Moin,
eineinhalb
Jahre ist es jetzt her, als die Microsoft-Führungsriege um
Gründer Bill Gates dem Spielkonsolen-Marktführer Sony
den Kampf ansagte. Ausgestattet mit einem enormen finanziellem Rückhalt
begaben sich die Männer aus Redwood in den "Kampf der
Konsolen". Die Marktsituation sah damals die Japaner um Sony
mit ihrer Playstation bzw. Playstation 2 und dem neuen Nintendo
Gamecube an der Spitze. Aber Microsoft war auf der Suche nach einem
neuen Geschäftsfeld im Spielekonsolen-Bereich fündig geworden.
Kein Wunder, denn in den bisherigen angestammten Geschäftsfeldern
erwirtschaft das Software-Unternehmen pro Quartal bei jeweiligen
Umsätzen von rund 2,5 Mrd. US-Dollar nahezu Gewinne von zwei
Milliarden US-Dollar. Und das nicht nur mit dem Quasi-Monopol-Betriebssystem
Windows, sondern auch mit dem Office-Paket. Die Gewinne aus diesen
beiden Bereichen mussten und müssen irgendwo angelegt werden.
Also wagte man den Schritt in den Handy- und Palmtop-Bereich, sowie
in den Markt für Spielekonsolen. Allerdings schaffen es die
beiden neuen Bereiche bei weitem nicht, die Performance der Windows-Office-Sparten
auch nur annähernd zu erreichen.
Im
dritten Quartal des Geschäftsjahres, welches am 31. März
diesen Jahres endete, erwirtschaftete Microsoft mit dem Spielkonsolen-Bereich
einen Umsatz von rund 500 Mio. US-Dollar. Gleichzeitig wurde der
Verlust zum Vorjahresquartal auf 197 Mio. Euro mehr als verdoppelt.
Auch die Palmtop-Sparte um Windows CE und der Internetbereich veröffentlichten
rote Zahlen, ebenso wie die Business-Solutions-Sparte, mit der man
in Konkurrenz zum Walldorfer Software-Giganten SAP steht. Bill Gates,
der die erste x-Box-Konsole eigenhändig verkauft hat, wollte
diesen Bereich zum dritten profitablen Standbein des Unternehmens
machen. Wie es scheint, muss er sich jedoch noch etwas gedulden.
Der "Kampf der Konsolen" geht in die Verlängerung
und Microsoft ist erstmals angeknockt.
Gates
hatte zwar den richtigen Riecher, als er in den Markt für Spielekonsolen
eingestiegen ist, aber er tritt hier nicht als Platzhirsch oder
Monopolist auf, wie in seinen angestammten Geschäftsbereichen,
sondern als Newcomer. Das Sagen im Videospiele-Markt hat der japanische
Elektronikriese Sony. Der Markt selbst indes weist das größte
Wachstum aller Unterhaltungsmärkte im Medienbereich auf. Das
Marktvolumen soll von derzeitigen 27 Mrd. US-Dollar auf mehr als
40 Mrd. US-Dollar in ein bis zwei Jahren anwachsen. Zur Zeit gibt
es ein Triumvirat am Markt: Sony mit einem Marktanteil von mehr
als 76 Prozent und Microsoft bzw. Nintendo mit jeweils rund 12 Prozent.
Mehr als 50 Millionen Playstation 2 von Sony wurden bisher verkauft.
Nintendos Gamecube und die Mircosoftsche x-Box können hingegen
nur jeweils acht Millionen verkaufte Stück vorweisen.
Einer
der ausschlaggebenden Gründe für den Flop der x-Box, die
Verkaufszahlen werden vor allen vom heimischen amerikanischen Markt
gestützt, ist die Tatsache, dass die nötige Software bisher
fehlt. Derzeit gibt es nahezu doppelt soviel Spiele für die
PS 2, als für die x-Box. Ein schwerwiegender Punkt, wenn der
Anbieter der x-Box Microsoft heißt und als Softwareunternehmen
am Markt aktiv ist. Durch die Marktmacht, auf die Sonys PS 2 bauen
kann, werden die Software-Lieferanten zu exklusiven Verträgen
"gezwungen", wie beispielsweise beim Spiel "Grand
Theft Auto" oder zu Zugeständnissen in der Form, dass
die Spiele zuerst für die PS 2 entwickelt und angeboten werden
und erst mehrere Monate danach auch für die x-Box. Ein ähnliches
Geschäftsgebaren wendete Microsoft bei seinem Betriebssystem
Windows an, um es am Markt zu etablieren und etwaige damalige Konkurrenten
vom Markt zu verbannen. Das System ist erfolgreich, wie der Marktanteil
des Betriebssystems Windows von 97 Prozent beweist. Neben der besseren
Softwareverfügbarkeit der PS 2 ist auch die Produktion der
Japaner billiger. Hier werden Größenvorteile abgeschöpft.
Eine PS 2 ist auch bei einem derzeitigen Preis von 179 US-Dollar
noch profitabel. Die derzeitigen Produktionskosten liegen bei etwa
160 US-Dollar. Die Herstellung der x-Box kostet, nach Analystenmeinung,
rund 200 US-Dollar. Auch deswegen dürfte Sony erst unlängst
die Preise nochmals gesenkt haben. Im kommenden Weihnachtsgeschäft
dürfte sie nochmals fallen. Microsoft hat es bisher nicht geschafft,
seine Spielekonsole am Markt so zu etablieren, dass eine kritische
Masse bei den Verkäufen erreicht wurde, die Netzeffekte realisieren
und somit positiv auf das Unternehmen zurückfallen.
Unter
den Usern der Spielekonsolen, die auch noch aus de Alter der alten
C64-Generation stammen, ist die Frage, welche der beiden Systeme
besser sei, eine Glaubensfrage. Ähnlich wie bei den Rennrad-Komponentenherstellern
Shimano und Campagnolo. Der Gamecube, als reine Spielemaschine gestartet,
könnte trotzdem als Verlierer das virtuelle Spielfeld verlassen.
Die Finanzkraft von Nintendo reicht nicht im entferntesten an den
Redwooder Monopolisten heran. Hier muss auch Sony Abstriche machen.
Bis auf den Spielekonsolen-Bereich sucht man weitere Cash Cows im
Unternehmen fast vergebens. Mehr als 60 Prozent vom Gesamtgewinn
des Sony-Konzerns steuerte der Bereich rund um die PS 2 bei.
Auf
lange Sicht werden sich wohl nur zwei Unternehmen am Markt halten.
Microsoft und Sony. Das dann vorhandene Duopol wird aber auch in
Zukunft von Sony dominiert werden, da der Rückstand von Microsoft
noch zu gravierend erscheint. Zudem muss das Unternehmen die Chips
für die x-Box einkaufen, während sie bei Sony unternehmensintern
produziert werden. Analysten sehen gerade den Grad der vertikalen
Integration bei Sony als Hauptpluspunkt gegenüber Microsoft
an. Dass man sich darauf aber nicht ausruhen sollte, zeigt ein anderes
Beispiel aus der Unterhaltungsbranche. Einen hohen vertikalen Integrationsgrad
wiesen und weisen auch die Medienriesen AOL Time Warner, Vivendi
Universal, Bertelsmann und die KirchGruppe auf. Alle Unternehmen
gerieten im letzten Jahr in Schwierigkeiten. Bei AOL Time Warner
wird über eine Abspaltung des Internetbereiches seit geraumer
Zeit nachgedacht. Bertelsmanns Vorzeige-Internetoptimist Middelhoff
wurde entlassen, ebenso Jean-Marie Messier, der aus dem französischen
Versorger ein internationales Medienkonglomerat aufzubauen versuchte.
Die KirchGruppe galt lange Zeit als bestes Beispiel für in
vertikal integriertes Medienunternehmen, nahezu die gesamte Wertschöpfungskette
war unternehmensintern integriert. Es wurde selbst produziert, ko-produziert,
gekauft, gehandelt, veranstaltet, vertrieben usw. Auch Sony weist
eine ähnliche Struktur auf, ist allerdings breiter aufgestellt,
was das unternehmerische Risiko minimieren sollte.
Dem
geplagten Word- und Windows-Nutzer dürften die Probleme von
Microsoft, die sie im Videokonsolen-Bereich haben, ein hämisches
Grinsen ins Gesicht zaubern. Allerdings ist der proklamierte "Kampf
der Konsolen" mit den jüngsten Zahlen nicht zu Ende, es
wurde bereits eine neue Runde eingeläutet. Und auch diese wird
nicht die Letzte sein. Solange Bill Gates noch genug Geld hat und
das Betriebssystem-Monopol aufrecht erhalten werden kann, wird der
"Cash Burner" X-Box weiter produziert. Also: Let´s
play...
Ciao,
Euer Campi
zurück
zum "Corner"
|