Spotlight: Krieg - Was macht die Konjunktur?
von Oliver Lexa

Irgendwie ist sich keiner sicher, aber alle meinen: Das Kaufverhalten wird sich nicht weiter verschlechtern, da es schon jetzt ziemlich mies ist. Natürlich fragt sich aber trotzdem jeder: Wie wird der Krieg unsere Konjunktur beeinflussen? Hellseher hätten hier die besten Chancen. Wir wollen an dieser Stelle drei Szenarien durchgehen: Ein kurzer Krieg von ein paar Wochen, oder ein Krieg über ein paar wenige Monate, oder (der schlimmste Fall) ein Krieg der länger als ein halbes Jahr dauert.

Schaut man sich jetzt mal an der Börse um, scheint man dort schon einen Trend zu erkennen. Allgemein, kann man sagen, wird wieder in Aktien investiert, man hofft, das es nur noch aufwärts gehen kann. Dax, Dow Jones und andere Indizes stiegen in den letzten Tagen. Dies ist mit der Hoffung zu begründen, das der Ölpreis dauerhaft niedrig bleibt, aber auch, das sich die Wirtschaft nach dem Kriegsende rasch erholt. Bisher haben die Börsen, als Frühindikator für die Wirtschaft, während früherer Kämpfe zwischen 2% und 18% zugelegt.

Einen Fehler darf man nur nicht machen. Wenn man den jetzigen Golfkrieg mit dem von 1991 vergleicht, muß man die Zeit bedenken, in der wir uns damals befanden. Deutschland (gerade vereint) hatte ein BIP (Bruttoinlandsprodukt) von 5,2 Prozent. 2001, 2002 belief sich das BIP auf rund 0,6% und 0,2%. Auch die Europäische Zentralbank verfügt nicht mehr über die nötigen Mittel, um die Konjunktur zu stützen. Dafür haben wir heute zu niedrige Zinssätze. Ebenso ist die Konsumlust der Konsumenten (und die kaufen 60% aller produzierten Dienstleistungen und Güter) seit Monaten sehr niedrig. Das hat aber auch nicht viel mit dem Irakkrieg zu tun, sondern eher mit der enormen Steuerlast und den steigenden Arbeitslosenzahlen.

Und sind eigentlich alle Probleme beseitigt, wenn der Krieg vorbei ist? Das ist schwer zu glauben. Nehmen wir einmal die Reise- und Urlaubsbranche. Hier ist man wegen dem Krieg zwar auch betroffen und merkt einen Rückgang, aber was passiert, wenn der Krieg vorbei ist, aber die Terroranschlagsgefahr noch nicht gebannt ist? Gerade die großen Urlaubszentren werden vermieden werden, da sie ein gutes Ziel bieten würden.
Eine andere Sache ist der US-Dollar. Ein niedriger Dollarkurs ist toll. Gerade wenn man in den USA Urlaub machen will. Aber für die europäische Exportwirtschaft (Deutschland hängt hier tief mit drin) ist der momentane schwache Dollar Gift. Die Amerikaner können es sich momentan auch nicht mehr erlauben so viel aus Europa zu importieren.

Diese Faktoren alleine zeigen irgendwo schon, das es schwierig werden wird, das die Wachstumsprognose der Regierung für 2003 von einem Prozent wirklich erreicht wird.

Dazu kommt nun noch die ungewisse Iraksituation. Wenn der Krieg länger dauert, könnten die Amerikaner, wie sie es schon 1991 getan haben, die Deutschen auffordern, sich an den Kosten zu beteiligen. Und dies würde bedeuten, das Deutschland Milliarden bezahlen muß. Ebenso könnte sich der Ölpreis plötzlich stark erhöhen. Die würde alle Branchen und auch den Konsum betreffen. Die Folge wäre eine Preiserhöhung von Gütern und Dienstleistungen, da die höheren Ölkosten wie eine Zusatzsteuer wirken. Wenn man den Experten trauen darf, bedeutet ein Preis von 35 Dollar pro Barrel (159 Liter) über vier Quartale gesehen, eine Verringerung des BIPs um 0,4 Prozent. Und ein langer Irakkrieg hat ebenfalls zur Folge, das die damit verbundenen höheren Kriegskosten nicht im US-Haushaltsplan berücksichtigt wurden. Dies trifft die US-Wirtschaft mit der Folge, das der Dollar nachgeben würde. Die deutsche Exportindustrie würde dies als erstes und am stärksten merken. Auch hier haben die Experten schon mal durchgerechnet: Eine Abwertung des Dollars um 10% würde in Deutschland ein Wachstumsverlust von 0,2 Prozentpunkten bedeuten.

Nimmt man dies alles zusammen, kommt man auf ein erschreckendes Ergebnis: Ein langanhaltender Irakkrieg könnte zu 1,2 Millonen mehr Beschäftigungslosen führen. Dieser Schock würde jahrelang bestehen, bis man ihn überwunden hat. Experten meinten erst im Jahre 2008 würde Deutschland dies gelingen. Aber was in den folgenden Jahren passiert, wissen wir leider auch nicht......Hellseher hätten es wirklich gut in diesen Zeiten...

Als kleine Anmerkung sei erwähnt: Sollten die USA einen langen, blutigen Krieg gegenüberstehen und würden sie anfangen, alle Kriegsgegner zu "strafen", wäre auch Deutschland betroffen. Nehmen wir an, in Amerika findet die "Don't buy German"-Kampagne statt. Dies würde wiederrum eine Verringerung des BIP von 0,4 Prozentpunkten bedeuten. Was das mit den oben genannten Annahmen bedeutet läßt sich schnell errechnen: Mehr als 1,0 Prozentpunkte alleine wegen dem Irakkrieg würden dem BIP "fehlen". Andere Situationen die Deutschland betreffen sind hier noch nicht eingerechnet......

zurück zur Spotlight-Übersicht