Moin,
es
ist Zeit das vergangene Jahr einmal Revue passieren zu lassen und
Statistiken auszuwerten. Zahlen spielen in unserer Wirtschaft ja
die Hauptrolle schlechthin. Egal ob rot oder grün. Egal wie
hoch und wie viel Stellen vor dem Komma. Zahlen bestimmen unser
Leben und Statistiken sind somit das Salz in der Suppe des Lebens.
Deutschland
konnte sich im letzten Jahr rühmen, von der Lokomotive der
EU-Wirtschaft auf das Abstellgleis gestellt worden zu sein. Vielerorts
war die Rede vom Bremsklotz. Die Zahlen scheinen dies
zu belegen. Das Wirtschaftswachstum, denn um dieses geht es hier,
betrug im Jahr 2000 noch 2,9 Prozent, bereits 2001 wuchs
die Wirtschaft nur noch um 0,6 Prozent und im letzten Jahr, 2002
also, legte die deutsche Wirtschaft noch einmal eine Schippe Braunkohle
nach und kam auf unglaubliche 0,3 Prozent Wachstum. Ja, sie sehen
richtig: 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum für einen der G7-Staaten.
Zur Relativierung sollte man allerdings anmerken, dass die Wirtschaft
trotz allem noch immer wächst und das bereits der bekannteste
englische Politiker, Premierminister und Freimaurer des vergangenen
Jahrhunderts, Winston Churchill, nur an die Statistiken geglaubt
hat, die er selbst gefälscht habe. Komisch ist
schon, dass das Wirtschaftswachstum nie gleich zu sein scheint.
Egal wer eine Zahl in den Raum wirft, es finden sich noch zig verschiedene
andere. Zu sehen ist das am Beispiel der prognostizierten Zahlen
für dieses Jahr, also 2003. Im Oktober 2002 gab die Bundesregierung,
immerhin bereits wiedergewählt war, eine Wirtschaftsprognose
ab, die bis jetzt noch ihresgleichen sucht. Die Experten sehen durch
die rot-grüne Brille immerhin einen Zuwachs von sagenhaften
1,5 Prozent. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass in den vergangenen
Monaten die Schwarzseher wie Unkraut aus dem Boden geschossen sind.
Aber im Oktober war ja auch noch güldener Herbst. Also zur
nächsten Prognose.
Die stammt, ob sie es glauben oder nicht, vom SV. Und
jetzt halten sie sich fest. Das bedeutet: Sachverständigenrat
zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Wow. Na bei
so geballter namentlicher Power und Kompetenz kann doch eigentlich
nix schlimmes herauskommen. Immerhin 1 Prozent Wachstum erwartet
man hier. Die Prognose stammt aus dem vergangenen November. Aber
das nur am Rande. Im Dezember meldete sich dann das RVI, das Rheinisch-Westfälische
Institut für Wirtschaftsforschung zu Wort: 1,1 Prozent. Also
doch noch ein versöhnlicher Abschluss des Jahres 2002.
Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv errechnete dann im Januar
2003 schon nur noch 0,7 Prozent. Und die Koryphäen, weil meist
beachteten auf diesem Gebiet, das DfW (Deutsches Institut für
Wirtschaftsforschung) stapelte noch tiefer und prognostizierte ebenfalls
im Januar für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von
0,6 Prozent. Armes Deutschland. Auch für das Jahr 2004, in
dem es ja eigentlich nicht viel schlechter mehr geht, hätte
kommen können, erreicht Deutschland mit maximal einem Prozent
Wachstum keinen grünen Zweig, meint das DfW. Die Europäische
Kommission rechnet hingegen mit 2,3 Prozent BIP-Wachstum in Deutschland
2004. Aber die Krone der Vorhersagekunst haben meiner Meinung nach
die Experten der Deutschen Bank auf. Die Deutsche Bank ist übrigens
das größte Kreditinstitut Europas, gemessen an der Bilanzsumme.
Es liegt mit 918 Mrd. Euro knapp vor der UBS (829 Mrd. Euro) und
der französischen BNP Paribas (825 Mrd. Euro). Also die müssen
doch etwas vom Geld und der Wirtschaft verstehen, oder nicht? Lange
Rede, kurzer Sinn: 3,0 Prozent!!! veranschlagen die Deutschbanker
für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2004. Wenn das
mal kein Grund zum Feiern ist. Ich weiß leider aber nicht,
ob der Prognose eine eventuelle Neuwahl der Bundesregierung zugrunde
liegt. Aber was soll´s, erfreuen wir uns an den 3,0 Prozent,
solange kein anderer daherkommt und sie uns wieder wegnimmt.
Aber
um die Euphorie gleich etwas zu dämpfen, hier die nächste
Statistik. Was brachten 100.000 Euro im Jahr 2002? Laut Bloomberg
schossen die pakistanischen Aktien den Vogel ab. Wer so schlau war
und in Aktien des afghanischen Nachbarn und in eine islamische Militärdiktatur
investierte, konnte sich über 88,3 Prozent Zuwachs freuen.
Risiko zahlt sich aus. Auf Platz 2 liegen Deutsche Bundesanleihen.
Ich wollte es auch nicht glauben, aber so ist es. Immerhin 9,3 Prozent
legten sie zu. Es folgten ungarische Aktien (8,5 Prozent), Anleihen
der Schwellenländer (7,75 Prozent) und das gute, alte, wertbeständige
und derzeit eine Renaissance erlebende Edelmetall Gold (4,85 Prozent).
Deutsche Immobilienfonds (4,68 Prozent), deutsche Geldmarktfonds
(2,96 Prozent), britische Anleihen (2,4 Prozent) und das Sparbuch
(1,03 Prozent) runden das Portfolio im positiven Bereich ab. Ab
Platz 10 geht es ab in die negative Region: japanische Anleihen
(-3,13 Prozent), russische Aktien (-3,5 Prozent), amerikanische
Anleihen (-4,79 Prozent), brasilianische Anleihen (-6 Prozent),
Schwellenländeraktien (-21,6 Prozent) und japanische Aktien
(-24,1 Prozent). Richtig düster wird es ab Platz 16. Den haben
argentinische Anleihen inne mit -29,9 Prozent im Jahr 2002. Dicht
gefolgt von britischen (-30,9 Prozent) und europäischen Aktien
(-32,7 Prozent). Die Aktien der weltweit führenden Wirtschaftsnation
(so sagt man jedenfalls) verloren 35,5 Prozent und die deutschen
Aktien runden das ganze nach unten hin ab. Immerhin fast die Hälfte
(-44 Prozent) verloren Anleger im vergangenen Jahr im Schnitt, wenn
sie in deutsche Aktien investiert hatten. Die Schwarzseher rund
um die Redakteure der Bild-dir-deine-Meinung-Boulevardpostille
scheinen also recht zu haben. Mit Deutschland geht es bergab, dank
rot-grün. Es lebe die Naivität. Themawechsel: die Transaktionskosten
wurden bei allen oben genannten Zahlen vernachlässigt.
Die
aktiv gemanagten Fonds wollten da natürlich nicht hintenan
stehen. Micropal und Fondsconsult verglichen den jeweils besten,
schlechtesten und durchschnittlichen Fonds in den Anlagebereichen
Aktien USA, Aktien Euroland, Aktien Deutschland und Aktien Japan.
Beim Bereich Vereinigte Staaten kam der beste Fonds auf -14,31 Prozent,
der schlechteste auf -46,23 Prozent und der Durchschnitt betrug
-33,54 Prozent. Zum Vergleich hierzu: der S&P-Composite verlor
nur 21,98 Prozent. Bei den Euroland-Aktien gab es ein
ähnliches Bild 2002. Der beste Fonds erreichte ein Minus von
-22,92 Prozent, der schlechteste -44,47 Prozent. Das durchschnittliche
Minus betrug 33,06 Prozent und der EuroStoxx 50 verlor 35,92 Prozent.
Bei den Deutschland-Aktien sticht zumindest der beste aktiv gemanagte
Fonds heraus. Er verlor lediglich 1,76 Prozent. Der schlechteste
dann immerhin wieder über die Hälfte (-50,21 Prozent).
Im Durchschnitt verloren aktiv gemanagte deutsche Fonds 39,68 Prozent.
Der Dax büßte 41,49 Prozent ein. In Japan tendierte der
Verlust um die 25 Prozent-Marke. Der beste Fonds verlor 18,91 Prozent,
der schlechteste 39,83 Prozent. Der Nikkei 225 sackte um 20,26 Prozent
ab.
Es
wird Zeit für die Gewinner und Verlierer im Dax, M-Dax und
Nemax 50 des Jahres 2002. Der Dax-Gewinner war ein Verlierer. Adidas-Salomon-Aktien
verloren allerdings nur 2,4 Prozent. Damit waren sie die besten.
Dicht gefolgt von den Vorzugsaktien von Henkel (-4,7 Prozent) und
dem Dax-Neuling Deutsche Börse (-11,7 Prozent). Die Verliererliste
wird angeführt, zu unrecht wie ich meine, von MLP, genauer
gesagt den Stammaktien. Minus 88,5 Prozent suchen ihresgleichen.
Den zweithöchsten Verlust erreichten Infineon-Aktien mit 69,5
Prozent. An dritter Stelle der Negativliste des Dax stehen die Allianz-Titel.
Ihres Zeichens vinkulierte Namensaktien (-65,9 Prozent). Den Nemax
50 schiebe ich schon jetzt ein, sie werden sehen, warum. Mit United
Internet gab es hier einen alles überragenden Topwert. Er erreichte
ein Plus im Aktienwert von 51,1 Prozent. Bei den Internetwerten
weltweit waren nur die Amazon-Titel mit einem Plus von 79 Prozent
im vergangenen Jahr besser. Platz 2 ging an Ixos Software mit plus
26,3 Prozent. Den dritten Platz holte sich Medion, allerdings bereits
mit einem Rückgang des Aktienkurses von 25,6 Prozent. Top-Loser
waren die Aktien von IM International Media mit sage und schreibe
minus 96,1 Prozent. Dicht gefolgt von Süss Microtec (-91,2
Prozent), MobilCom (-89,3 Prozent), Dialog Semiconductor (-88,7
Prozent) und Thiel Logistik (-85,5 Prozent). Einen Kommentar dazu
finde ich nicht angebracht und lasse ich deshalb hier und jetzt
unter den Tisch fallen.
Der M-Dax stach alle anderen deutschen Aktienindices aus. Sowohl
Schwarz Pharma mit satten 138,2 Prozent, als auch Puma (+91 Prozent)
und Drägerwerk (Vorzugsaktien) mit plus 64 Prozent setzten
im vergangenen Jahr Maßstäbe. Auch Leoni (Namensaktien)
(+26,8 Prozent) und ProSiebenSat.1 Media (+13 Prozent) erwirtschafteten
für ihre Anleger Kursgewinne. Besonders bei letzteren ist dies
erfreulich, da die Konzernmutter KirchMedia und auch deren Mutter
KirchHolding Konkurs anmelden mussten. Die schlechtesten Werte im
M-Dax 2002 hießen Epcos (vormaliges Dax-Mitglied) mit 82,2
Prozent Kursminus, WCM (-79,5 Prozent) und Software AG (-79,1 Prozent).
Übrigens
verlor der Neue Markt 63 Prozent an Wert, während die amerikanische
Hightech-Börse Nasdaq lediglich 30 Prozent einbüßte.
Aber auch das nur am Rande. Ich hoffe einfach mal, dass sie auch
ein Statistikfreak sind und sich an den vielen genannten Zahlen
erfreuen können. Meine persönliche Prognose für 2004,
um den Deutsche Bank-Analysten eins auszuwischen, lautet folgendermaßen:
für 2004 rechne ich mit einem BIP-Wachstum von 4,5 Prozent,
einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen auf 2 Millionen (sind
leider immer noch viel zu viele), einer Abwahl des US-Präsidenten
Bush, weltweitem Frieden und einem deutschem Gewinn der Fußball-EM
in Portugal. RUUUUUUUUDDDDDIIIIIIIIIIIIIII.....
Ciao,
Euer Campi
P.S.:
Für einen detaillierten Ausblick für das Wirtschaftsjahr
2003 lesen sie die "Dax30-Analyse" von Carsten Lexa auf
investorweb.de
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