Moin,
der
Krieg ist vorbei. Welcher Krieg denn? Genau darum geht es. Seitdem
sich die Fernsehstationen wieder den "Schönen und Reichen"
zugewandt haben, also den wirklich wichtigen Dingen im Leben, ist
der Irakkrieg und das Leben der dort beheimateten Menschen wieder
ins zweite, wenn nicht sogar ins dritte Glied der Berichterstattung
zurück gerutscht. Nur ab und an berichten die öffentlich-rechtlichen
TV-Sender noch aus dem "ehemaligen" Kriegsland. Ich will
jetzt auch gar nicht die ganze Geschichte wieder aufrollen. Ihr
könnt sie ja auf dieser Seite selbst nachlesen. Aber ich muss
auf ein paar Dinge näher eingehen, weil sie einfach gen Himmel
stinken.
Wie
Ihr wisst, befanden und befinden sich neben dem Irak, auch Nordkorea
und der Iran auf der "Achse des Bösen". Dachte man
nun, nach dem proklamierten Ende des Irakkrieges und der Befreiung
der Bevölkerung von Saddam Hussein und dem feierlichen Übergang
zur Demokratie, dass Nordkorea nun die volle Aufmerksamkeit der
Amerikaner und Briten bekommen würde, lag man falsch. Nordkorea
ist genauso aus den Schlagzeilen verschwunden, wie Energie Cottbus
aus der ersten Fußball-Bundesliga. Und dabei war man doch
in Nordkorea angeblich dabei neue Atombomben zu bauen?! Der Aufschrei
in der Welt, als Kim Jong-Il derselbigen drohte, war enorm und viele
fragten sich, warum nicht Nordkorea statt des Irak im Fokus der
Anglo-Amerikaner liege. Die Antwort darauf wurde ersichtlich, als
das einzig Schützenswerte im Irak, der "Wiege der Menscheit"
das Ölministerium zu sein schien. Die Irakis durften plündern,
die Anglo-Amerikaner kümmerten sich einen Dreck um die Kultur-
und Kunstschätze des Landes am Euphrat und Tigris. Und trotzdem
werden wie bei jedem Krieg wieder ein paar Yuppies sich den Traum
von einem ganz privaten Kunstschatz erfüllt haben. Das ist
alles nur eine Frage des Geldes.
Aber,
um nicht allzu weit abzuschweifen, die Amerikaner schießen
verbal gegen den Iran. Das laut Scholl-Latour "demokratischste
Land im Nahen Osten". Die Jugend des Landes ist bereits vom
Amerikanisierungsvirus infiziert, trägt amerikanische Jeans
und trinkt amerikanische Limonade. Und trotzdem meint Condoleeza
Rice, dass der Iran:
- Terroristen
Unterschlupf gewährt,
- an
der Atombombe forscht und
- völlig
undemokratisch sei.
Gut,
man könnte meinen, dass dies die Meinung einer weiteren verirrten
und fehlgeleiteten Seele aus der amerikanischen Regierung ist. Doch
auch beim Irak wurde erst verbal geschossen, ehe gebombt wurde.
Der Aufschrei in der Welt wäre aber sicher noch größer,
wenn der "Neuen Weltordnung" des Herrn Bush und seiner
Kriegstreibern, auch die iranische Bevölkerung in die Hände
fiele. Das Gezeter der C. Rice sollte man daher erst einmal als
Vorschau auf den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf auffassen,
der vom derzeitigen Amtsinhaber bereits eingeläutet wurde,
mit der Bitte an seine Bevölkerung, ihm doch jeweils 50 bis
100 US-Dollar-Spenden zukommen zu lassen, damit er seinen Wahlkampf
finanzieren könne. Der mehrfache Millionär George W. Bush,
der u. a. das amerikanische Sozial- und Gesundheitssystem, soweit
es noch vorhanden war, so umstrukturiert hat, dass er "seinen"
ehemaligen Wahlkampfhelfern und Lobbyisten Steuersenkungen in mehrstelliger
Milliarden-Höhe versprechen konnte, fordert nun seine Bevölkerung,
die auch in einer wirtschaftlichen Rezession lebt auf, ihm zur Wiederwahl
zu helfen. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was selbiges
in Deutschland in der derzeitigen angespannten Situation auslösen
würde. Kanzler Schröder würde wahrscheinlich eine
"Bild"-Sonderausgabe zugestanden werden. Aber George W.
Bush scheint sein Gewissen seit längeren in einem alten Waffenschrank
zurückgelassen haben, falls er jemals so etwas besessen haben
sollte. Ein Gewissen meine ich. In diesem Zusammenhang sei noch
das bahnbrechende Gespräch mit Kanzler Schröder in Sankt
Petersburg erwähnt, dass die deutsch-amerikanischen Verhältnisse
wieder auf freundschaftlichere Basis stellen soll(te). "How
are you?" fragte Bush beim handshake den Gerd. Dieser antwortete:
"Fine." Klasse, oder? Schlichte Eleganz gepaart mit einem
etwas zynischen Unterton. Ich an Schröders Stelle hätte
das "Fine" auf französisch gesagt, um meine Solidarität
mit unseren, alten französischen Freunden unter Beweis zu stellen.
Die Amerikaner essen ja jetzt keine "french fries" mehr,
sondern "freedom fries". Und das freedom bezieht sich
dabei nicht auf ökologischen Landbau. Glaube ich jedenfalls.
Vielerorts wird kräftig Stimmung gegen die sogenannten "Froschfresser"
gemacht. Gute Bordeaux-Weine werden ausgeschüttet oder verschmäht.
Der puristische amerikanische Nationalstolz hat eine weitere Stufe
der Unsäglichkeit erklommen. Die ganz Boykott-Geschichte der
Amerikaner geht schon so weit, dass sich das französische Auswärtige
Amt zur Schlichtung eingeschaltet hat, um weiteren wirtschaftlichen
Schaden abzuwenden.
Dank
des starken Euro und des vom amerikanischen Finanzminister John
Snow gewollten schwachen US-Dollar hat die wirtschaftliche Brisanz
dieses Themas enorm an Tragweite gewonnen. De Exportländer
Frankreich und Deutschland haben besonders darunter zu leiden. So
wurde sogar z. B. diskutiert, ob Porsche nicht seine gesamte Produktion
in die Staaten verlegen sollte. Der Euro jedenfalls erklimmt wöchentliche
neue Rekordmarken. Die 1,20 dürfte bald fallen. Positiv an
der ganzen Geschichte ist nur, dass sich die europäische Einheitswährung
weltweit etabliert hat. Noch ist sie die am zweithäufigsten
benutzte und gehandelte Währung weltweit. Aber das marode Weltfinanzsystem
bräuchte dringend eine neue Leitwährung. Ein gänzlich
neues Finanzsystem wäre zwar noch besser, aber dürfte
kaum durchzusetzen sein. Gefordert wird ein neues "Bretton
Woods". Die Idee geht auf Lyndon LaRouche zurück. Er fordert
dies schon seit Jahren. Genauso versucht er seit den Siebzigern
als Präsidentschaftskandidat der Demokraten aufgestellt zu
werden. Die Chancen George W. Bush als Herausforderer im kommenden
Jahr gegenüber zu treten, stehen indes gut. Von den mehr oder
weniger 16 demokratischen Kandidaten, ist LaRouche derjenige, dem
im Moment die Gunst der Stunde zu schlagen scheint. Sollte George
W. Bush bis zu den Wahlen im kommenden Jahr im Amt bleiben, hoffe
ich, dass er gegen LaRouche antreten muss. Und dieses Mal sollte
richtig ausgezählt werden und nicht das nötige Taschengeld
den Ausschlag geben. Eine zweite manipulierte Wahl verträgt
auch die selbsternannte "Mutter aller Demokratien" nicht.
Womit
sich der Kreis wieder schließt. Wer in anderen Ländern
Kriege vom Zaun bricht, ohne triftige Gründe (bisher wurden
keine Massenvernichtungswaffen im Irak entdeckt) und eine Demokratie
von oben herab aufdoktrinieren will, sollte erst einmal vor seiner
eigenen Haustür kehren. Die derzeitige amerikanische Regierung
hat in dieser Hinsicht genug zu tun. Dem Gestank nach zu urteilen,
der sich aus dem weißen Haus über die ganze Welt auszubreiten
scheit, wird es auch höchste Zeit dazu.
Ciao,
Euer Campi
zurück
zum "Corner"
|