"Fundamentalanalyse".
Dieses Wort klingt so großartig, so gewaltig, dass viele Kleinaktionäre
staunend vor ihrem Wertpapierberater stehen, wenn dieser die neusten
Ergebnisse und Kennzahlen zu einem Unternehmen vorlegt, aus denen
dann - zumindest nach seinen Worten - offensichtlich wird, daß
man Papiere dieses Unternehmens kaufen müsse. Damit Sie, liebe
Leser, nicht nur staunend nur zuhören, sondern mitreden können,
wollen wir uns an dieser Stelle einmal mit den wichtigsten Kennzahlen
der Fundamentalanalyse beschäftigen.
Jeder
Anleger, der mit dem Gedanken spielt, eine neue Aktie zu erwerben,
sollte vorher anhand einiger Kennziffern das Potential dieser Aktie
abschätzen. Was am Anfang vielleicht verwirrend klingt, ist
im Grunde ganz einfach. Stellen Sie sich vor, sie kaufen ein Auto.
Da wird ihnen auch so manches Detail wichtig sein, bevor sie eine
große Summe Geld dafür ausgeben. Die einen wollen einen
niedrigen Verbrauch, dafür aber eine Klimaanlage. Den anderen
ist der Verbrauch egal, sie wollen Pferdestärken, Sportsitze
und Lederbezüge. Wieso macht man sich solche Mühe, ein
Auto auszusuchen; bei Aktien dagegen glauben die meisten Kleinanleger
den Worten ihrer Bankberater oder den (meist sinnlosen) Kommentaren
ihrer Bekannten, die selbst keine Ahnung haben. Die Antwort ist
einfach: Für jedes Auto gibt es einen sogenannten Kundenkatalog,
f ür Aktien findet man so etwas Praktisches nicht. Hier muß
man sich selber die Mühe machen und das Papier analysieren,
was aufwendig ist und Zeit kostet.
Beschäftigen
wir uns zunächst einmal mit den sogenannten "börsentechnische
Kennzahlen". Hierzu
gehört:
- die
Aktienanzahl
Diese Kennzahl stellt die gesamte Anzahl an Aktien eines Unternehmens
dar. Dazu gehören die ausgegebenen, am Markt erhältlichen
Aktien (sog. Streubesitz oder Free Float) und Aktien, die im Unternehmen
verbleiben oder im Altaktionärsbesitz sind.
- der
Gewinn je Aktie (Ergebnis je Aktie)
Diese Kennzahl gibt an, welcher Teil des gesamten Unternehmensgewinns
auf eine Aktie entfällt, was zur Beurteilung der Ertragskraft
dient. Der Gewinn je Aktie dient auch zur Berechnung des KGV.
- das
Kurs-Gewinn-Verhältnis oder kurz: KGV
Dies bezeichnet das Verhältnis zwischen Aktienkurs und erzielten
Unternehmensgewinn je Aktie. Das KGV ist ein Maßstab für
die Beurteilung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft. Bei
niedrigem KGV gelten Aktien als günstig und bei hohem als
teuer. Ein niedriges KGV kann jedoch auch durch schlechte Ertragslage
oder schlechtes Management entstehen, ein hohes KGV durch eine
Überbewertung einer Aktie.
- das
Kurs-Cash-Flow-Verhältnis oder kurz: KCV
Verhältnis des Aktienkurses zum Cash Flow. Das KCV dient
zur Liquiditätsbestimmung eines Unternehmens.
- die
Mitarbeiteranzahl
Hierbei handelt es sich eigentlich um keine börsentechnische
Kennzahl. In Bezug zu anderen Kennzahlen (z.B. Marktkapitalisierung)
ergeben sich aber oft interessante Informationen.
- die
Marktkapitalisierung
Entspricht der Anzahl der Aktien x Kurs der Aktie = Marktkapitalisierung.
Dies wird auch als der aktuelle Börsenwert eines Unternehmens
bezeichnet. Über die Marktkapitalisierung lassen sich u.a.
Größenvergleiche zwischen Unternehmen anstellen. Eine
hohe Marktkapitalisierung bei kleinen Unternehmen kann jedoch
auch auf eine Überbewertung deuten.
Darüber hinaus lohnt sich auch ein Blick auf die Umsatzrendite,
denn diese beschreibt den Gewinn eines Unternehmens bezogen auf
den Umsatz. Die Umsatzrendite ist ein Maßstab dafür,
wie profitabel ein Unternehmen ist. Je höher die Umsatzrendite
in Prozent, umso profitabler das Unternehmen.
Nun
wenden wir uns noch den sogenannten "betriebswirtschaftliche
Kennzahlen" zu. Hier wäre vor allem zu denken an:
- das
Anlagevermögen
Hier werden alle Gegenständeaufgezählt, die dazu bestimmt
sind, dauerhaft dem Geschäftsbetrieb des Unternehmens zu
dienen (z.B. Maschinen, Beteiligungen, Gebäude etc.).
- der
Break Even Point
(englischer Ausdruck für "Gewinnschwelle"). Ab
dem Break Even Point wird ein Gewinn erzielt.
- der
Cash Flow
(Englisch für "Liquiditätszufluss"). Der Cash
Flow dient zur Beurteilung der Finanzlage eines Unternehmens und
wird aus der Gewinn- und Verlustrechnung gewonnen. Je höher
der Cash Flow, um so besser ist die Finanzlage des Unternehmens.
- das
Einkommen vor Steuern (EBT)
(in Englisch: Earnings Before Taxes). Diese Ertragskennzahl wird
ermittelt aus dem Jahresüberschuss vor Steuern. Aussagekräftiger
sind die Kennzahlen EBIT und EBITDA.
- das
Einkommen vor Zinsen und Steuern - EBIT
(in Englisch: Earnings Before Interest and Taxes). Das EBIT ist
eine absolute Ertragskennzahl eines Unternehmens und wird ermittelt
aus dem Jahresüberschuss vor Steuern, Zinsergebnis und vor
außerordentlichem Ergebnis. Das EBIT ermöglicht eine
vergleichbarere Aussage über die eigentliche operative Ertragskraft
eines Unternehmens.
- das
Einkommen vor Zinsen, Steuern und Abschreibung - EBITDA
(in Englisch: Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and
Amortization). Das EBITDA ist eine absolute Ertragskennzahl eines
Unternehmens und setzt sich zusammen aus dem Jahresüberschuß
vor Steuern, dem Zinsergebnis und den Abschreibungen des Unternehmens.
Das EBITDA ist eine international weitverbreitete und aussagekräftige
Kennzahl zur Beruteilung der operativen Ertragskraft eines Unternehmens.
- das
Eigenkapital
Das Eigenkapital ist das bilanziell ausgewiesene Grundkapital
einer Aktiengesellschaft.
- die
Eigenkapitalquote:
Die Eigenkapitalquote errechnet sich nach der folgenden Formel:
Eigenkapital / (Eigenkapital + Fremdkapital) = Eigenkapitalquote
Dies entspricht dem Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital.
- der
Jahresüberschuss
Der Gewinn eines Unternehmens nach dem Handelsrecht. Der Jahresüberschuss
einer Aktiengesellschaft kann im Unternehmen verbleiben (Gewinnrücklagen)
oder als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Über die Verwendung des Jahresüberschusses entscheidet
die Hauptversammlung.
- der
Operativer Gewinn
Der Gewinn den ein Unternehmen mit seinen eigentlichen Geschäftsfeldern
verdient (z.B. Opel mit Autos). Gewinne durch Devisen- oder Immobiliengeschäfte
gehören bei einem Kfz-Hersteller z.B. nicht dazu.
- das
Umlaufvermögen
Alle Vermögensgegenstände, die nicht dazu gedacht sind,
dauerhaft dem Geschäftsbetrieb des Unternehmens zu dienen.
(z.B Vermögenswerte, Liquiditätsbestände). Ddauerhafte
Vermögensgegenstände finden sie in der Kennzahl Anlagevermögen.
- der
Umsatz
Dieser Punkt faßt alle Erlöse, die im Geschäftsjahr
erwirtschaftet wurden, zusammen.
Zwar
wissen Sie jetzt noch nicht, wie Sie die gewonnen Kennzahlen interpretieren
können (dies erfahren sie an anderer Stelle auf den Seiten
des Investorweb - z.B. im Bereich "Investmentguide").
Aber zumindest sind Ihnen diese Begriffe jetzt nicht mehr fremd
und Sie können diese entsprechend zuordnen. Und wenn sie jetzt
noch nicht wissen, wie und wo sie nachschauen müssen, um die
Informationen zur Berechnung der Kennzahlen zu erlangen, kann ich
Sie beruhigen. Für die meisten Kennzahlen finden Sie beispielsweise
im Aktienteil Ihrer Tageszeitung die nötigen Informationen;
auf der Homepage des betreffenden Unternehmens unter der Stichwort
"Investor Relations" sollten sie ebenfalls die Informationen
erhalten, die sie suchen.
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