Für
viele Amerikaner ist die EU ein Schlaraffenland - zumindest, wenn
es um den Einkauf von Medikamente geht. Die Preise für Medikamente
liegen in der EU um ein Vielfaches unter den Preisen in den USA.
Ein paar Beispiele:
- Augmentin
(GlaxoSmithKline / Antibiotikum): 55,50$ (USA) - 8,75 €
(EU)
- Cipro
(Bayer / Breitbandantibiotikum): 87,99 $ (USA) - 40,75€
(EU)
- Glucophage
(Merck / Diabetesmittel): 124,65$ (USA) - 22€ (EU)
- Prilosec
(AstraZeneca / Magenmittel): 112$ (USA) - 49,25€ (EU)
Der
Grund für die hohen Preise in den USA ist ein Gesetz, das den
US-Großhändlern verbietet, günstige Präparate
aus dem Ausland einzuführen, um sie auf dem amerikanischen
Markt zu verkaufen. Anders als beispielsweise in Kanada können
die Hersteller die Preise frei bestimmen.
Nun
steht dieses Gesetz auf der Kippe. Im amerikanischen Kongress wurde
ein Gesetzesvorschlag auf den Weg gebracht, der Privatpersonen,
Apotheken und Großhändlern die uneingeschränkte
Einfuhr von Medikamenten aus Kanada, den Mitgliedsstaaten der EU
und anderen Ländern erlaubt. Nach einer hitzigen Debatte stimmten
243 Abgeordnete dafür und nur 186 dagegen. Nun muss das Gesetz
noch durch den Senat. Der Ausgang der dortigen Abstimmung ist ungewiss.
Das
wissen auch die Pharmakonzerne. Sie hoffen darauf, dass im Senat
der Gesetzesvorschlag gekippt wird. Sollten die Preise sinken -
so ihre Argumentation -, würden sich die gewaltigen Investitionen
nicht mehr rechnen. Allein Pfizer, der weltgrößte Pharmakonzern,
investierte im vergangenen Jahr 7 Milliarden Dollar in die Entwicklung
neuer Präparate.
Es
geht also um viel Geld. In den USA wurde 2002 mit verschreibungspflichtigen
Medikamenten über 270 Milliarden Dollar umgesetzt. Deshalb
fahren die Konzerne eine Kampagne, die auf Angst und Verunsicherung
aufbaut: Wenn die Einfuhr von Medikamenten aus anderen Industriestaaten
zugelassen würde, wäre die medizinische Versorgung in
den USA gefährdet. Fälschungen würden den Markt überfluten,
fehlerhafte Gebrauchsanweisungen den Patienten verwirren und ernsthafte
gesundheitliche Schäden bis zum Tod herbeiführen.
Die
Befürworter der Gesetzesänderung versuchen dieses in der
Tat nicht so einfach von der Hand zu weisende Problem zu entkräften.
So dürfen laut Gesetzesentwurf auch in Zukunft nur solche Medikamente
eingeführt werden, die von der FDA, der amerikanischen Zulassungsbehörde,
zugelassen sind und in Fabriken hergestellt wurden, die Amerikaner
zuvor inspiziert haben. Außerdem werden heute schon eine Vielzahl
von Präparaten im Ausland hergestellt, beispielsweise in China
oder Indien.
Gegen Fälschungen bietet der Gesetzesentwurf ebenfalls Vorsorge:
alle eingeführten Medikamente müssen mit eine speziellen
Verpackung samt Echtheitszertifikat versehen sein.
Den
großen Konzernen rennt die Zeit davon. Schon heute nutzen
pfiffige Unternehmer die bestehende Gesetzeslage: sie bringen Rentner
mit Bussen über die Grenze nach Kanada, wo diese sich billig
mit Tabletten und Tinkturen eindecken. Und den Zögerern im
amerikanischen Senat soll der Gesetzesentwurf auch schmackhaft gemacht
werden: diesen bieten die Befürworter an, für das Medicare-Programm
zu stimmen, einem Programm zur medizinischen Versorgung älterer
Personen, welches Präsident Bush lieber heute als morgen in
Kraft sehen möchte.
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