Don Joseph de La Vega: Die Verwirrung der Verwirrungen


Don Joseph de La Vega

"Die Verwirrung der Verwirrungen -
4 Dialoge über die Börse in Amsterdam"

Preis: 25,- €
Börsenmedien AG-Verlag, 2. Auflage, 220 Seiten
ISBN: 3-922669-10-7

 

 

Inhaltsangabe:
Das mittlerweile in der 2. Auflage erhältliche Buch ist ein (bearbeiteter) Nachdruck der deutschen Ausgabe des 1688 erschienenen Buches "Confusion de Confusiones". Diese deutsche Ausgabe wurde von André Kostolany dem Börsenmedien AG-Verlag zum Nachdruck zur Verfügung gestellt.
In diesem Buch wird in 4 fiktiven Dialogen zwischen einem Kaufmann, einem Philosophen und einem Aktionär die Situation an der Amsterdamer Börse zu Zeiten der Ost- und Westindischen Kompanie gegen 1688 dargestellt.

Da zwar das Wesen der damaligen Amsterdamer Börse den heutigen Börsen gleicht, die gehandelten Papiere sich aber in ihrer Art von den heutigen Aktien unterscheiden, ist den Dialogen eine erläuternde Einleitung vorangestellt, in welcher das Handelssystem, die Wertpapiere, die Umsätze, die Kursfeststellungen, das Maklerwesen und dergleichen mehr erläutert wird.

In den Dialogen selbst erklärt sodann der Aktionär dem Kaufmann und dem Philosophen die Eigenarten der Börse.
Der erste Dialog handelt von den Ursprüngen des Handels mit Wertpapieren, den beteiligten Parteien und den verschiedenen Arten der Wertpapiergeschäfte mit ihren Besonderheiten.
Im zweiten Dialog geht es um Kursschwankungen und ihren Gründen, Hausse und Baisse, Tatsachen und Erwartungen, den Grundsätzen der Aktienspekulation sowie den irrationalen Verhaltensweisen der Börsenteilnehmer.
Der dritte Dialog beschäftigt sich dann detailliert mit Geschäftsgebräuchen und -abschlüssen, Börsenoperationen und Arten der Börsengeschäfte, Ducaton-Spekulationen sowie der Bedeutung und dem Verhalten der Kursmakler.
Im vierten und letzten Dialog schließlich werden die unterschiedlichen Manöver der Baissiers und die Konter der Haussiers sowie einige Praktiken der Makler aufgezeigt. Es geht grundsätzlich um den Versuch der Lenkung des Maktes in eine bestimmte Richtung und den dazu zur Verfügung stehenden Kniffen sowie Kontermaßnahmen.

Der gesamte Nachdruck liegt in einer nachbearbeiteten Fassung vor: so wurde zum einen die weitschweifige Originalfassung unter Erhalt von Sinn und Zweck des Originaltextes gekürzt (z.B. Elimination von überflüssigen Beispielen und unübersetzbaren Wortspielen), zum anderen wurden bestimmte Begriffe und Namen und Personen sowie historische Gegebenheiten in zahllosen Fußnoten erläutert; dabei wurden auch offensichtliche Fehler im Original korrigiert.

Persönlicher Kommentar:
Gleich zu Beginn fällt einem die altertümlich anmutende Sprache auf (der Text wurde nicht der heutigen Sprache angepasst). Dies erschwert das Lesen nicht unerheblich und mindert den Lesefluß. Auch sollte man bedenken, dass viele der beschriebenen Geschäftsgebaren und -besonderheiten speziell an der Amsterdamer Börse in der Zeit um 1688 vorzufinden waren. Dies ist historisch ungemein interessant, jedoch für die heutige Zeit insoweit ohne praktischen Wert.

Verblüfft war ich dagegen von der Tatsache, dass einige der Grundprinzipien der heutigen Wertpapieranlage schon1688 von de La Vega beobachtet wurden, z.B. keinen Rat an andere zu erteilen (S.66), Gewinne zu realisieren (S.66), die Vergänglichkeit von Buchgewinnen (S.67), die Notwendigkeit von Geld und Geduld (S.67) sowie Aktien nicht zu "heiraten" (S.80). Auch konnte de La Vega erkennen, dass die Erwartung einer Tatsache mehr zählt als ihr tatsächliches Eintreffen (S.81).

Abschließend kann ich sagen, dass sich jeder, der mit dem Gedanken spielt, dieses Buch zu erwerben, wissen sollte, worauf er sich einlässt, weil sonst die Enttäuschung u.U. groß sein wird. Die Sprache ist schwierig und die beschriebenen Situationen nicht immer auf die heutige Zeit übertragbar. Als Zeitdokument ist dieses Buch aber von großem Wert. Für besonders lesenswert halte ich den 2. Dialog, weil in ihm einige Grundprinzipien und -mechanismen erläutert werden, die zur damaligen Zeit galten und auch noch heute - mehr denn je - Geltung beanspruchen.

Warum Sie dieses Buch lesen sollten:
In Zeiten großer Börsenhaussen hört man immer wieder (zuletzt in den Jahren 1999/ 2000) Kommentare in dem Stil, dass "jetzt alles anders sei, die Weltwirtschaft auf eine völlig neue Grundlage gestellt wurde, und die Vergangenheit sich an den Börsen nicht wiederholen wird." Mit Hilfe dieses Buches lässt sich aber belegen, dass die Mechanismen der Börse und ihre Reaktionen auf wirtschaftliche Ereignisse uralt und unverändert sind, und sich in der Tat immer wieder wiederholen. Wer dieses Buch liest, der kann künftig oben genannte Kommentare mit der lapidaren Entgegnung "Geschwätz" begegnen, da er weiß, dass sich die Börsen heute genauso darstellen, wie sie es in der Vergangenheit getan haben.

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