In
diesem Artikel wollen wir uns einmal einige Gedanken zum Thema "Schattenwirtschaft"
machen. Dabei interessieren uns insbesondere die Hauptursachen,
das Ausmaß, sowie die Effekte und Ergebnisse der Schattenwirtschaft
liegen.
Als
Hauptursache dieser "Wirtschaftsform" ist vor allem
die Belastung durch Steuer- und Sozialversicherungsabgaben zu nennen.
Diese liegt zwischen 45 bis 55% und die Tendenz geht dahin, das
diese Belastung noch weiter ansteigen wird. Aber dies ist nur ein
Punkt. Ebenso muss man die staatlichen Transferleistungen, hauptsächlich
im sozialen Bereich (4 bis 11%), insbesondere bei niedriger Erwerbsquote
anführen. Dies führt dazu, dass der Anreiz für Arbeitslose
und Frührentner sehr hoch ist, das Einkommen durch eine zusätzliche
Arbeit im "grauen Sektor" zu verbessern, ohne die staatlichen
Transferleistungen zu verlieren. Man sollte aber auch die zunehmende
Arbeitszeitverkürzung nicht außen vor lassen. Denn dadurch
vergrößert sich die allgemeine Zeit und damit die Möglichkeit
überhaupt in der Schattenwirtschaft tätig zu werden.
Man muss natürlich zugeben, das es auch oft auf die einzelne
Person ankommt, d.h. wie die subjektive Einschätzung der Steuer-
und Sozialversicherungsbelastung angesehen wird. Nicht jeder Mensch
möchte "schattig" arbeiten.
Wie
groß ist nun eigentlich das Ausmaß der Schattenwirtschaft?
Nehmen wir an, das sich die Schattenwirtschaft folgendermaßen
definiert:
Als
Schattenwirtschaft werden diejenigen Tätigkeiten gerechnet,
die in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung eine Wertschöpfung
darstellen, in den bestehenden amtlichen Statistiken aber nur
zum Teil ausgewiesen werden.Hierbei wird die freiwillige Arbeit
in wohltätigen Organisationen und die gesamte in privaten
Haushalten geleistete Arbeit ausgeschlossen. Es wird ebenfalls
keine rein finanzielle Transaktion, welche keine Wertschöpfung
erzielt, zur Schattenwirtschaft gerechnet.
Man
kann zusammenfassen, dass es schwer ist, eine "einheitliche"
Definition für Schattenwirtschaft zu finden, so daß man
sich nur auf eindeutige Fälle beziehen kann. Schwarzarbeit
zu erfassen ist schwierig, weil eigentlich - und logischerweise
- kein Beteiligter dies laut äußern würde. Aber
trotz allem, hinterläßt die Schwarzarbeit Spuren und
diese kann man verfolgen. Entweder durch Befragung auf freiwilliger
Basis der Bevölkerung, oder durch statistische Erhebungen zur
Steuerhinterziehung durch die Finanzbehörde. Letzteres enthält
aber oftmals nur den "offensichtlichen" Teil der Schwarzarbeit
und somit sind diese Informationen für eine langfristige Entwicklung
nicht aussagekräftig.
Was
kann man also machen?
Eine Lösung ist es, die Unterschiedsbeträge zwischen Einnahmen
und Ausgaben auf der Ebene der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
als auch auf der Ebene der Individualhaushalte sowie die Ermittlung
des Unterschiedsbetrags zwischen tatsächlicher und offizieller
Erwerbsquote zu ermitteln. Auch wenn dies für den Laien ziemlich
schwierig zu verstehen ist, kann ich sie beruhigen, dass trotz dieser
höchst mathematischen Betrachtungsweise verblüffende Ergebnisse
gefeiert werden können. Die Schätzungsbandbreiten liegen
relativ nahe zusammen und wenn man über mehrere Jahre hinweg
vergleicht, liefern sie ein sehr gutes Bild darüber, in welchem
Maß die Schattenwirtschaft zunimmt. Nach einer neueren Hochrechnung
kamen die Wirtschaftsexperten in Deutschland auf einen unglaublich
hohen Betrag für das Jahr 2002. Demnach soll die Schattenwirtschaft
mit durchschnittlich fast 350 Milliarden Euro "florieren".
Tendenz steigend. Betrachtet man nun andere Länder erkennt
man, dass auch diese Länder mit steigenden Zahlen zu kämpfen
haben. Deutschland liegt hierbei im Mittelfeld, aber die Schattenwirtschaft
wächst kontinuierlich. Da beruhigt es auch wenig, wenn Länder
wie Skandinavien oder die meisten südeuropäischen Länder
deutlich höher liegen.
Was
bewirkt die Schattenwirtschaft?
Die Schattenwirtschaft fügt der Allgemeinheit nicht unbeträchtlichen
Schaden zu, denn die Aktivität der Schattenwirtschaft entzieht
sich der Steuer- und Abgabebelastung, welche die in der offiziellen
Wirtschaft tätigen Akteure tragen müssen. Die Ungerechtigkeit
wird deutlich, wenn man sich überlegt, dass die Schattenwirtschaft
die rechtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen
in Anspruch nimmt, ohne sich an deren Kosten zu beteiligen.
Aber
ganz zum Teufel jagen darf man die Schattenwirtschaft auch nicht.
Durch sie erfolgt eine Ausweitung sowohl der Nachfrage als auch
des Angebotes an Gütern und Dienstleistungen, welche durch
die offizielle Wirtschaft nicht ausgelöst worden wäre.
Schattenwirtschaft führt (in Deutschland) zu einer Produktionsausweitung,
denn der inoffizielle Sektor benötigt Vorprodukte und Rohmaterialien,
deren Einkäufe in der offiziellen Wirtschaft zu höheren
Aufkommen von Umsatzsteuer auslöst. Und noch etwas ist wichtig:
Die Schattenwirtschaft schafft Einkommen, welches in anderen Wirtschaftsbereichen
neues Einkommen schafft und damit die steuerlichen Mindereinnahmen
abschwächt.
Aber
eines muss bewusst werden: Es ist sehr schwierig eindeutige Aussagen
über die Größenordnung und die Effekte der Schattenwirtschaft
auf die Staatsfinanzen zu machen, da die gesamte Wirtschaft, als
logischen Gründen, sehr undurchsichtig ist. Selbst Modelle,
die die Interaktion zwischen offizieller Wirtschaft und Schattenwirtschaft
simulieren sollten, lieferten bisher wenig brauchbare Hinweise.
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