Campis Corner: Kampf der Konsolen
von Thomas Badtke

Moin,

eineinhalb Jahre ist es jetzt her, als die Microsoft-Führungsriege um Gründer Bill Gates dem Spielkonsolen-Marktführer Sony den Kampf ansagte. Ausgestattet mit einem enormen finanziellem Rückhalt begaben sich die Männer aus Redwood in den "Kampf der Konsolen". Die Marktsituation sah damals die Japaner um Sony mit ihrer Playstation bzw. Playstation 2 und dem neuen Nintendo Gamecube an der Spitze. Aber Microsoft war auf der Suche nach einem neuen Geschäftsfeld im Spielekonsolen-Bereich fündig geworden. Kein Wunder, denn in den bisherigen angestammten Geschäftsfeldern erwirtschaft das Software-Unternehmen pro Quartal bei jeweiligen Umsätzen von rund 2,5 Mrd. US-Dollar nahezu Gewinne von zwei Milliarden US-Dollar. Und das nicht nur mit dem Quasi-Monopol-Betriebssystem Windows, sondern auch mit dem Office-Paket. Die Gewinne aus diesen beiden Bereichen mussten und müssen irgendwo angelegt werden. Also wagte man den Schritt in den Handy- und Palmtop-Bereich, sowie in den Markt für Spielekonsolen. Allerdings schaffen es die beiden neuen Bereiche bei weitem nicht, die Performance der Windows-Office-Sparten auch nur annähernd zu erreichen.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres, welches am 31. März diesen Jahres endete, erwirtschaftete Microsoft mit dem Spielkonsolen-Bereich einen Umsatz von rund 500 Mio. US-Dollar. Gleichzeitig wurde der Verlust zum Vorjahresquartal auf 197 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Auch die Palmtop-Sparte um Windows CE und der Internetbereich veröffentlichten rote Zahlen, ebenso wie die Business-Solutions-Sparte, mit der man in Konkurrenz zum Walldorfer Software-Giganten SAP steht. Bill Gates, der die erste x-Box-Konsole eigenhändig verkauft hat, wollte diesen Bereich zum dritten profitablen Standbein des Unternehmens machen. Wie es scheint, muss er sich jedoch noch etwas gedulden. Der "Kampf der Konsolen" geht in die Verlängerung und Microsoft ist erstmals angeknockt.

Gates hatte zwar den richtigen Riecher, als er in den Markt für Spielekonsolen eingestiegen ist, aber er tritt hier nicht als Platzhirsch oder Monopolist auf, wie in seinen angestammten Geschäftsbereichen, sondern als Newcomer. Das Sagen im Videospiele-Markt hat der japanische Elektronikriese Sony. Der Markt selbst indes weist das größte Wachstum aller Unterhaltungsmärkte im Medienbereich auf. Das Marktvolumen soll von derzeitigen 27 Mrd. US-Dollar auf mehr als 40 Mrd. US-Dollar in ein bis zwei Jahren anwachsen. Zur Zeit gibt es ein Triumvirat am Markt: Sony mit einem Marktanteil von mehr als 76 Prozent und Microsoft bzw. Nintendo mit jeweils rund 12 Prozent. Mehr als 50 Millionen Playstation 2 von Sony wurden bisher verkauft. Nintendos Gamecube und die Mircosoftsche x-Box können hingegen nur jeweils acht Millionen verkaufte Stück vorweisen.

Einer der ausschlaggebenden Gründe für den Flop der x-Box, die Verkaufszahlen werden vor allen vom heimischen amerikanischen Markt gestützt, ist die Tatsache, dass die nötige Software bisher fehlt. Derzeit gibt es nahezu doppelt soviel Spiele für die PS 2, als für die x-Box. Ein schwerwiegender Punkt, wenn der Anbieter der x-Box Microsoft heißt und als Softwareunternehmen am Markt aktiv ist. Durch die Marktmacht, auf die Sonys PS 2 bauen kann, werden die Software-Lieferanten zu exklusiven Verträgen "gezwungen", wie beispielsweise beim Spiel "Grand Theft Auto" oder zu Zugeständnissen in der Form, dass die Spiele zuerst für die PS 2 entwickelt und angeboten werden und erst mehrere Monate danach auch für die x-Box. Ein ähnliches Geschäftsgebaren wendete Microsoft bei seinem Betriebssystem Windows an, um es am Markt zu etablieren und etwaige damalige Konkurrenten vom Markt zu verbannen. Das System ist erfolgreich, wie der Marktanteil des Betriebssystems Windows von 97 Prozent beweist. Neben der besseren Softwareverfügbarkeit der PS 2 ist auch die Produktion der Japaner billiger. Hier werden Größenvorteile abgeschöpft. Eine PS 2 ist auch bei einem derzeitigen Preis von 179 US-Dollar noch profitabel. Die derzeitigen Produktionskosten liegen bei etwa 160 US-Dollar. Die Herstellung der x-Box kostet, nach Analystenmeinung, rund 200 US-Dollar. Auch deswegen dürfte Sony erst unlängst die Preise nochmals gesenkt haben. Im kommenden Weihnachtsgeschäft dürfte sie nochmals fallen. Microsoft hat es bisher nicht geschafft, seine Spielekonsole am Markt so zu etablieren, dass eine kritische Masse bei den Verkäufen erreicht wurde, die Netzeffekte realisieren und somit positiv auf das Unternehmen zurückfallen.

Unter den Usern der Spielekonsolen, die auch noch aus de Alter der alten C64-Generation stammen, ist die Frage, welche der beiden Systeme besser sei, eine Glaubensfrage. Ähnlich wie bei den Rennrad-Komponentenherstellern Shimano und Campagnolo. Der Gamecube, als reine Spielemaschine gestartet, könnte trotzdem als Verlierer das virtuelle Spielfeld verlassen. Die Finanzkraft von Nintendo reicht nicht im entferntesten an den Redwooder Monopolisten heran. Hier muss auch Sony Abstriche machen. Bis auf den Spielekonsolen-Bereich sucht man weitere Cash Cows im Unternehmen fast vergebens. Mehr als 60 Prozent vom Gesamtgewinn des Sony-Konzerns steuerte der Bereich rund um die PS 2 bei.

Auf lange Sicht werden sich wohl nur zwei Unternehmen am Markt halten. Microsoft und Sony. Das dann vorhandene Duopol wird aber auch in Zukunft von Sony dominiert werden, da der Rückstand von Microsoft noch zu gravierend erscheint. Zudem muss das Unternehmen die Chips für die x-Box einkaufen, während sie bei Sony unternehmensintern produziert werden. Analysten sehen gerade den Grad der vertikalen Integration bei Sony als Hauptpluspunkt gegenüber Microsoft an. Dass man sich darauf aber nicht ausruhen sollte, zeigt ein anderes Beispiel aus der Unterhaltungsbranche. Einen hohen vertikalen Integrationsgrad wiesen und weisen auch die Medienriesen AOL Time Warner, Vivendi Universal, Bertelsmann und die KirchGruppe auf. Alle Unternehmen gerieten im letzten Jahr in Schwierigkeiten. Bei AOL Time Warner wird über eine Abspaltung des Internetbereiches seit geraumer Zeit nachgedacht. Bertelsmanns Vorzeige-Internetoptimist Middelhoff wurde entlassen, ebenso Jean-Marie Messier, der aus dem französischen Versorger ein internationales Medienkonglomerat aufzubauen versuchte. Die KirchGruppe galt lange Zeit als bestes Beispiel für in vertikal integriertes Medienunternehmen, nahezu die gesamte Wertschöpfungskette war unternehmensintern integriert. Es wurde selbst produziert, ko-produziert, gekauft, gehandelt, veranstaltet, vertrieben usw. Auch Sony weist eine ähnliche Struktur auf, ist allerdings breiter aufgestellt, was das unternehmerische Risiko minimieren sollte.

Dem geplagten Word- und Windows-Nutzer dürften die Probleme von Microsoft, die sie im Videokonsolen-Bereich haben, ein hämisches Grinsen ins Gesicht zaubern. Allerdings ist der proklamierte "Kampf der Konsolen" mit den jüngsten Zahlen nicht zu Ende, es wurde bereits eine neue Runde eingeläutet. Und auch diese wird nicht die Letzte sein. Solange Bill Gates noch genug Geld hat und das Betriebssystem-Monopol aufrecht erhalten werden kann, wird der "Cash Burner" X-Box weiter produziert. Also: Let´s play...

Ciao,
Euer Campi

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