Krise als Chance - Investition in Bildung
von Carsten Lexa

Anleger finden sich momentan in einer Krise wieder: der Traum von finanziellem Wohlstand ist für viele in weite Ferne gerückt ist - zwangsläufig, aufgrund der Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Ausschlaggebend für die Zerstörung des Traums war auf der einen Seite die Talfahrt der Aktienkurse, der Anstieg der Lebenserhaltungskosten und die Sorge um den Arbeitsplatz. Auf der anderen Seite wurde das Vertrauen der Anleger in das grundsätzliche Funktionieren der Wirtschaft durch so nicht gekannte Bilanzskandale erschüttert. Die Verluste mit den eigenen Investments haben den Menschen vor Augen geführt, dass bei Geldanlagen nur die Ungewissheit sicher ist, oder nach Kostolany:

„Gewinnen kann man, verlieren muß man.“

Dabei sind Aktien nur die Spitze des Eisbergs, andere Geldanlagen sind genauso betroffen, nur kann man hier die finanziellen Einbußen erst mit Verzögerung wahrnehmen - so z.B. bei Kapitalversicherungen oder Immobilien. Die Ablaufleistungen der Lebensversicherungen sind nämlich in den letzten Jahren zum Teil stark gesunken. Und wer zurzeit Immobilien verkaufen will muß froh sein, wenn er überhaupt einen Käufer findet, wobei er oftmals gehörige Abschläge auf den Preis hinnehmen muß.

Nun erwächst aus jeder Krise eine neue Chance. In der gegenwärtigen Krise liegt die Chance in der Möglichkeit, sich auf alte Tugenden wie Arbeit, Sparsamkeit und Ehrlichkeit zurückzubesinnen. Im Kampf um Arbeitsplätze zeigt sich der Wert von Bildung. Die steigenden Lebenserhaltungskosten beweisen wie wichtig es ist, in guten und in schlechten Zeiten sparen zu können. Und durch das Platzen der Spekulationsblase an den Aktienmärkten wird deutlich, dass sich viele Anleger selbst betrogen haben, mithin nicht ehrlich waren: sie lebten in dem Glauben, zu Risiken bei der Geldanlage bereit zu sein, in Wirklichkeit waren sie jedoch auf Sicherheit bedacht. Die Angst, den eigenen Fehleinschätzungen und - in der Folge - Verlusten ins Auge zu blicken, ist bei der Geldanlage eines der Hauptprobleme bei der Vermeidung von Verlusten. Ehrliche und nüchterne Selbsteinschätzung ist schwieriger, als es auf den ersten Blick aussieht. Denn, so banal es auch klingen mag, die für eine bestimmte Person richtige Geldanlage ist die, bei der diese Person ruhig schlafen kann. Wer ständig in Angst um sein Geld lebt, der wird von dieser Angst handlungsunfähig gemacht und jedweder planvollen Strategie beraubt.

Wir wollen unser Augenmerk im weiteren Verlauf dieses Artikels auf die wichtigste Geldanlage der meisten Menschen richten: die Arbeitskraft.
Leider wird dieser Faktor von vielen zu wenig beachtet. Autos werden jedes Wochenende auf Hochglanz poliert, Häuser werden von Zeit zu Zeit renoviert. Nur bei der Investition in die eigene Arbeitskraft, also in die Fortbildung - mit anderen Worten in die eigene Bildung -, da sieht es ziemlich düster aus. Denn Bildung kostet Geld, und die Früchte seiner Investition kann man erst in der Zukunft ernten, wobei diese Zukunft oftmals nur sehr vage zu erkennen ist.

Doch auf Dauer gesehen ergeben sich aus einer Investition in Bildung nur Vorteile. Denn wer in Bildung investiert, stellt zu Recht auch Ansprüche. Dadurch steigt die Qualität der Ausbildung. In der Folge besteht dann die Aussicht auf ein höheres Einkommen. Die meisten Menschen können sich nicht vorstellen, wie sich eine Investition in Bildung rechnen soll. Aber wir wollen mal ein einfaches Beispiel machen: Wer in der Jugend in die eigene Bildung 50.000 Euro investiert hat und in den folgenden 30 Jahren jeweils 5.000 Euro mehr verdient als die Menschen, die diese Investition nicht getätigt haben, erzielt eine Verzinsung von 9% pro Jahr. Dies ist auf den ersten Blick so nicht zu erkennen, lässt sich aber schnell mit einem Zinsprogramm ausrechnen. Solche Renditen sind sonst nur mit Aktienanlagen zu erzielen.
Wenn man nun einmal annimmt, dass die Einkünfte sogar dauerhaft 10.000 Euro höher sind als bei denjenigen Menschen, die diese Investition nicht vorgenommen haben, dann explodiert die Rendite auf 20%! Daran wird deutlich sichtbar, wie rentabel Bildung sein kann.

Die so getroffene Feststellung gilt natürlich nicht nur in der Ausbildungsphase, sondern auch für die Fort- und Weiterbildung. Viele Menschen zwischen 40 und 45 Jahren fragen sich, wie sie 25.000 Euro anlegen sollen. Warum nicht in Bildung investieren? Wer die oben genannte Summe von 25.000 Euro in Fort- und Weiterbildungsprogramme investiert, der muß im Jahr „lediglich“ ca. 4050 Euro mehr verdienen als vor der Investition, damit seine Investition innerhalb von 10 Jahren mit 10% rentiert.
Dies ist auch keine utopische Annahme, denn viele Arbeitgeber honorieren die neuen Fähigkeiten der Mitarbeiter mit höheren Gehältern (und bei einer niedrigeren Investitionssumme muß natürlich auch die Rückflusssumme niedriger sein). Darüber hinaus hat die Bildungsinvestition noch einen anderen Vorteil: in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten droht der Verlust des Arbeitsplatzes nicht so schnell wie bei einem, der auf Bildung verzichtet und leicht austauschbar ist.

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