Campi´s Corner: Statistiken zum neuen Jahr
von Thomas Badtke

Moin,

es ist Zeit das vergangene Jahr einmal Revue passieren zu lassen und Statistiken auszuwerten. Zahlen spielen in unserer Wirtschaft ja die Hauptrolle schlechthin. Egal ob rot oder grün. Egal wie hoch und wie viel Stellen vor dem Komma. Zahlen bestimmen unser Leben und Statistiken sind somit das Salz in der Suppe des Lebens.

Deutschland konnte sich im letzten Jahr rühmen, von der Lokomotive der EU-Wirtschaft auf das Abstellgleis gestellt worden zu sein. Vielerorts war die Rede vom „Bremsklotz“. Die Zahlen scheinen dies zu belegen. Das Wirtschaftswachstum, denn um dieses geht es hier, betrug im Jahr 2000 noch 2,9 Prozent, bereits 2001 „wuchs“ die Wirtschaft nur noch um 0,6 Prozent und im letzten Jahr, 2002 also, legte die deutsche Wirtschaft noch einmal eine Schippe Braunkohle nach und kam auf unglaubliche 0,3 Prozent Wachstum. Ja, sie sehen richtig: 0,3 Prozent Wirtschaftswachstum für einen der G7-Staaten. Zur Relativierung sollte man allerdings anmerken, dass die Wirtschaft trotz allem noch immer wächst und das bereits der bekannteste englische Politiker, Premierminister und Freimaurer des vergangenen Jahrhunderts, Winston Churchill, nur an die Statistiken geglaubt hat, die er „selbst gefälscht“ habe. Komisch ist schon, dass das Wirtschaftswachstum nie gleich zu sein scheint. Egal wer eine Zahl in den Raum wirft, es finden sich noch zig verschiedene andere. Zu sehen ist das am Beispiel der prognostizierten Zahlen für dieses Jahr, also 2003. Im Oktober 2002 gab die Bundesregierung, immerhin bereits wiedergewählt war, eine Wirtschaftsprognose ab, die bis jetzt noch ihresgleichen sucht. Die Experten sehen durch die rot-grüne Brille immerhin einen Zuwachs von sagenhaften 1,5 Prozent. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass in den vergangenen Monaten die Schwarzseher wie Unkraut aus dem Boden geschossen sind. Aber im Oktober war ja auch noch güldener Herbst. Also zur nächsten Prognose.
Die stammt, ob sie es glauben oder nicht, vom „SV“. Und jetzt halten sie sich fest. Das bedeutet: Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Wow. Na bei so geballter namentlicher Power und Kompetenz kann doch eigentlich nix schlimmes herauskommen. Immerhin 1 Prozent Wachstum erwartet man hier. Die Prognose stammt aus dem vergangenen November. Aber das nur am Rande. Im Dezember meldete sich dann das RVI, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung zu Wort: 1,1 Prozent. Also doch noch ein versöhnlicher Abschluss des Jahres 2002.
Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv errechnete dann im Januar 2003 schon nur noch 0,7 Prozent. Und die Koryphäen, weil meist beachteten auf diesem Gebiet, das DfW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) stapelte noch tiefer und prognostizierte ebenfalls im Januar für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Armes Deutschland. Auch für das Jahr 2004, in dem es ja eigentlich nicht viel schlechter mehr geht, hätte kommen können, erreicht Deutschland mit maximal einem Prozent Wachstum keinen grünen Zweig, meint das DfW. Die Europäische Kommission rechnet hingegen mit 2,3 Prozent BIP-Wachstum in Deutschland 2004. Aber die Krone der Vorhersagekunst haben meiner Meinung nach die Experten der Deutschen Bank auf. Die Deutsche Bank ist übrigens das größte Kreditinstitut Europas, gemessen an der Bilanzsumme. Es liegt mit 918 Mrd. Euro knapp vor der UBS (829 Mrd. Euro) und der französischen BNP Paribas (825 Mrd. Euro). Also die müssen doch etwas vom Geld und der Wirtschaft verstehen, oder nicht? Lange Rede, kurzer Sinn: 3,0 Prozent!!! veranschlagen die Deutschbanker für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2004. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Ich weiß leider aber nicht, ob der Prognose eine eventuelle Neuwahl der Bundesregierung zugrunde liegt. Aber was soll´s, erfreuen wir uns an den 3,0 Prozent, solange kein anderer daherkommt und sie uns wieder wegnimmt.

Aber um die Euphorie gleich etwas zu dämpfen, hier die nächste Statistik. Was brachten 100.000 Euro im Jahr 2002? Laut Bloomberg schossen die pakistanischen Aktien den Vogel ab. Wer so schlau war und in Aktien des afghanischen Nachbarn und in eine islamische Militärdiktatur investierte, konnte sich über 88,3 Prozent Zuwachs freuen. Risiko zahlt sich aus. Auf Platz 2 liegen Deutsche Bundesanleihen. Ich wollte es auch nicht glauben, aber so ist es. Immerhin 9,3 Prozent legten sie zu. Es folgten ungarische Aktien (8,5 Prozent), Anleihen der Schwellenländer (7,75 Prozent) und das gute, alte, wertbeständige und derzeit eine Renaissance erlebende Edelmetall Gold (4,85 Prozent). Deutsche Immobilienfonds (4,68 Prozent), deutsche Geldmarktfonds (2,96 Prozent), britische Anleihen (2,4 Prozent) und das Sparbuch (1,03 Prozent) runden das Portfolio im positiven Bereich ab. Ab Platz 10 geht es ab in die negative Region: japanische Anleihen (-3,13 Prozent), russische Aktien (-3,5 Prozent), amerikanische Anleihen (-4,79 Prozent), brasilianische Anleihen (-6 Prozent), Schwellenländeraktien (-21,6 Prozent) und japanische Aktien (-24,1 Prozent). Richtig düster wird es ab Platz 16. Den haben argentinische Anleihen inne mit -29,9 Prozent im Jahr 2002. Dicht gefolgt von britischen (-30,9 Prozent) und europäischen Aktien (-32,7 Prozent). Die Aktien der weltweit führenden Wirtschaftsnation (so sagt man jedenfalls) verloren 35,5 Prozent und die deutschen Aktien runden das ganze nach unten hin ab. Immerhin fast die Hälfte (-44 Prozent) verloren Anleger im vergangenen Jahr im Schnitt, wenn sie in deutsche Aktien investiert hatten. Die Schwarzseher rund um die Redakteure der „Bild-dir-deine-Meinung“-Boulevardpostille scheinen also recht zu haben. Mit Deutschland geht es bergab, dank rot-grün. Es lebe die Naivität. Themawechsel: die Transaktionskosten wurden bei allen oben genannten Zahlen vernachlässigt.

Die aktiv gemanagten Fonds wollten da natürlich nicht hintenan stehen. Micropal und Fondsconsult verglichen den jeweils besten, schlechtesten und durchschnittlichen Fonds in den Anlagebereichen Aktien USA, Aktien Euroland, Aktien Deutschland und Aktien Japan. Beim Bereich Vereinigte Staaten kam der beste Fonds auf -14,31 Prozent, der schlechteste auf -46,23 Prozent und der Durchschnitt betrug -33,54 Prozent. Zum Vergleich hierzu: der S&P-Composite verlor „nur“ 21,98 Prozent. Bei den Euroland-Aktien gab es ein ähnliches Bild 2002. Der beste Fonds erreichte ein Minus von -22,92 Prozent, der schlechteste -44,47 Prozent. Das durchschnittliche Minus betrug 33,06 Prozent und der EuroStoxx 50 verlor 35,92 Prozent. Bei den Deutschland-Aktien sticht zumindest der beste aktiv gemanagte Fonds heraus. Er verlor lediglich 1,76 Prozent. Der schlechteste dann immerhin wieder über die Hälfte (-50,21 Prozent). Im Durchschnitt verloren aktiv gemanagte deutsche Fonds 39,68 Prozent. Der Dax büßte 41,49 Prozent ein. In Japan tendierte der Verlust um die 25 Prozent-Marke. Der beste Fonds verlor 18,91 Prozent, der schlechteste 39,83 Prozent. Der Nikkei 225 sackte um 20,26 Prozent ab.

Es wird Zeit für die Gewinner und Verlierer im Dax, M-Dax und Nemax 50 des Jahres 2002. Der Dax-Gewinner war ein Verlierer. Adidas-Salomon-Aktien verloren allerdings nur 2,4 Prozent. Damit waren sie die besten. Dicht gefolgt von den Vorzugsaktien von Henkel (-4,7 Prozent) und dem Dax-Neuling Deutsche Börse (-11,7 Prozent). Die Verliererliste wird angeführt, zu unrecht wie ich meine, von MLP, genauer gesagt den Stammaktien. Minus 88,5 Prozent suchen ihresgleichen. Den zweithöchsten Verlust erreichten Infineon-Aktien mit 69,5 Prozent. An dritter Stelle der Negativliste des Dax stehen die Allianz-Titel. Ihres Zeichens vinkulierte Namensaktien (-65,9 Prozent). Den Nemax 50 schiebe ich schon jetzt ein, sie werden sehen, warum. Mit United Internet gab es hier einen alles überragenden Topwert. Er erreichte ein Plus im Aktienwert von 51,1 Prozent. Bei den Internetwerten weltweit waren nur die Amazon-Titel mit einem Plus von 79 Prozent im vergangenen Jahr besser. Platz 2 ging an Ixos Software mit plus 26,3 Prozent. Den dritten Platz holte sich Medion, allerdings bereits mit einem Rückgang des Aktienkurses von 25,6 Prozent. Top-Loser waren die Aktien von IM International Media mit sage und schreibe minus 96,1 Prozent. Dicht gefolgt von Süss Microtec (-91,2 Prozent), MobilCom (-89,3 Prozent), Dialog Semiconductor (-88,7 Prozent) und Thiel Logistik (-85,5 Prozent). Einen Kommentar dazu finde ich nicht angebracht und lasse ich deshalb hier und jetzt unter den Tisch fallen.
Der M-Dax stach alle anderen deutschen Aktienindices aus. Sowohl Schwarz Pharma mit satten 138,2 Prozent, als auch Puma (+91 Prozent) und Drägerwerk (Vorzugsaktien) mit plus 64 Prozent setzten im vergangenen Jahr Maßstäbe. Auch Leoni (Namensaktien) (+26,8 Prozent) und ProSiebenSat.1 Media (+13 Prozent) erwirtschafteten für ihre Anleger Kursgewinne. Besonders bei letzteren ist dies erfreulich, da die Konzernmutter KirchMedia und auch deren Mutter KirchHolding Konkurs anmelden mussten. Die schlechtesten Werte im M-Dax 2002 hießen Epcos (vormaliges Dax-Mitglied) mit 82,2 Prozent Kursminus, WCM (-79,5 Prozent) und Software AG (-79,1 Prozent).

Übrigens verlor der Neue Markt 63 Prozent an Wert, während die amerikanische Hightech-Börse Nasdaq lediglich 30 Prozent einbüßte. Aber auch das nur am Rande. Ich hoffe einfach mal, dass sie auch ein Statistikfreak sind und sich an den vielen genannten Zahlen erfreuen können. Meine persönliche Prognose für 2004, um den Deutsche Bank-Analysten eins auszuwischen, lautet folgendermaßen: für 2004 rechne ich mit einem BIP-Wachstum von 4,5 Prozent, einem Rückgang der Arbeitslosenzahlen auf 2 Millionen (sind leider immer noch viel zu viele), einer Abwahl des US-Präsidenten Bush, weltweitem Frieden und einem deutschem Gewinn der Fußball-EM in Portugal. RUUUUUUUUDDDDDIIIIIIIIIIIIIII.....

Ciao,
Euer Campi

P.S.: Für einen detaillierten Ausblick für das Wirtschaftsjahr 2003 lesen sie die "Dax30-Analyse" von Carsten Lexa auf investorweb.de

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