Nachruf: Giovanni Agnelli
von Thomas Badtke

Giovanni Agnelli, Fiat-Ehrenpräsident und Patriarch des Agnelli-Clans, ist am Freitag morgen im Kreise seiner Familie gestorben. "Gianni" wurde 81 Jahre alt und litt bereits seit längerer Zeit an Prostatakrebs. Er war 30 Jahre lang der Vorsitzende des Industrieimperiums "Giovanni Agnelli & C. Spa". Zu ihm zählen mehr als 500 Unternehmen. Das Herzstück war und ist noch immer die Fiat-Gruppe. Aber wie Dynastie-Oberhaupt und Senator auf Lebenszeit Giovanni Agnelli, war auch die Fiat-Gruppe seit mehreren Jahren krank. Das einstige Prunkstück der italienischen Industrie, die Fiat-Automobilsparte fuhr seit geraumer Zeit Verluste ein und verlor Jahr um Jahr Marktanteile in den Automobilmärkten in Italien und Europa.

Giovanni Agnelli, ebenso Besitzer des italienischen Fußball-Rekordmeisters Juventus Turin und der beiden vielgelesenen und weltweit beachteten Tageszeitungen "La Stampa" und "Corriere della sera", verglich seine Stadt Turin, in der das Fiat-Hauptwerk Miafiori steht, unlängst noch mit den Autostädten Stuttgart und Detroit. Er selbst war in Italien bekannter als der Papst und auch die sonst mit ihm und seinem Konzern stets im Clinch liegenden italienischen Gewerkschaften sahen in ihm zuletzt einen "großen Menschen". Nicht nur deshalb sagte man früher: Geht es Fiat gut, geht es Italien gut.

Mit dem Tod Giovanni Agnellis geht eine Epoche in Europa und Italien zu Ende und mit ihm scheint auch das letzte italienische Unternehmen mit Weltruf gestorben zu sein. Er selbst hatte den Vorsitz bei Fiat nie abgegeben, sondern war 1996 nach eigenen Worten "nur zur Seite, aber nicht zurückgetreten:".

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