Campis Corner: Blair und Bush
von Thomas Badtke
21.07.2003

Moin,

Großbritanniens Premier Blair besuchte jüngst seinen Waffen- und Gesinnungsbruder George W. Bush in Amerika. Nichts Besonderes mag man da denken. Das machen doch alle politischen Repräsentanten weltweit. Der besucht den und wieder ein anderer fliegt halt mal zu jenem zur Stippvisite. Bei Blairs Besuch jedoch kann man mehr vermuten, als in den Medien offenbart wird. Blair sprach nämlich vor dem US-Kongress. Der letzte ausländische Politiker, dem dieses Vergnügen zu Teil wurde, war ebenfalls Brite. Allerdings handelte es sich um eine Sie (auch wenn sie nicht so ausgesehen haben mag). Und politisch, möchte man meinen, befinden sich Blair und die angesprochene Maggie Thatcher so wenig auf einer Wellenlänge, wie Bundeskanzler Schröder und ihr CDU-Gegenpart Angie Merkel. Doch der erste Blick täuscht. Sowohl bei Schröder und Merkel, als auch bei Thatcher und Blair. Auch der Unterschied zwischen Clinton und Bush ist nicht so gravierend, wie man auf den ersten Blick vermuten mag. Allen gemein ist die Gier nach Macht und Stärke. Alle streben gen politischer Mitte. Egal ob dieses Streben nun als "mitfühlender Konservatismus" in Amerika, als "Neue Mitte" in Deutschland oder als "New Labour" in Großbritannien verkauft wird. Die Macht vereint sie alle. Und ein zweiter gemeinsamer Punkt: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Oder weswegen reist der grüne Außenminister Fischer nach Amerika und spricht mit Vize-Präsident Dick Cheney? Warum fordert Merkel eine Steuersenkung und als sie auf der Tagesordnung steht, wird sie dann nieder gemacht? Und so weiter......

Aber zurück zu Blair und Bush. Sie haben dieselbe Größe, wobei hier nicht die politische, sondern die reine Körperlänge gemeint ist und ihr Horizont scheint ebenso gleich-beschränkt zu sein. Da stellt sich ein Tony Blair vor den amerikanischen Kongress, zum Glück übertragen ja die meisten Medien die Rede live und wenn doch nicht, dann wenigstens die wichtigsten Passagen in den Nachrichten, und lobt sein amerikanischen Pendant für seinen "großartigen Charakter". Nun stellt sich dem normalen Beobachter, der eigentlich nur rein zufällig zu n-tv gezappt hat, wo die Rede übertragen wurde, die Frage, ist das der berühmte britische, schwarze Humor oder doch Schmierentheater auf höchster Ebene? Im Gegenzug stellt sich dann George W. Bush vors Mikro und bedankt sich bei Blair für seine "uneingeschränkte Hilfsbereitschaft". Lobhudelei und Selbstbeweihräucherung, wie man sie in der derzeitigen weltpolitischen bzw. weltwirtschaftlichen Lage nicht erwartet hätte. Blair steht ebenso zu dem Angriff auf den Irak, wie G. W. Bush. Auch wenn die den Krieg begründenden Fakten verdreht wurden oder es gar keine gegeben hat, stellt Blair klar, dass es doch positiv sei, dass ein Diktator der übelsten Sorte, wie Saddam Hussein endlich von der politischen Oberfläche verschwunden sei. Da müsse es doch erlaubt sein, ein wenig zu lügen - ach nein, man habe ja nur die Wahrheit etwas verdreht, wenn überhaupt. Dabei betont er noch einmal, wer ihn entmachtet hat, die angloamerikanische Allianz. Vielen Dank!

Genau das scheinen gerade viele Iraker mittlerweile nicht mehr zu denken. Warnten bereits weit vor einem möglichen Irak-Krieg Nahost-Experten wie Scholl-Latour vor den Folgen eines solchen präventiven Eingreifens der Anglo-Amerikaner, sehen sich deren Soldaten nun mit selbigen konfrontiert. Statistisch betrachtet, werden die Soldaten der Allianz, zumeist jedoch die amerikanischen GIs, die wie bereits hier an anderer Stelle festgestellt worden ist, alles andere als überbezahlt sind, geschweige denn Gefahrenzulage beantragen können, 12 Mal am Tag angegriffen. Diesmal sind es auch nicht die eigenen Truppen, die versehentlich mal eine Bombe auf ihre Kameraden abwerfen, sondern Heckenschützen, Selbstmordattentäter und wie neuerdings vom US-Oberbefehlshaber behauptet wird, Guerilla-Kämpfer. Ich wette mit Ihnen, dass es nicht lange dauern wird und aus den Guerilla-Kämpfern werden Terroristen, die die amerikanische Freiheit in höchstem Maße bedrohen. Denn man stelle sich nur vor, dass da ein oder zwei Ex-Gefolgsleute Saddam Husseins dabei sind, die noch über die Uran-Kauf-Verbindungen zum Niger verfügen... Kaum auszudenken, wenn die Guerilla-Kämpfer, Entschuldigung: Terroristen, dann plötzlich an atomwaffenfähiges Material kommen würden. Oh Graus. Ich wette auch, dass wenn es so weiter geht und nahezu täglich weitere amerikanische GIs im Irak sterben müssen, der Schrei nach einem Eingreifen der UN dieses Mal nicht aus Europa kommt, sondern direkt aus Washington. Erst bomben, dann das Aufräumen der internationalen Gemeinschaft überlassen, siehe Afghanistan. Wie heißt es doch so schön: Wer aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernt, ist verdammt sie zu wiederholen. So in etwa......

Was den beiden friedenbringenden Kriegstreibern zu Gute kommen könnte, ist die Tatsache, dass die Aufmerksamkeit der weltweiten Bevölkerung durch die andauernde Medienpräsenz des Themas Irak und Irak-Krieg nachgelassen hat. Man hört in etwa folgendes: "... Soldat...getötet. Erneut...Irak." Und schon zappt man weg. Nur nicht schon wieder dieses leidige Thema. Aber, wenn es mir schon so geht, was machen dann erst die Amerikaner? Ihre Landsleute werden getötet und dieses Mal nicht von drogensüchtigen, schwarzen Amerikanern in irgendwelchen Vorstadtvierteln in der Heimat, sondern von Irakern, im Ausland, in einem Krieg, den eigentlich nur ein paar Leute an der politischen Spitze ihres Landes wollten und der deshalb seit langer Zeit vorbereitet und geplant wurde. Genau dieselben Leute, die sich jetzt hinstellen und alles schön reden. Ein Glück, dass der Weltfrieden in Gefahr ist. Schließlich kann man ja von seinem Land behaupten, dass es das friedliebendste Land der Welt ist. Gegen Amerika und Großbritannien ist selbst Deutschland in dieser Hinsicht nur ein kleiner Fisch.

Folgendes soll als Beweis dienen. Es stammt aus dem Buch von Mathias Bröckers: Verschwörungen, Verschwörungstheorien und die Geheimnisse des 11. 9. Ein weiteres Tabuthema. Bereits im Vorwort dazu steht eine Bush-Aussage vom 10. 11. 2001:

"Wir müssen die Wahrheit über den Terror aussprechen. Lasst uns niemals frevelhafte Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem 11. September tolerieren, boshafte Lügen, die bezwecken, die Schuld von den Terroristen selbst abzulenken, weg von den Schuldigen."

Bush sagte dies zur UN-Vollversammlung. Jetzt mag man zu Verschwörungstheorien stehen wie man will. Fakt ist, dass Bush nur durch familiäres Geld und Verbindungen (Stichwort: Yale und Skull&Bones-Geheimbund) an die politische Macht gelangte und ebenso Fakt ist, dass der Bush-Clan mit dem Bin Ladin-Clan geschäftliche Beziehungen führte und wahrscheinlich noch immer führt und gleichermaßen Fakt ist, dass sowohl Saddam Hussein, als auch Usama Bin Ladin ehemals vom CIA gefördert worden sind. Aber das nur am Rande. Die Empfehlung geht natürlich dahin, das Buch von M. Bröckers zu lesen. Dann kann man sich seine eigenen Gedanken machen.

Aber zurück zum "Friedens-Beweis". Die überaus bekannte indische Schriftstellerin Arundhati Roy (u.a. Der Gott der kleinen Dinge) schrieb am 23. 10. 2001 (also noch vor dem zweiten Irakkrieg) im britischen "Guardian" zum Thema "Friedliebend":

Im selben Atemzug, mit dem er die Luftangriffe ankündigte, erklärte Präsident George W. Bush: "Wir sind eine friedliebende Nation." Und Tony Blair, der populärste Botschafter der USA (der daneben auch noch das Amt des britischen Premierministers bekleidet), plapperte ihm nach: "Wir sind ein friedliebendes Volk." Nun wissen wir es also. Schweine sind Pferde. Mädchen sind Jungen. Krieg ist Frieden.
In einer Rede, die er wenige Tage später in der FBI-Zentrale hielt, sagte Bush: "Dies ist unsere Stunde. Es ist die Stunde der Vereinigten Staaten von Amerika. Der freiheitlichsten Nation der Welt. Einer Nation, aufgebaut auf den fundamentalen Werten, die Hass zurückweisen, Gewalt zurückweisen, Mörder zurückweisen und das Böse zurückweisen. Wir werden nicht erlahmen."

Hier könnte man bereits auf den enormen Gebrauch der Todesstrafe in den USA oder die unmenschliche, ja menschenrechtsverachtende Behandlung der Gefangenen auf Guantanamo Bay hinweisen oder auch die Absage an einen Internationalen Gerichtshof anbringen. Von der letzten Präsidentschaftswahl will ich gar nicht erst wieder anfangen. Schon allein diese paar harten Fakten reichen aus, um George W. Bush als Lügner zu enttarnen. Aber Arundhati Roy führt weiter aus:

"Hier eine Liste der Länder, mit der Amerika seit dem Zweiten Weltkrieg Krieg geführt und die es bombardiert hat:
- China (1945-46, 1950-53),
- Korea (1950-53),
- Guatemala (1954, 1967-69),
- Indonesien (1958),
- Kuba (1959-60),
- Belgisch Kongo (1964),
- Peru (1965),
- Laos (1964-73),
- Vietnam (1961-73),
- Kambodscha (1969-70),
- Grenada (1983),
- Libyen (1986),
- El Salvador (80er Jahre),
- Nicaragua (80er Jahre),
- Panama (1989),
- Irak (1991-99),
- Bosnien (1995),
- Sudan (1998),
- Jugoslawien (1999).
Und jetzt Afghanistan. Gewiss erlahmt sie nicht - diese freiheitsliebendste aller Nationen."

A. Roy hat Recht behalten, wie der jüngste Irak-Krieg gezeigt hat. Nachzulesen auf Seite 151 in M. Bröckers Buch. Nun bilden Sie sich eine eigene Meinung über die beiden Staatschefs Blair und Bush.

Ciao,
Euer Campi

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