Hightech-Aktien - Kurse ohne Wert?
von Carsten Lexa

Selten waren sich Analysten so uneins wie momentan, was die Bewertung von Aktien aus dem Hightech-Bereich angeht. Während die eine Gruppe Aktien aus diesem Bereich noch immer für überbewertet hält, sieht die andere Besserung für die Realwirtschaft am Horizont und rät zum Einstieg in diese Papiere.

Die Argumente sind in beiden Fällen altbekannt:
Die Vertreter der Überbewertung weisen auf die geschrumpften (oder - in vielen Fällen - sogar in den Verlust gedrehten) Gewinne der Unternehmen hin und hegen eine gewisse Hoffnungslosigkeit dahingehend, was die Verbesserung der Situation betrifft. Die Vertreter der anderen Gruppe führen gerade die zwischenzeitlichen Konsolidierungsbemühungen der Unternehmen hinsichtlich Kapazitätsauslastung, Mitarbeiter und Kostenstrukturen an.

In der Tat scheint gerade dieser Prozeß der Kostenoptimierung den Boden für einen neuen Konjunkturaufschwung zu bereiten. Vergessen wir nicht: In der Rezession werden (notwendige oder auch nur lediglich hilfreiche) Investitionen zurückgestellt und bilden in der Zukunft ein latent vorhandenes Auftragsvolumen.

Besonders deutlich tritt dies im Bereich der Produktion von Mobilfunktelefonen hervor. NOKIA ist umstritten wie selten zuvor. Die Negativ-Argumente beruhen auf der Marktsättigung (besonders in Europa). Dies kann man schwerlich bestreiten. Allerdings mündet jeder Innovationszyklus in einen sog. "geregelten Bedarf". Dies stellt das Niveau für Ersatzbeschaffungen und Neubedarf der nachfolgenden Generationen dar. Und eines dürfte auch klar geworden sein: Handys halten nicht ewig. Im Gegenteil. Anfällig sind die Akkus, die Displays und nicht zuletzt die (gerade für SMS) viel benutzte Tastatur. In der obigen Argumentation ist außerdem weder der Neubedarf in China und USA berücksichtigt, noch der sichtbare Trend zum 40-prozentigen Weltmarktanteil NOKIA´s.

Eines der wichtigsten Argumente für einen neuen Aufschwung ist allerdings der Basiseffekt. In Kürze werden die Daten des Vorjahres für Vergleiche herangezogen, welches für die Unternehmen sehr schwer war und schlechte Ergebnisse brachte. In diesem Moment wird die Basis günstig (also die Ergebnisse der Quartale im letzten Jahr) und die Kurse erscheinen nicht "zu teuer", wie von den Pessimisten immer wieder dargestellt. Im Gegenteil. Plötzlich sind diese Aktien niedrig bewertet.

Man kann es auch anders ausdrücken: Nicht jede Überbewertung ist eine Spekulationsblase. Ein Unternehmen, das wie INFINEON ins Minus gerutscht ist, kann keine vernünftige Bewertung auf der Basis des Gewinns haben, welchen Gewinns auch? Zyklische Phasen produzieren also - ebenso wie Hysterien - Bewertungsblasen. Die Beurteilung, ob das zyklische Tal überwunden wird, ist also wichtig. Wenn das betrachtete Unternehmen einen negativen Cash-Flow generiert und ausblutet, so ist zweifellos äußerste Vorsicht angebracht. Wenn es diese Phase zur Regenerierung und Sanierung benutzt, wo wird es gestärkt in den nächsten Aufschwung gehen.

Und was sich in all den Jahren noch immer bewahrheitet hat: die Börse läuft anders als erwartet. Und erst recht anders, als die Volkswirte es "errechnen". Die Börse reagiert nicht logisch sondern psychologisch. Liquidität und Erwartung sind nach wie vor das Brot der Börse - Bewertungen stellen nur Ausgangs- bzw. Bezugspunkte dar.

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