Spotlight: Billigware aus China
von Carsten Lexa
31.08.2003

Chinas größter Markt am Rande der Millionenstadt Yiwu, Futian genannt, ist der Einkaufsplatz Nr.1 für Billigwaren. und ein besonderes Beispiel für Chinas explosionsartig wachsende Privatindustrie. Tausende von Händlern bieten hier den Kunden ihre Waren an. Dabei wurden die 7.000 Verkaufsstände zu stolzen Preisen verkauft - umgerechnet 6.000 Euro mussten Bewerber für einen der begehrten Stände zahlen. Trotzdem gab es zwanzigmal mehr Bewerber als Stände - die Schwarzmarktpreise liegen bei umgerechnet 25.000 Euro.

Yiwu ist das Zentrum der Billigwaren. Tausende von Fabriken rund um die Stadt produzieren in Massen Spielzeuge, Hausgeräte, Textilien und Schmuck - alles zu unschlagbaren Preisen. Die 40% der Einwohner Yiwus, die hier als Billigarbeiter ihren Lebensunterhalt verdienen, arbeiten für umgerechnet 3 Euro am Tag, in Fabriken ohne gewerbliche Auflagen, ohne gesundheitlichen Schutz und ohne Beistand einer Gewerkschaft.

Schwächen in der Weltwirtschaft werden hier kaum gespürt. Dies ist auch nicht verwunderlich, denn die Kunden in Europa und Amerika brauchen diese Waren, um ihr Einkommensniveau zu verteidigen. Deshalb besteht für diese Art von Waren immer ein Markt, in Zeiten wirtschaftlicher Rezession mehr denn je.

Über 6.000 chinesische Markenprodukte haben in Yiwu ihren nationalen Vertriebspartner. Hier wird die frisch gefertigte Ware vom Großhandel übernommen. Die Produkte stammen aus Datang (der "Sockenstadt"), Suxi (der "Hemdenstadt") oder Wenzhou (der "Stadt der Knöpfe"). Die dortigen Hersteller beherrschen 80% des Weltmarktes. Es ist dieser Strom von Billigware, der den USA jährlich einen Handelsüberschuss von mehreren Milliarden Dollar beschert.

Die lokale Wirtschaft in Yiwu boomt. 5.000 Menschen drängen sich auf dem hiesigen Arbeitsmarkt, wo sich die Arbeitssuchenden und die Anbieter von Arbeit einfinden. Die Mehrzahl von ihnen bietet Arbeit……

Umgerechnet 13.000 Euro kostet der Quadratmeter des Grundstücks, auf dem sich der Markt Futian befindet. Vor wenigen Jahren war noch war das Grundstück wertlos. Und ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Geplant ist neben Futian ein Handelszentrum, welches ca. eine Milliarde Euro kosten wird. Außerdem ist ein neuer Großmarkt für Stoffe und Schreibwaren am Endstehen.

Der westlichen Welt werden die Billigwaren nicht ausgehen……

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