistungen"
Bisher
wurden Sparverträge mit bis zu 129,60 € (Osten: 150 €)
gefördert.
Neu: Arbeitnehmer müßten auf die Zuschläge in Höhe
von bis zu 12,50 € im Monat verzichten.
Gewinn: ca. 435 Millionen € (Bund, Länder, Gemeinden)
Kommt es so? Sehr wahrscheinlich. Die Zuschläge bei den Arbeitnehmern
sind nicht so üppig. Große Proteste wegen dem Wegfall
sind nicht zu befürchten. Rot-Grün erwartet durch diesen
Wegfall auch noch mit einer verstärkten Nachfrage nach der
Riester-Rente.
5.
Die Ökosteuer
Bisher
zahlen Firmen des produzierenden Gewerbes nur 20% der Ökosteuer
Neu: Gleichschaltung der Steuer. Damit würde sich die Ökosteuer
verfünffachen.
Gewinn: ca. 3,7 Milliarden € (Bund, Länder, Gemeinden)
Kommt es so? Ungewiss. Betriebe mit hohem Energieverbrauch (Stahlindustrie,
Chemie) drohen mit Abwanderung. Dies würde höheren Schaden,
als Nutzen bedeuten. Ebenfalls hat sich die Industrie im Gegenzug
für die Ausnahme im Jahre 2000 auf freiwilliger Basis dazu
verpflichtet, Energieeinsparungen im Klimaschutzabkommen vorzunehmen.
6.
Diesel
Bisher
ist die Mineralölsteuer auf Diesel pro Liter um 18 Cent niedriger
als auf Benzin.
Neu: Abschaffung dieser Regelung. Dadurch müßten ca.
7 Millionen Dieselfahrer mehr Mineralölsteuer zahlen. Diesel
wäre genauso teuer wie Benzin.
Gewinn: ca. 5 Milliarden € (Bund)
Kommt es so? Abwarten. Vorteil für die Regierung: Die Dieselsteuer
kann ohne Zustimmung des Bundesrates erhöht werden. Proteste
der Dieselfahrer sind zu erwarten.
7.
Der Sparerfreibetrag
Bisher sind Zinsen bis 1550 € (Alleinstehend) und 3100 €
(Verheiratete) steuerfrei.
Neu: Wenn diese Regelung wegfällt müßten Alleinstehende
bis zu 775 € und Verheiratete bis zu 1550 € mehr Steuern
im Jahr zahlen.
Gewinn: ca. 2,5 Milliarden Euro (Bund, Länder, Gemeinden)
Kommt es so? Wahrscheinlich. Rot-Grün hat den Freibetrag ja
schon 2002 halbiert. Abzuwarten ist die Reaktion der Union im Bundesrat.
Steuerhinterziehung soll durch die Lockerung des Bankgeheimnisses
erschwert werden.
8.
Das Flugbenzin
Bisher
ist das Flugbenzin für gewerblichen Flugbetrieb steuerfrei.
Neu: Sollte dies wegfallen, würden Fluggesellschaften die Steuererhöhung
sofort auf die Flugticketpreise aufschlagen.
Gewinn: ca. 460 Millionen €
Kommt es so? Wahrscheinlich, aber erst langfristig. Flugverkehrsabgaben
sind nur auf europäischer Ebene möglich.
9.
Das Ehegattensplitting
Bisher
wird das Gesamteinkommen eines Paares auf beide Partner aufgeteilt.
Neu: Sollte dies fallen, würden ca. 5,5 Millionen Ehepaare
mit einem mehr als 40.000 € zu versteuerndem Jahreseinkommen
betroffen sein. Sie müßten dann bis zu 301,20 €
pro Monat mehr zahlen.
Gewinn: ca. 2 Milliarden €
Kommt es so? Fragwürdig. Die Planung bringt kaum Einnahmen,
ist verfassungsrechtlich umstritten und würde Familien mit
Kindern schlechter stellen. Ebenfalls hat die Union eine Blockade
im Bundesrat angekündigt.
10.
Die Eigenheimzulage
Bisher
zahlte der Statt beim Bau eines Hauses acht Jahre lang bis zu 2556
€ pro Jahr als Zuschuss.
Neu: Sollte diese Vergünstigung fallen, würden neue Bauherren
die innerhalb von zwei Jahren weniger als 81.807 € (Alleinstehend)
bzw. 163.614 € (Verheiratete) verdienen, diesen Zuschuss nicht
mehr bekommen.
Gewinn: ca. 9,3 Milliarden € (Bund, Länder, Gemeinden)
Kommt es so? Wahrscheinlich stufenweise. Grüne wollen lieber
die Sanierung von Altbauten fördern. Dadurch würde sich
das Einsparvolumen reduzieren.
So wie es aussieht, wird der Bündnisvertrag schnell und problemlos
geschafft sein. Joschka Fischer ist der starke Mann der Grünen,
Kanzler Schröder hat keinen Widersacher wie z.B. 1998 in Oskar
Lafontaine mehr. Diese beiden Männer verstehen sich gut, so
daß größere Konflikte nicht zu erwarten sind. Und
wurde in den vergangenen Wochen nicht schon beobachtet, wie sich
der Kanzler mit den Grünen gegen Spar-Chef Eichel gestellt
hat? So wird es eigentlich nur einen wirklichen Gegner dieser Einsparungen
am Ende geben: die Steuerzahler. Und die werden sich nicht von Haarfärbemitteln,
ruhigen Händen und Marathonläufen beruhigen lassen. Für
den Steuerzahler zählt nur eins. Das liebe Geld......
zurück
zur Spotlight-Übersicht
|