Spotlight: Risiken und Chancen der Fluggesellschaften
von Carsten Lexa
01.03.2004

Den europäischen, asiatischen und amerikanischen Fluggesellschaften geht es nicht wirklich gut. Die Umsätze bei der reinen Personenbeförderung sinken seit Jahren, die Kosten steigen, und der Konkurrenzdruck ist mörderisch. Werfen wir mal einen Blick auf die Fakten:

Die Fluggesellschaften kommen unter Druck bei den Umsätzen. Der Grund liegt darin, daß die Unternehmen in den vergangenen Jahren enorm auf die Kostenbremse getreten sind. Während es 1999/2000 üblich war, daß Manager in der Businessclass oder in der First Class zu ihren Meetings flogen, so wird nun verstärkt Economy Class gebucht - die Touristenklasse. Eine andere Variante ist, daß Managern auf der Mittelebene von ihrem Unternehmen ein bestimmtes Budget vorgegeben wird, welches für Flüge verwendet werden kann. So kann der Manager dann vielleicht einmal First Class fliegen, muß aber bei weiteren Flügen mit der Economy Class vorlieb nehmen. Doch bei der Frage nach dem "Wie" der Verwendung wiederum haben auch die Unternehmen ein gewchtiges Wort mitzureden. Zwar kann der Manager selbst buchen, und damit auch seine Reiseklasse selbst entscheiden, jedoch kann er in Rechtfertigungszwang kommen, wenn er einen Flug gebucht hat, der um einen bestimmten Faktor teurer ist als ein vom Arbeitgeber vorgeschlagener Flug.

Zusätzlich sind die Kosten gestiegen. So befindet sich der Ölpreis seit Monaten auf einem für die Flugunternehmen hohen Niveau, was die Treibstoffkosten explodieren ließ. Dies konnte wiederum nur zum Teil über Absicherungsmechanismen aufgefangen werden. Und je länger der Ölpreis sein momentanes Niveau hält, umso unwirksamer werden diese Mechanismen.
Aber das ist nicht alles. Weiter kamen, insbesondere in Europa und Asien, hohe Tarifabschlüsse für die Piloten und das Flug- und Bodenpersonal. Insbesondere die Kosten für die Piloten stiegen im zweistelligen Prozentbereich - Kosten, die nicht eingespart werden können, weil ohne einen Piloten nun mal das Flugzeug nicht fliegt.
Und dann gibt es noch einen gewaltigen Kostenfaktor, der besonders in den letzten zwei Jahren zu Buche geschlagen ist: die Kosten für die gestiegenen Sicherheitsanforderungen bei Flügen, resultieren aus den Anschlägen auf das World Trade Center in New York vom 11. September. Als Folge dieser Anschläge haben insbsondere die Vereinigten Staaten von Amerika die Anforderungen an die Flgsicherheit zum Teil drastisch erhöht, angefangen bei der Bauweise von Flugzeugen (was zu Investitionen in die bestehende Flugzeugflotte führte) über Personaltraining bis hin zu neuer Hard- und Software für die Flugüberwachung und sogenannten "Sky Marshalls", die auf einigen Flügen eingesetzt werden.

Als Letztes werden die etablierten Airlines, die in Europa zumeist ehemalige staatliche Fluglinien sind (oder immer noch staatlich betrieben werden) immer stärker durch Billigfluglinien, "Low-Cost-Carrier" genannt, unter Druck gesetzt. Diese Airlines, in Europa z.B. "Rayanair" und "Germanwings", in den USA beispielsweise "Spirit-Airline" oder "Airtrans", bedienen normalerweise die beliebten Routen zwischen Großstädten, haben deshalb große Passagierzahlen, bieten verringerten Service, fliegen nur mit wenigen Flugzeugtypen (was die Wartungskosten niedrig hält), und können somit Preise bieten, bei denen die großen FLuglinien wie Delta, British Airways oder Lufthansa nicht mithalten können. Zusätzlich wurden die Low-Cost-Carrier lange Zeit von den traditionellen Airlines belächelt, weil diese dachten, daß Prinzip, nur einen Flug ohne großen Service anzubieten, würde sich nicht duchsetzen. Damit wurde aber ein gewaltiger Fehler gemacht, und nun brechen die Billig-Airlines bei den Besucherzahlen regelmäßig alle Rekorde.

Betrachtet man diese Probleme der Vergangenheit, dann stellt sich die Frage, wie die Zukunft der großen Fluglinien aussehen wird. Werden Sie komplett verschwinden, und die Low-Cost-Carrier werden dominieren? Oder werden neue Preis- und Service-Modelle den etablierten Airlines zu neuen Kunden verhelfen? Eher letzteres scheint der Fall.

Die Airlines haben gewaltig auf die Kostenbremse getreten. INsbesondere haben sie auf die mangelnde Nachfrage nach Business-Class- und First-Class-Reisenden reagiert, und bestücken ihre Flugzeuge mit weniger solchen Sitzplätzen. Daneben wurde eine komplett neue Economy-Class entwickelt, "Premium Economy-Class". Diese Flugklasse ist eine Mischung aus Economy-Class, mit Elementen aus der Business-Class, wie z.B. mehr Beinfreiheit. Dies ermöglicht den Airlines, höhere Preise zu verlangen (aber nicht so hohe wie in der reinen Business-Class), besseren Komfort zu bieten, und somit Kunden anzusprechen, die gerne mit Komfort reisen würden, aber nicht Business-Class-Preise zahlen wollen.

Weiter gibt es zur Zeit Überlegungen, reine Business-Class-Flüge anzubieten. Denn einen Bedarf nach einer komfortablen Flugmöglichkeit gibt es weiterhin. Viele Manager wollen ausgeruht am Ziel ankommen, und sind auch bereit, dafür zu zahlen. Dafür verlangen sie aber auch besonderen Service, den sie in einem "Mixed-Flight", also Business-Class und Economy-Class, nicht erhalten. Zwar kann die Stewardess den Vorhang zwischen den Reiseklassen zuziehen, aber die Reisenden der Business-Class müssen immer noch zum selben Airport, sitzen in der gleichen Maschine, und werden von den gleichen Verzögerungen betroffen wie die Passagiere der Economy-Class. Die Frage, an der aber eben zur Zeit schon gearbeitet wird ist nun, ob sich reine Business-Class- und First-Class-Flüge mit privilegiertem Service wie beschleunigtem Check-In und separaten Maschinen rechnen. Ein Problem, das sich ergeben könnte wäre, daß eine Airline, die an einem Flughafen nur über eine bestimmte Anzahl von Flugzeugplätzen verfügt, diese dann auch noch teilweise für ihre Business-Flüge zur Verfügung stellen müßte.

Das Passagiere gerne für Premium-Service bezahlen, erkennt man am Erfolg von Netjets. Netjets, ein Unternehmen der Berkshire Hathaway-Gruppe Warren Buffets, verkauft "Anteile" an seinen Jets. Die Kunden erkaufen sich damit das Recht, ein Flugzeug an einem bestimmten Airport startbereit zu haben zu demjenigen Ziel, welches sie wünschen. Eleminiert werden damit die üblichen Verzögerungen des traditionellen Luftverkehrs, und natürlich ist der Service rund um den FLug um längen besser als bei sonstigen Flugreisen.

Und noch eines darf man nicht vergessen: ein Großteil der Probleme der großen Fluggesellschaften ist auf den weltweiten Konjunktureinbruch und ein paar Sonderfaktoren zurückzuführen, die problematischerweise in einem relativ kleinen Zeitfenster auftraten. Sollte die Konjunktur irgendwann wieder rund laufen, dann werden auch automatisch die Passierzahlen steigen, und die Unternehmen werden auch wieder mehr Geld für Flugreisen zur Verfügung stellen. Und bis dahin können sich die Fluglinien weiter besseren Service für ihre Kunden ausdenken. Somit war das Auftreten der Billig-Airlines eine gute Sache - im Dienst des Kunden.

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