Ich
hatte das Glück, in Florida schon am 15. Dezember 2003 einzutreffen,
also noch vor Weihnachten. Es war das erste Mal in meinem Leben,
daß ich Weihnachten nicht im kalten Deutschland verbringen
würde,mit meinen Eltern und meiner Freundin, wartend, ob es
dieses Jahr weiße Weihnachten geben würde, sondern im
tropischen Florida (immerhin mit Freundin), wo das ganze Jahr lang
die Sonne scheint, und selbst im Dezember die Jacke im Koffer bleiben
kann (sofern man überhaupt eine mitgenommen hat). Was also
war jetzt das Glück daran, vor Weihnachten hier anzukommen?
Nun, ich bekam dadurch die Gelegenheit, zu erleben, wie Amerikaner
Weihnachten hier in Florida begehen.
Dabei
prägt natürlich das warme Wetter. Sie können sich
ja mal Weihnachtsdekoration vorstellen, (insbesondere Weihnachtsbeleuchtung
in allen denkbaren Formen, aber auch Plastikweihnachtsbäume
und aufblasbare Schneemänner) dazu Weihachtslieder summen und
dann die Vorstellung in ihrem Kopf mit Menschen in Bikini und Badahose,
Palmen und Sonne von 7-18 Uhr anreichern. Die ganze Weihnachtsidee
wirkt einfach nicht. Auch an Schnee ist hier nicht zu denken (obwohl
es vor ca. 40 Jahren in Miami an Weihnachten Schnee gegeben hat),
vielmehr darf Santa, wie er hier einfach genannt wird,
in seinem roten Mantel in der Sonne schwitzen. Das führt dann
oftmals dazu, daß Santa nur dadurch zu erkennen ist, daß
er eine rote Mütze trägt. Und weil diese rote Mütze
den Amerikanern so gut gefällt, trägt Hinz und Kunz diese
Mütze (es gibt sie auch für Babys) ob mit Blinklicht
oder ohne (im übrigen auch die Touristen; Japaner mit Kamera
und Mütze stellen dabei bei allem Respekt die
albernste Erscheinung dar). Neben dem Original-Santa findet man
in The Bikini State auch die weibliche Variante von
Santa, Santarine, in knappem Bikini (in Rot) und mit
der obligatorischen Mütze. HoHoHo ist übrigens
eines der beliebtesten geflügelten Worte bei Werbe-Jingles
in der Weihnachtszeit.
Und
wenn wir schon mal bei Werbejingles sind, dann sind wir auch schon
beim Business. Weihnachtszeit ist Shopping-Zeit in Amerika.
In jedem Werbespot wird darauf hingewiesen, daß man seine
Lieben nicht vergessen soll und damit sind nicht
nur die Familienmitglieder gemeint. Nein, in der Weihnachtszeit
gehören dazu zumindest nach Meinung der Handelsketten
und Einzelhändler auch die Bekannten, Arbeitskollegen,
und alle sonstigen flüchtigen Bekannten. Und die amerikanischen
Verbraucher hören die Botschaft gerne (nun ja, nicht ganz so
gerne in diesem Jahr, das von Terror und Angst um den Arbeitsplatz
geprägt ist sowie einer schleppend verlaufenden Wirtschaft,
aber für die wichtigsten Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen
hat Man(n) und Frau natürlich noch ein paar Bucks
übrig), die Shoppingcenter und -malls sind voll von Menschen,
und ist eine Kreditkarte leergekauft, dann besorgt man
sich halt eine neue von einer anderen Bank es ist ja so einfach,
und die Zinsen sind ja so niedrig.
Die
Händler tun dieses Jahr aber auch alles, um die Konsumenten
zum Einkaufen zu animieren. Kein Geschäft, daß dieses
Jahr zur Weihnachtszeit nicht besondere Verkaufsaktionen startet
und keine Zeitung, die nicht Anzeigen von dem größten
Christmas-Sale aller Zeiten bei irgendeinem Einzelhändler
schaltet (sogar die New York Times war voll mit Anzeigen).
Manche Malls stellen Schneekanonen auf, um die Kundschaft anzulocken,
und Heerscharen von Santas stehen Gewehr bei Fuß, um die Kinder
zu unterhalten, damit Mami und Daddy beim Geldausgeben nicht all
zu sehr von den lieben Kleinen abgelenkt werden. Business
ist wirklich BIG in der Weihnachtszeit.
Ich
glaube, für Deutsche ist es sehr schwer, sich das Ausmaß
der Shopping-Aktivitäten hier in Amerika vorzustellen. Es dreht
sich, um es einfach zu sagen, in den Tagen vor Weihnachten alles,
aber auch wirklich alles um das Christmas-Shopping.
In den Zeitungen und Magazinen sind die besten Artikel diejenigen,
die sich mit dem sinnvollen Shoppen beschäftigen
und dabei natürlich immer die neuesten, ausgefallensten
und billigsten Schnäppchen präsentieren. Jedoch ist scheint
auch diesen Zeitschriften bewußt zu sein ,daß der amerikanische
Verbraucher dieses Jahr nicht so viel Geld ausgeben kann, deshalb
behandeln viele Artikel das Thema: Viel haben für wenig
Geld.
Der
in diesem Jahr finanziell nicht so betuchte amerikanische Konsument
bereitet den Verkäufern wirklich Kopfzerbrechen. Um ihn bei
Laune zu halten, überbieten sich die Ketten und großen
Kaufhäuser mit Extras und Sonderangeboten. Nach Preisnachlässen
von 10% braucht man gar nicht suchen, daß ist fast schon Standard
und bedarf keiner gesonderten Erwähnung. Los geht es bei 20%
Nachlass, und so richtig interessant wird es bei 30, 40 oder 50%.
Wer jetzt meint, diese Rabatte seien dann aber die Ausnahme, der
täuscht sich. Vielmehr stellen sie die Regel dar. Ich habe
es selbst mitgemacht. Markenartikel, insbesondere Bekleidung, aber
auch Schmuck und Autos sind hier drüben so billig, daß
es eigentlich schon lächerlich ist und dabei ist der
für Europäer günstige Wechselkurs nicht gar nicht
berücksichtigt. Wer es noch billiger haben will, geht in die
Outlet Center oder besucht Ketten wie Ross, in denen
man Markenartikel zu Schleuderpreisen kaufen kann.
Daneben
gibt es natürlich kostenlose Verpackungs-Aktionen, Get
2 for 1-Angebote, und der letzte Schrei in Sachen Verkaufsaktion
den sogenannten Mail-in Rebate. Das ist nichts
anderes als ein Rabatt, aber einer, den man erst erhält, wenn
man seine Einkaufsquittung an die Herstellerfirma geschickt hat.
8 Wochen später erhält man dann einen Scheck über
die versprochene Summe. Für die Hersteller eine tolle Sache:
denn sie können verstärkt mit den niedrigen Preisen werben
(daß der Preis nur durch den Mail-in Rebate so
günstig ist, wird dann natürlich etwas zurückhaltender
in den Werbeprospekten dargestellt), und darauf hoffen, daß
die Käufer entweder vergessen, ihren Coupon einzusenden, oder
daß sie ihn aus Versehen einfach in den Müll werfen.
So gesehen ein toller Einfall der Verkäufer.
Das
ganze Shopping-Event strebt dann seinem Höhepunkt entgegen,
dem 24. Dezember. An diesem Tag haben die Geschäfte selbstverständlich
lange auf, denn der eigentliche Feiertag in Amerika ist der 25.
Dezember, und am 24. werden noch die letzten Einkäufe getätigt,
weshalb lange Öffnungszeiten für die Geschäfte Pflicht
sind.
Am
25.Dezember dann ist Weihnachten die Augen strahlen ob der
vielen Geschenke (oder auch nicht, wenn das falsche geschenkt wurde),
und Shopping-Amerika hält für einen Moment
den Atem an. Dies ist die Zeit, in der die Ferien beginnen, und
viele Eltern dafür Urlaub nehmen. Doch Weihnachten ist nur
ein Atemholen. Denn wer meint, jetzt wäre das Shopping-Event
zu Ende, und nun würde das Leben wieder normal
verlaufen, stellt schnell fest, daß er sich bitter getäuscht
hat. Denn nach Weihnachten ist richtig Shopping-Zeit!
Was,
wird sich der geneigt Leser nun denken, schon wieder einkaufen?
Haben die Amerikaner noch nicht genug? Nein, haben sie nicht. Zum
einen werden nämlich in der Woche nach Weihnachten die vielen
Geschenke umgetauscht, die man entweder schon hatte, die nicht gepaßt
haben, oder die man aus sonstigen Gründen wieder loswerden
will (laut Statistik werden 5-6% aller Weihnachtsgeschenke in Amerika
umgetauscht). Schon aus diesem Grund sind die Geschäfte zum
Bersten voll, denn wenn man schon mal sein Geld zurückbekommt,
dann kann man ja gleich wieder etwas anderes kaufen..
Zum
anderen ist es jetzt die Zeit des Jahresend-Clearance-Sales,
also des großen Schlussverkaufs. Die Lager müssen geräumt
werden und deshalb werden Rabatte bis zu 70% gewährt, da heißt
es natürlich noch einmal Zugreifen. Insbesondere
Autos, Möbel und Schmuck werden regelrecht verramscht.
Dummerweise ist vielen Konsumenten während der Weihnachtszeit
bewußt, daß die Preise nach Weihnachten noch weiter
sinken fallen, so daß sie ihre Einkäufe sofern
möglich in die Zeit nach Weihnachten verlegen. Das ist
auch ein Grund dafür, daß das Weihnachtsgeschäft
dieses Jahr nicht so gut für die Händler verlaufen ist,
wie es erwartet wurde.
Normalität
kehrt erst ab dem 01. Januar ein. Dann ist die Shopping-Schlacht
geschlagen, die Kreditkarte hat ihren letzten Cent hergegeben, und
die Zeit der großen Rabatte ist vorbei. Ganz vorbei? Natürlich
nicht, denn das nächste Event steht schon in den Startlöchern
Valentinstag (am 14. Februar)......
Bis
zum nächsten Mal,
Ihr Carsten Lexa
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