Was
versprechen Hedge-Fonds nicht alles für Vorteile gegenüber
herkömmlichen Anlageformen: hohe Erträge, niedriges Risiko,
niedrige Korrelationen mit anderen Anlageklassen, Profit sowohl
in steigenden wie auch in fallenden Märkten - es scheint so,
als hätte die Fondsbranche die optimale Anlageform entwickelt.
Und es verwundert nicht, wenn diese - immer wieder hervorgehobenen
- Vorteile in den Ohren baisse-gebeutelter Anleger wie Musik klingen.
Mit anderen Worten: ab 2004 - dem Jahr, in dem Hedge-Fonds wohl
auch in Deutschland zugelassen sein werden - brechen für Anleger
goldene Zeiten an.
Doch
halt! Kann etwas, das so verführerisch klingt, denn wirklich
wahr sein? Zumal nicht nur den Anlegern Vorteile versprochen werden,
auch die Fonds-Gesellschaften versprechen sich Vorteile, nämlich
in Form von hohen, stabilen, von der allgemeinen Marktentwicklung
unabhängigen Verwaltungsgebühren.
Betrachten
wir Hedge-Fonds also mal etwas genauer. Das Prinzip solcher Fonds
ist nicht übermäßig kompliziert. Der Fonds-Manager
kauft Aktien, die er für unterbewertet hält, und verkauft
gleichzeitig Aktien leer, die er für überbewertet hält.
Auf diese Weise koppelt sich der Fonds von der allgemeinen Marktentwicklung
ab. Diesem Prinzip folgte schon der erste, von Alfred Winslow Jones
1949 gegründete Hedge-Fonds.
Auf
der anderen Seite ist ein solcher Fonds dann natürlich in stärkerem
Maß von der Richtigkeit der Einschätzung seiner Manager
abhängig. Oder anders: ein Hedge-Fonds tauscht Marktrisiko
in Fähigkeitsrisiko. Diese Möglichkeit, in reine Managementfähigkeiten
zu investieren, ist es, die das Konzept der Hedge-Fonds so faszinierend
macht.
Betrachtet
man aber "normale" Aktienfonds genauer, so wird dieses
Grundprinzip auch hier angewandt: Wertpapiere, die der Fonds-Manager
für unterbewertet hält, werden übergewichtet, Wertpapiere,
die er für überbewertet hält, werden untergewichtet.
Im Gegensatz zum Hedge-Fonds besteht aber nicht die Möglichkeit
des Leerverkaufs, weshalb die normalen Fonds die Gewichtung in einzelnen
Papieren maximal auf Null reduzieren können.
Das
Prinzip der Hedge-Fonds hat nur einen Schönheitsfehler: es
ist nicht möglich, das Kapitalmarktrisiko gleichzeitig für
alle Marktteilnehmer zu reduzieren. Irgendjemand muß innerhalb
der gesamten Volkswirtschaft das Zins- oder das Unternehmensrisiko
tragen. Denn die Rolle des Kapitalmarktes besteht - leider - nur
darin, die Verteilung der gesamtwirtschaftlichen Risiken zu optimieren,
nicht hingegen sie gänzlich aufzuheben.
Damit
ist aber auch klar, dass Hedge-Fonds keinesfalls zu einer gesamtwirtschaftlichen
Verbesserung führen können, da es ausgeschlossen ist,
dass alle Anleger gleichzeitig hohe und stabile Erträge erlangen.
Irgendjemand muß auch weiterhin das unternehmerische Risiko
tragen, oder das Risiko der konjunkturellen Schwankungen. Es ist
ja nicht so, dass sich die riskanten Wertpapiere mit der Einführung
der Hedge-Fonds einfach in Luft auflösen.
Sowenig
also das gesamtwirtschaftliche Risiko vermindert werden kann, sowenig
kann das gesamtwirtschaftlich zur Verfügung stehende Investment-Knowhow
vergrößert werden. Je besser sich ein Manager schlägt,
umso schlechter muß ein anderer sein. Auch in der Vergangenheit
war es fast schon Gesetz an den Kapitalmärkten, dass nur die
allerwenigsten Manager mehrfach hintereinander besser waren als
der Gesamtmarkt (sprich der zugrunde liegende Index).
Zusammengefaßt
stellen sich also Hedge-Fonds nicht als der Weisheit letzter Schluß
dar. Getauscht wird nur das Risiko - Markt gegen Fähigkeit.
Auch in der Vergangenheit versprach so etwas nicht automatisch Erfolg.
War der Manager schlecht, dann war dies auch die Performance des
Fonds. Viele der Argumente für Hedge-Fonds entpuppen sich letztendlich
als leere Hüllen, es bleibt nur eine andere Art des Investments.
Warum
sich aber dennoch so viele Fürsprecher für Hedge-Fonds
finden wird spätestens dann klar, wenn man sich die Verwaltungsgebühren
solcher Fonds ansieht. Diese liegen nämlich teilweise deutlich
über denen vergleichbarer Aktienfonds, dazu kommt noch in den
meisten Fällen eine satte Gewinnbeteiligung. Für die Fonds-Gesellschaften
mit ihren gewaltigen Werbemaschinerien dürften sich die Hedge-Fonds
wohl wirklich als eierlegende Wollmilchsäue entpuppen.
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