Bei
den Gesprächen über die neue Gesundheitsreform haben Regierung
und Opposition einen gemeinsamen Weg gefunden.
Wenig
überraschend ist es, dass der Zahnersatz aus der gesetzlichen
Krankenversicherung ausgegliedert werden soll. Nun gut könnte
man meinen. Wenn das alles ist, lassen wir uns das ja noch gefallen.
Andererseits kommen Bedenken auf, wenn man sich überlegt, sollte
man weiterhin so geschröpft werden, beißt man sich an
den Zusatzbelastungen bald noch alle Zähne aus... und keiner
wird überhaupt noch am Hungertuch nagen können, weil er
sich die neuen Zähne nicht leisten kann...
Weiterhin
befand man es für sinnvoll, eine Praxisgebühr von 10 Euro
pro Arztbesuch und Quartal einzuführen. Das erscheint sinnvoll:
die Menschen sitzen nun nicht mehr stundenlang in Wartezimmern herum,
unterhalten sich und bleiben der Arbeit fern...... Wer weiterhin
auf diesen Luxus nicht verzichten will, muß eben zahlen.
Es
wurde aber sowohl von Seiten der Regierung als auch der Opposition
versichert, dass die Zuzahlungen bei keinem Bundesbürger mehr
als zwei Prozent des Einkommens betragen soll, bei chronisch Kranken
sogar nicht mehr als ein Prozent...
Aber: Liebe Minister, Regierungschefs und wie alle anderen eurer
Bande noch heißen... erst einmal sind zwei Prozent auf das
Einkommen immer noch eine enorme Belastung, gerade für den
Mittelstand, der jetzt schon unter der Zusatzbelastung stöhnt
und zum anderen glaubt doch keiner, dass es nicht auch mehr als
zwei Prozent werden können.
Aber
gegen diese Bedenken hat man vorgesorgt. Zusätzliche Belastungen
für die Patienten werden durch Beitragssenkungen ausgeglichen.
Hierbei sieht man vor, dass die Beiträge bis 2006 von derzeit
14,4 Prozent auf 13 Prozent gesenkt werden. Dazu werden mindestens
Einsparungen von 20 Milliarden Euro angestrebt. Der Zeitraum der
Reform erstrecke sich bis 2007.
Sicherlich führt das zu einiger Unmutsäußerung.
Sehen wir uns nur mal die Zahlen an. 14,4 - 13 = 1,4%... Durch die
Reform kommen aber bis zu 2% des Einkommens als Zusatzbelastung
dazu. Nun gut... Außerdem erstreckt sich die Reform bis 2006
hin. Irgendwie kann man hierbei zu dem Entschluß kommen, man
legt wiedermal mehr drauf.
Die
Einigung soll noch in dieser Woche den Gremien der Parteien und
Fraktionen zur Entscheidung vorgelegt werden. Beide Seiten gingen
von Zustimmung auch in dieser Runde aus. Für Dienstag ist ein
abschließendes Treffen der Konsensrunde vorgesehen.
Bei
Krankenhausbehandlungen sollen Patienten zehn Prozent, aber höchstens
300 Euro zuzahlen. Auch bei Medikamenten ist eine zehnprozentige
Zuzahlung - diesmal höchstens zehn Euro - geplant. Klingt alles
schön und gut, sieht man auch irgendwo ein, belastet den Steuerzahler
aber wieder. Langsam regt sich der Verdacht, wieso man noch eine
gesetzliche Krankenversicherung braucht, wenn die alltagsrelevanten
Zahlungen sowieso nicht mehr unterstützt werden.
Rezeptfreie
Arzneimittel sollen gar nicht mehr von der Kasse bezahlt werden.
Die ursprünglich geplante Positivliste, mit der Medikamente
als Kassenleistung ausgeschlossen werden sollten, soll nun doch
fallen gelassen werden. Da hat der Steuerzahler also den Salat.
Nun gibt es gar nichts mehr. Es ist zwar nicht wünschenswert
und ehrlich gesagt auch ziemlich gemein, aber hoffentlich sind unsere
Minister oft ein wenig kränklich, damit sie spüren, was
es bedeutet, alles aus der eigenen Tasche zu bezahlen.
Die
mögliche Gesamtbelastung der Patienten wurde in verhandlungsnahen
Kreisen auf 400 bis 600 Euro im Jahr geschätzt. Von ursprünglich
geplanten Strukturreformen, die auch Fachärzte, Apotheker und
Pharmabranche belasten würden, war nicht mehr die Rede.
Wenn ein Minister von einer geschätzten Belastung von 400 bis
600 Euro ausgeht, so weiß der deutsche Michel, dass ihn mindestens
einmal 600 Euro erwarten. 600 Euro mehr im Jahr? Anstatt mit den
gesamten Ministerstab Konsensgespräche zu führen hätte
man lieber Schulabgänger ohne Ausbildungsplatz, Auszubildende,
Studenten, Handwerker von Kleinbetrieben, den gesamten Mittelstand
und einige Arbeitslose einladen sollen und diese mal fragen, wie
glücklich sie sind, dass eine jährliche Belastung von
600 Euro ansteht.
Die
Ärztekammer hat sich derweil positiv über die Gesundheitsreform
geäußert. Sie begrüße die Entwicklungen, mache
aber gleichzeitig darauf aufmerksam, das durch die Beitragssenkung
auf 13 Prozent, dem Bundesbürger erklärt werden muß,
was er sich privat absichern kann.
Ebenfalls wurde ein eigenständiger Kompromissvorschlag unterbreitet.
Demnach soll der Zahnersatz künftig nur teilweise aus dem Leistungskatalog
der Gesetzlichen Krankenversicherung ausgegliedert werden. So könnten
die Versicherten ab 50 sowie Rentner auch weiterhin den Zahnersatz
erstattet bekommen, während sich die Jüngeren zusätzlich
privat versorgen müssten. Äußerungen aus Regierung
und Opposition wurden für bzw. gegen diesen Vorschlag noch
nicht laut. Das Argument, dass Rentner und Ältere bei der Reform
der Sozialsysteme bereits mehrfach zur Kasse gebeten worden läßt
man aber nicht zählen.
So
kann man jedem Bürger nur wünschen: Bleiben Sie gesund!
zurück
zur Spotlight-Übersicht
|