Moin,
die
vergangene Woche gehörte eher zu den ruhigen, wenn man sich
das Welt- und Wirtschaftsgeschehen betrachtet. Im Irak-Konflikt
gibt es nicht neues außer, dass sich unsere CDU-Vorzeigefrau
Angela Merkel in einem Interview der Washington Post
gegen den von der Bundesregierung bisher eingeschlagenen Weg der
Kriegsverweigerung wendete und sich auf die bisherigen
guten Beziehungen ihrer Partei und der USA beruft und schon aus
dieser Sachlage heraus Deutschland an der Seite der USA, sprich
in der von Bush apostrophierten Koalition der Willigen
sieht. Empörung allenthalben. Trotzdem reist die CDU-Partei-
und Fraktionsvorsitzende Merkel gen USA. Auf dem fünftägigen
Trip wird sie unter anderem mit den kriegstreibenden Falken
Cheney und Rumsfeld sprechen. Schröder-Gegner unter sich. Das
dieses Gebaren nicht ohne Kritik auskommen kann, zeigt die Reaktion
der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin und SPD-Genossin
Heide Simonis. Sie wirft Merkel Feigheit vor, da die
Union ja offenbar für eine deutsche Beteiligung an einem Irak-Krieg
sei, dies aber nicht offen zugebe. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Unterdessen
feilt und schraubt man in der Regierung Bush an einer zweiten Resolution,
die unweigerlich feststellen soll, dass der Irak die bisherige Resolution
1441 nicht erfüllt hat. Während Powell, seines Zeichens
US-Außenminister von Bushs Gnaden, neuerdings immer wieder
betont, dass die Zeit für den Irak abläuft,
droht Bush der UNO indirekter und diffiziler. Die neue
noch nicht veröffentlichte Resolution, wahrscheinlich 1442,
sei die letzte Chance für die UNO, ihre Glaubwürdigkeit
unter Beweis zu stellen. Gut gebrüllt Löwe. Zum
Kernpunkt der neu aufflammenden Diskussion sind irakische Raketen
geworden. Die Iraker dürfen nur über Raketen verfügen,
die eine Reichweite von 150km nicht übersteigen. Zudem dürfen
sich diese nicht in der Nähe der kuwaitischen Grenze befinden.
Der UN-Waffeninspekteur fand unlängst Raketen, die über
die Möglichkeit verfügen, satte 190km zurückzulegen.
Na wenn das mal nicht eine dieser aberwitzigen irakischen Massenvernichtungswaffen
ist, die Bush ja auf Schritt und Tritt im Irak vermutet. Bis zum
1. März soll mit der Vernichtung dieser Raketen begonnen werden.
Ebenso soll das Know-How und die Fabriken und Gerätschaften
zur Herstellung der sogenannten Al-Samoud 2-Raketen
der kontrollierten Zerstörung durch die UN-Waffeninspektoren
anheim fallen. Beobachter und Experten rätseln nun, wie es
weitergeht. Das Verhalten Husseins in diesem speziellen Fall könnte
den Ausschlag über Krieg und Frieden geben, meinen sie.
Seien
wir doch einmal ehrlich. Obwohl an den vergangenen Wochenenden weltweit
mehr als 11 Millionen (!!!) Menschen gegen einen Krieg gegen den
Irak protestiert haben, mehr als 500.000 in Berlin und nahezu 2
Millionen in London, dürfte doch wohl jedem klar sein, dass
der Krieg unvermeidlich ist. Es tut zwar weh, so etwas schreiben
zu müssen, aber am Ende wird es so sein. Mehr als 200.000 US-Soldaten
sind bereits rund um den Golf stationiert. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit,
dass ein innenpolitisch angeschlagener US-Präsident Bush diese
von ihm entsandten Truppen unverrichteter Dinge wieder abziehen
lässt? Eine Konfetti-Parade in New York, wie damals bei seinem
Vater, wäre dann wohl nur schwer vorzustellen. Erste Psychologen
und Psychiater melden sich zu Wort, die meinen, dass George W. Bush
es nur seinem überaus erfolgreichen Vater beweisen will. Dieser
hatte zwar den Krieg am Golf 1991 als Sieger, aber die Präsidentschaftswahl
kurz darauf als Verlierer verlassen. Zwei Ansatzpunkte für
den Junior seinem alten Herrn eins auszuwischen. Traurig
nur, dass die normalen Menschen, egal ob im Irak, wo laut UNICEF-Berichten
bisher 500.000 Kinder an den UN-Sanktionen gestorben sind, oder
in Amerika, wo die Arbeitslosigkeit sich stetig auf die 6 Prozent-Marke
zu bewegt und sich gleichzeitig immer mehr Menschen unterhalb der
Armutsgrenze wiederfinden.
Auf
die Argumentation des US-Präsidenten von wegen Demokratisierung
des Irak, Vernichtung von Massenvernichtungswaffen
und der Terrorbekämpfung bin ich ja bereits in
der Serie des Investorweb Der Irak-Konflikt eingegangen,
trotzdem muss noch einmal erwähnt werden, dass Bush nicht vom
Volk gewählt wurde, sondern vom Obersten Bundesgericht der
Vereinigten Staaten zum Präsidenten erkoren wurde, dass die
USA seit mehreren Jahren, ja Jahrzehnten den israelischen Terror
gegen die palästinensische Bevölkerung mit jährlichen
Milliarden-US-Dollar-Zahlungen unterstützt und das es die Amerikaner
waren, die dem Irak zum Besitz von biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen
verholfen haben, um ihn damals im Kampf gegen das iranische Mullah-Regime
aufzurüsten. Neuerdings verfällt Bush mit seiner Argumentation
pro Irakkrieg auch noch in Bibel-Rhetorik. Die USA als
gods own country erinnern schon stark an die früheren
Kreuzzüge und an den deutschen Diktator Adolf Hitler. Damit
nehmen sich nun zwei Staaten heraus, ihr Land als das Land
Gottes hinzustellen. Israel und Amerika. Das eine kann ohne
das andere nicht existieren. Und umgekehrt.
Es
könnte also eine der letzten Wochen gewesen sein, wo die Menschen
noch einmal durchatmen konnten. Es gab auch wieder vereinzelt Demonstrationen
für den Frieden. Aber die Gewissheit, dass sich die politische
Obrigkeit von ihrem Volk abgekoppelt hat, nimmt immer klarere Züge
an. Letztes und bestes Beispiel, neben Angela Merkel, ist der spanische
Regierungschef Aznar, der sich gegen 91 Prozent seiner Bevölkerung
stellt und neben dem Briten Tony Blair zum Chef-Vasallen der US-Amerikaner
wird. Pro Bush = Pro War? Die nächsten Tage und Wochen werden
es zeigen.
Ciao,
Euer Campi
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