Moin,
fast
täglich liest bzw. hört man von immer neuen alliierten
Todesfällen im Irak. Hauptbetroffene dabei sind die Soldaten
der Vereinigten Staaten von Amerika unter ihrem Oberbefehlshaber
George W. Bush. Das "Vietnam", was den amerikanischen
Befehlshabern und den Politikern in Washington vielerorts vorhergesagt
wurde, scheint sich zu bewahrheiten. Immer neue tote GIs und andere
Hiobsbotschaften aus dem besetzten Irak erreichen das amerikanische
Festland und damit die Heimat. Nur die mediale Propaganda erinnert
noch an die "Erfolge" des Irak-Krieges. Unlängst
schaffte man es, der beiden Söhne Saddam Husseins habhaft zu
werden. Kaum waren die beiden tot, meldete sich ihr Vater wieder
und kündigte Vergeltung an. Ebenso trat John Ashcroft auf den
Plan und warnt vor neuen Terroranschlägen. Im gleichen Atemzug
erklärt er den "Kampf gegen den Terror" als Erfolg.
Mehr als einhundert geplanter Anschläge konnte man bisher verhindern.
Die Frage sei erlaubt, warum man dann den am 11. September 2001
nicht verhindern konnte...
Worauf
ich heute jedoch hinaus will: Der Irak-Krieg drehte sich nicht etwa
um Massenvernichtungswaffen oder Diktatoren, sondern um die Sicherung
der Energieversorgung der USA und der westlichen Welt. Das zweitgrößte
Ölvorkommen sollte geschützt bzw. in "demokratische,
freiheitliche und friedliebende Hände", nämlich anglo-amerikanische
fallen. Zuvor hatte man bereits der 3.000 Toten des WTC-Anschlags
mit einem Bombenteppich auf Afghanistan gedacht. Dabei wurden bereits
in den ersten drei Wochen mehr zivile Opfer in Kauf genommen, als
beim Angriff auf das WTC umgekommen waren. Und das alles nur, weil
man eine Öl- und Gas-Pipeline durch Afghanistan Richtung Ceyhan
in der Türkei bauen wollte bzw. noch muss und man dafür
amerikafreundliche, afghanische, korrupte Politiker braucht. Aber
das, wie immer, nur am Rande.
Als
der zweite Irak-Krieg vom Zaun gebrochen wurde, konnte sich die
"Wiege der Menschheit" noch als Nummer Zwei der Welt was
Ölvorräte anbetrifft, rühmen. Die größten
Erdölvorräte besitzt der islamische Staat Saudi-Arabien,
Geburtsort des angeblichen WTC-Anschlagführers Usama bin Ladin.
Satte 35,4 Mrd. Tonnen "Schwarzes Gold" schlummerte 2001
und auch 2002 im saudischen Wüstenboden. Der Irak folgte mit
Vorräten von 15,1 Mrd. Tonnen bereits etwas abgeschlagen. Kuwait
(13 Mrd. t), die Vereinigten Arabischen Emirate (12,9 Mrd. t) und
der Iran (12,3 Mrd. t) machen die arabische Übermacht in diesem
Bereich perfekt. Da die USA jedoch als Weltverbraucher Nummer Eins
beim Öl gelten, musste man sich die weltpolitische und wirtschaftliche
Vormachtstellung auch für die Zukunft sichern. Mit den irakischen
Ölquellen dürfte ein erster Schritt in diese Richtung
getan sein. Auf den weiteren Plätzen in der Rangliste der weltweiten
Erdölvorkommen rangieren mit Venezuela (10,9 Mrd. t), der GUS
(6,6 Mrd. t), Libyen (3,9 Mrd. t) und Nigeria (3,3 Mrd. t) ebenfalls
Staaten, in denen die demokratischen Grundwerte nicht immer eingehalten
werden. Aber welches Land kann das schon von sich behaupten, die
USA einmal ausgenommen. Irgendwo abgeschlagen im unteren Mittelfeld
landete 2001 Kanada mit 0,7 Mrd. t. Bereits ein Jahr später,
also 2002 gibt es jedoch zwei Veränderungen in dieser Rangliste.
Die Russische Föderation konnte ihre Vorräte auf 8,2 Mrd.
t steigern und der Irak liegt nur noch auf Platz Drei der Rangliste.
Neue Nummer Zwei ist, raten sie mal......KANADA. Von 0,7
Mrd. t 2001 stieg das Ölvorkommen auf unglaubliche 24,2 Mrd.
t.
Jetzt
fragt man sich natürlich, wie ist so etwas möglich? Hat
Kanada etwa Kuwait und den Iran überfallen oder feindlich übernommen?
Nein, natürlich nicht. Es ist alles viel einfacher: Statt nach
Öl zu bohren, baggert man danach, ähnlich der Kohlegewinnung.
Die Lösung heißt Ölsande. Mit gigantischen
Baggern gräbt man sich durch Kies, Lehm und Sand. Im Norden
der kanadischen Provinz Alberta befindet sich ca. 50 m unter der
Erdoberfläche eine durchschnittlich 60 m dicke Schicht aus
Sand, Wasser, Lehm und Bitumen. Genau daraus wird dann das wertvolle
Öl gewonnen. Zuerst trägt man dafür die oberste Schicht
ab. Es folgen mehrere Trennungs- und Veredelungsvorgänge und
fertig ist das Rohöl. Die Fläche, unter der das Öl
quasi vor sich hin schlummert ist mit 42.000 Quadratkilometern von
der Größe her vergleichbar mit der Schweiz. Drei kanadische
Ölgesellschaften haben sich mit dem "Ölbaggern"
befasst und scheinen jetzt die Rohölfrüchte ernten zu
können. Suncor, Syncrude und Albian Sands heißen die
drei kanadischen Öl-Glücksritter. Allerdings ist nur noch
Suncor von den großen anglo-amerikanischen Ölmultis unabhängig.
Suncor ist börsennotiert und setzte im vergangenen Jahr etwa
drei Milliarden Euro um, wobei etwas mehr als 460 Mill. Euro Gewinn
erzielt wurden. An Albian Sands hingegen ist die britisch-niederländische
Shell bereits mit 60 Prozent beteiligt. Der amerikanische Riese
Exxon-Mobil (einst Teil des Rockefeller-Imperiums Standard Oil)
hält an Syncrude immerhin 25 Prozent.
In den vergangenen zwanzig Jahren konnte man die Kosten für
das Ölbaggern um mehr als 50 Prozent reduzieren. Die Kosten
sanken von umgerechnet 12,8 Euro auf 7,7 Euro und sind damit mit
denen der normalen Ölbohrungen vergleichbar. Weltweit rechnen
Experten mit einem Ölsand-Vorkommen von 100 Milliarden Tonnen.
Kanada besitzt demnach rund ein Viertel dieser Vorräte.
"Die
Kosten können noch weiter gedrückt werden", ist sich
Syncrude-Geschäftsführer Jim Carter sicher. Das kostspieligste
ist bisher die 50 m umfassende Deckschicht abzutragen. In der Entwicklung
befindet sich daher ein Verfahren, das "In-situ" genannt
wird. Übersetzt bedeutet dies etwa "An Ort und Stelle".
Dabei werden zwei Löcher bis zu den Ölsanden gebohrt in
denen dann dickwandige Rohre verlegt werden. Durch eines dieser
beiden Rohre wird mit Hochdruck Dampf hindurch gejagt, der den Ölsand
durch das Rohr Nummer Zwei an die Oberfläche drückt. Suncor
rechnet durch dieses Verfahren mit einer Kostensenkung von nochmals
30 Prozent, da das kostenaufwendige Abtragen der Deckschicht entfällt.
Bisher
dachte man ja, dass der Iran, vielleicht auch Nordkorea auf George
W. Bushs Weltverbesserungs- und Demokratisierungsliste, allgemein
bekannt unter dem Pseudonym "Achse des Bösen", ganz
oben stehen. Nun könnte es sein, dass sich die Begehrlichkeiten
des Texaners gen Norden richten. Das amerikanisch-kanadische Verhältnis
ist in etwa mit dem britisch-deutschen Verhältnis vergleichbar.
So richtig kann man sich nicht riechen und wenn die Kanadier im
Eishockey dann noch gegen die US-Boys gewinnen, ist das in etwa
vergleichbar mit einem deutschen Sieg gegen England im Fußball.
Wer noch immer denkt, dass die USA und Kanada zwei sich respektierende
Nachbarstaaten darstellen, sollte sich zwei Filme ansehen. Zum einen:
"South Park - Der Film" und zum anderen "Bowling
for Columbine". Noch wichtiger als ein Eishockey-Weltmeistertitel
ist für Amerika die Vormachtstellung in der Welt. Durch die
Ölsandvorkommen im benachbarten Kanada könnte diese arg
gefährdet sein, auch deshalb weil man in manchen Provinzen
bzw. Teilen Kanadas sich näher an Frankreich und dessen Traditionen
gebunden sieht. Um den großen Bruder im Süden nicht zu
verärgern, sollten sich die Kanadier an uns Deutschen ein Vorbild
nehmen. Erst vor kurzem schenkte der Deutsche Jan Ullrich dem Amerikaner
Lance Armstrong den Sieg beim prestigeträchtigsten Radrennen
der Welt, der "Tour de France", in dem er nach einem von
Armstrong selbst verschuldeten Sturz auf ihn wartete und dann als
dieser erneut angriff, ihn ziehen ließ. Was ist schon ein
weiterer "Tour de France"-Sieg wenn es um die Rettung
der bereits arg angekratzten deutsch-amerikanischen Freundschaft
geht. Vielleicht sollte man den Amerikanern das nächste Mal
den Eishockey-WM-Titel einfach schenken. Wer weiß, was sonst
passiert. In Afghanistan wurden ja bereits erste kanadische Soldaten
von der amerikanischen Luftwaffe bombardiert. Offiziell geschah
dies aus Versehen, aber unter Drogeneinfluss. Beim nächsten
Mal könnte man schon Absicht vermuten... Denn mittlerweile
kennen wir die wahren Gründe. Amerika ist scharf auf kanadisches
Öl.
Ciao,
Euer Campi
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