Campi´s Corner: Der Krieg des George W. Bush
von Thomas Badtke

Moin,

nach der Wiederwahl der Koalition und dem Abschluss des Koalitionsvertrages der beiden regierenden Parteien SPD und Grüne sollte die nötige politische Ruhe für eine Jahresendrallye gelegt sein. Sollte man meinen. Doch die große Politik wird nicht im Inland gemacht, sondern im Ausland. Genauer gesagt in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem kapitalistischen Resozialisierungskurs, den die Völkergemeinschaft, genauer gesagt die USA mit den ihnen nahestehenden Organisationen WTO und IWF, dem einstigen und einzigen amerikanischen Gegenpart Russland aufoktroiert hat, sind sich die Wirtschafts-, wie auch Sozialwissenschaftler weltweit einig, dass die Vereinigten Staaten, auch oder gerade weil unter einem Präsidenten George W. Bush, die einzige noch verbliebene Weltsupermacht sind. Während man vielerorts nach der Jahrstausendwende mit einem Jahrhundert des Friedens rechnete, lebt man nun, Usama bin Ladin oder dem CIA sei Dank, in einer Welt, die auch durch den neuen Anschlag auf Zivilisten in Bali, noch unsicherer geworden ist. Nach dem für die gesamte Weltbevölkerung einscheidenden Erlebnis des 11. Septembers 2001 wurden zwar die Worte Sicherheit und Freiheit immer wieder in den Mund genommen, aber wer sich in der Marktsystemtheorie ein wenig auskennt, wird schon festgestellt haben, dass beides gleichzeitig nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss ist.

Was will der eigentlich von uns, werden Sie als Leser jetzt denken. Hier geht's doch um Wirtschaft, Börse, Aktien, Reichtum..... Richtig. Aber nur mit einem normativ-kulturellen und politisch-institutionell ausreichend definierten Rahmensystem hat das Wirtschaftssystem die Möglichkeit seine Komplexität zu erhöhen und damit selektionsresistenter zu werden, d.h. auf Einflüsse aus der unmittelbaren Umwelt schneller und besser, d.h mit geeigneten Mitteln zu reagieren. Beim Fall "Enron" hieß das: neue Gesetze und die Schlagwörter "Corporate Governance".

Wenn ein Politiker allerdings, der früher Minderheitsanteile an den Texas Rangers besaß, mehrere Unternehmen in Richtung Ruin trieb, Alkoholiker war, sich für neoliberal hält und dennoch Gesetze so verändert, dass es ihm ein leichtes ist, Grundstücksenteignungen zum eigenen Vorteil durchzusetzen, dann ist etwas faul im Staate Dänemark. Es geht hier nicht um Silvio Berlusconi, sondern um George W. Bush. Unter dessen Vater wurde schon einmal ein Krieg geführt, nur um von den innenpolitischen wirtschaftlichen Schwierigkeiten abzulenken. Natürlich ist das mit dem Krieg so eine Sache. Von einem Krieg profitieren gar viele. Die Medien und die Rüstungsindustrie zu aller erst. Ist der Krieg erfolgreich, was naturgemäß - ähnlich wie beim Wort Terrorist - Definitionssache ist, hilft es normalerweise dem Politiker wiedergewählt zu werden, also im Endeffekt seine Macht zu erhalten. Während man in Deutschland nach Scharping, Özdemir und Hunzinger ein Offenlegen der Lobbyismustätigkeit und der damit verbundenen Interessenkonflikte fordert, gilt dies in Amerika bereits als vollzogen. Dort hält man es für normal, dass beispielsweise Microsoft, nicht nur die Demokraten, sondern auch die Republikaner im Wahlkampf unterstützt. Warum denn auch nicht? Schadens kann es auf jeden Fall nicht. Und wohin sollte der Softwareriese sonst seine Monopolmilliarden investieren? In Produktverbesserungen??? Hört sich doch alles nicht so schlimm an? Stimmt auch wieder. Also weiter im Text.

George W. Bush, der zwar, wie mehrere Biografen festgestellt haben, ein Wahnsinns-Namensgedächtnis besitzen soll, in der Allgemeinbildung aber bisweilen schon einmal arge Diskrepanzen vorzuweisen hat, ist, man erinnert sich noch dunkel, nur Präsident der USA geworden, weil in einem gewissen Sonnenstaat namens Florida nicht alle Wählerstimmen ausgezählt wurden, auf Geheiß des dortigen Gouverneurs. Dieser heißt Jeb Bush. Na, ist das vielleicht der Bruder jenes Präsidentschaftskandidaten George W. Bush? Richtig! Interessiert es jemanden: Nein. Es sollte aber. Gehen die Pläne der Bush-Administration auf und wird ein Irak-Krieg im nächsten Jahr (Start mit hoher Wahrscheinlichkeit im Februar) "durchgezogen", bleibt die Weltwirtschaft auf der Strecke. Und während jeder Amerikaner bisher 70.000 US-Dollar Verlust an den Börsen eingefahren hat (JEDER), war das dann wohl nur die Spitze des Eisbergs. Bereits heute warnen Ökonomen weltweit vor einem solchen kriegerischen Präventivschlag der Amerikaner bzw. der Bush-Regierung und ihrer kriegstreiberischen Kräfte Cheney, Rumsfeld, Rice, Wolfowitz - um nur einige zu nennen. Das Pulverfass Naher Osten, sowieso schon arg in Mitleidenschaft gezogen, durch den Ex-General und Israeli Scharon, der hin und wieder ebenfalls als Kriegstreiber und Mörder bezeichnet wird und dessen Stab, sowie den immer wieder aufkeimenden Kaschmir-Konflikt zwischen Pakistan und Indien, könnte dann explodieren mit unabsehbaren Folgen. Während Indien, Pakistan und vor allem Israel über Atomwaffen verfügen, soll der Irak gerade wegen seiner Massenvernichtungsmittel "präventiv demokratisiert" werden.

Nun kann man zum Thema Saddam Hussein stehen wie man will. Die Scheinheiligkeit jedoch, mit der Amerika in den Krieg ziehen will, schreit gen Himmel. Erst besorgt man Saddam Hussein Daten und Informationen zum Bau von biologischen Waffen, gibt im Lagepläne und baut ihn auf bzw. unterstützt ihn im Kampf gegen Ajatollah Chomeini, fördert seinen Einmarsch in Kuwait, indem man ihm grünes Licht für eine solche Aktion gibt, nur um den Irak dann zu bombardieren, Flugverbotszonen einzurichten und die Bevölkerung dafür bezahlen zu lassen, dass sie einen Führer namens Saddam Hussein loyal gegenüberstehen. Mittlerweile hat sich zum Glück die Meinung immer mehr durchgesetzt, dass dieses Verhalten der Amerikaner und ihres Schoßhündchens Großbritanniens unter dem Deckmantel des Krieges gegen den Terror ein Krieg um die weltweiten Rohstoffressourcen darstellen. Der Irak ist hier nur ein Schauplatz unter vielen. Nach dem Irak kommt der Iran an die Reihe, da er es wagt den amerikanischen und britischen Ölkonzernen am Kaspischen Meer Paroli zu bieten. Das Beispiel Afrika stellt hier im großen globalen Ressourcenwettstreit das größte Verbrechen an der Menschlichkeit dar, wird allerdings dank der gleichgeschalteten und immer unkritischeren Medien kaum beachtet.

Hier schließt sich jetzt der Kreis:
Der Ölmann George Bush, wirklich durch Öl reich geworden und mit Verbindungen zu einem gewissen Saudi bin Ladin (nachzulesen in James Hatfields Buch: "Das Bush-Imperium") und dessen Sohn George W. Bush, reich geworden durch Swaps und, wie gemunkelt wird, Insiderhandel, stehen beide auf Kriegsfuß mit dem Irak. Die amerikanische Bevölkerung steht neuerdings wiederum auf Kriegsfuß mit der Bush-Regierung, da die Wirtschaft nicht nur lahmt, sondern schon seit Monaten quasi tot ist. Die Wiederwahl Bushs ist mehr als gefährdet. Eine ehemalige Justizministerin verwies hier in einem "von ihr nie so gesagten" Vergleich auf die Parallelen zu einem Österreicher. Dieser hatte auch schon von inneren Schwierigkeiten abgelenkt, indem er außenpolitisch "rangeklotzt" hat. Allerdings könnte sich das Handeln von Bush gegenüber dem Irak als Bumerang erweisen. Nicht nur im Irak, sondern auch in Amerika selbst und in Europa. Während die Amerikaner nur schnell das Übel Hussein beseitigen wollen, sollen die Europäer den Wiederaufbau des Irak übernehmen. Wie in Afghanistan oder im Kosovo bzw. in Palästina, wo in erster Linie, die Deutschen zahlen mussten dafür, dass die Amerikaner die sogenannte Drecksarbeit vor Ort erledigt haben. Das Problem Irak ist damit nicht gelöst. Vom Krieg gegen den Terror und der vollständigen Beseitigung eben diesen Terrors wird man nach einem Irakkrieg weiter entfernt sein, als die Nasdaq von 4500 Punkten. Ein Irakkrieg würde die ohnehin schon vorhandene Rezession noch verstärken. Da wir in einer globalisierten Welt leben, wo sich die europäischen und asiatischen Börsen schon krank melden, wenn die amerikanische Börse nur leise hüstelt, käme ein solches Szenario dem Ende gleich. Bereits jetzt gilt die Krise der Weltwirtschaft als stärkste seit mehr als 20 Jahren. Das Jahr 1929 will ich mal nur so im Raum stehen lassen.

Noch ist es nicht zu spät (dieser Satz lässt einen frösteln, oder?). Aber für einen Aufschwung müssen Reformen nicht nur im wirtschaftlichen Bereich, sondern vor allem im rechtlichen und kulturellen Sektor her. Wenn sich die Welt nicht zurück in die Steinzeit bomben will, muss etwas getan werden. Manche schlagen ein neues Bretton-Woods vor um der anhaltenden weltweiten Finanzkrise Herr zu werden. Allein die Gedanken zu etwas Neuem bzw. hier etwas Altem zu lenken und über Ideen für etwaige Lösungen nachzudenken, hilft schon. Stillstand bedeutet Rückschritt. Den Menschen in den Industrieländern scheint der Ernst der Lage noch nicht ganz klar zu sein. Aber auch die Argentinier dachten einmal so. Das Problem ist jedoch diesmal, dass man nicht ein einzelnes, sondern ein vielschichtiges, ineinander verzweigtes Problem hat. Lösen kann man das nur gemeinsam: Wenn die Bereitschaft dafür da ist, dürften die Börsen auch wieder zulegen, allerdings kann das durchaus noch geraume Zeit dauern. Bis zur Abwahl Bushs im Jahr 2004...

Ciao, Euer Campi

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