Der
katholische Theologe Hans Küng, ein Kämpfer wider der
Kurie, aber mit dem Papst außenpolitisch einer
Meinung, hält einen Krieg Bushs gegen den Irak für rechtswidrig
und unmoralisch. Für Küng, müssen laut Spiegel-Gespräch,
sechs Kriterien erfüllt sein, damit ein Krieg theologisch gerechtfertigt
ist (für Bush als Gläubigen, sollten diese Kriterien handlungsbestimmend
sein, wie die 10 Gebote):
Zuerst
muss ein gerechter Grund vorliegen.
Eine vermutete zukünftige Bedrohung rechtfertigt nicht einen
Präventivkrieg auf Verdacht. Die Entmachtung Husseins übrigens
auch nicht. Man stelle sich einmal vor, dass die Chinesen in 20-30
Jahren dem amerikanischen Präsidenten ein Ultimatum zum Abdanken
stellen werden, nur weil sie es waffentechnisch könnten.
Als
zweites wird eine ehrliche Absicht gefordert.
Hm, na ja, die Vernichtung von Massenvernichtungswaffen schlösse
die amerikanischen sicher mit ein, oder? Die Demokratisierung des
Nahen Ostens als ehrlichen Grund anzuführen, grenzt
für mich an Blasphemie. Ohne Sie zu nerven, aber Bush wurde
nicht demokratisch gewählt. Zusätzlich beschnitt er im
Land der Freiheitsstatue die Rechte seiner Bürger, wie kein
anderer Präsident vor ihm. Bei 42 vorigen Präsidenten
eine große Leistung meiner Meinung nach.
Drittens:
die Verhältnismäßigkeit.
Solange sich die amerikanischen Geheimdienste um ein Abdanken
Husseins kümmern, scheint das in Ordnung zu gehen. Die Weltöffentlichkeit
würde dann nur lesen bzw. hören müssen, dass Saddam
Hussein an einer Brezel erstickt ist, oder vielleicht an einem Stück
vergiftetem Apfel dahin geschieden sei, ganz friedlich versteht
sich. Aber nun einen Krieg mit intelligenten Bomben zu führen,
ohne genau zu wissen, wo sich Hussein im Irak aufhält, 250.000
eigene amerikanische Soldaten in einen Krieg zu schicken, um die
Rachegelüste des Sohnes zu stillen, dessen Vater beinahe einem
Anschlag, damals in Kuwait - initiiert von Saddam Hussein - erlegen
war. Ich weiß nicht. George Bush sen. jedenfalls ließ
Hussein damals 1991 in Amt und Würde um seinen
Soldaten ein Vietnam-Syndrom zu ersparen. Vietnam hat
er übrigens auch seinem Sohn erspart. Die humanitäre Katastrophe
wird ebenso kommen. Bei der UN wird bereits mit Millionen von Flüchtlingen
gerechnet. Die Infrastruktur des Irak würde einem Krieg nie
stand halten. Die Wasserversorgung der 5-Millionen-Hauptstadt Bagdad
würde innerhalb weniger Tage danieder liegen. Einmal ganz abgesehen
davon, dass sich die Hilfsorganisationen, ohne amerikanische Hilfe,
eigentlich um die wieder einmal drohende Hungerkatastrophe in Afrika,
u.a. Äthiopien kümmern sollten, als hinter einem US-Präsidenten
die Kollateralschäden wegzuräumen.
Das
vierte Kriterium dreht sich um die bevollmächtigte Instanz.
Ein dahergelaufener Ex-Alkoholiker (nicht, dass ich etwas gegen
Allalolol hätte) stellt sich vor sein Volk und sagt: ...Der
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist seiner Verantwortung nicht
gerecht geworden, daher werden wir uns zu unserer Verantwortung
erheben.. Dies ist nicht eine Frage der Autorität, es ist eine
Frage des Willens... Den mag ein Trockener Alkoholiker sicherlich
haben. Da der Irak innerhalb der letzten 12 Jahre aber niemanden
angegriffen hat, im Gegensatz zu den Amerikanern, und derzeit auch
keine unmittelbare Bedrohung besteht, kommt als legitimierendes
Organ nur der Weltsicherheitsrat in Frage. Aber da die Amerikaner
darin keine Zustimmung erhalten hätten, dank der neuen Achse
Paris-Berlin-Moskau-Peking (besonders die Unionspolitiker
stehen auf diese Achse), erklären sie den Sicherheitsrat und
damit auch die Vereinten Nationen für nicht mehr zeitgemäß.
Es lebe der alles bestimmende Weltpolizist USA mit einem schießwütigen
Texaner an der Spitze, der einen Vaterkomplex hat.
Fünftens:
der Krieg ist Ultima ratio, das letzte Mittel.
Na, wenigstens da haben die Amerikaner nicht daneben gegriffen.
Immerhin haben sie den UN-Waffeninspekteuren fast 4 Monate Zeit
gegeben, ein Land, so groß wie Frankreich (das wissen wir
dank der Recherchearbeit der Unions-Spitzenpolitiker) nach Massenvernichtungswaffen
zu durchsuchen. Das müsste aber wirklich ausreichend sein,
würde ich sagen. Und wer geht schon gern im Sommer in den Irak
um Waffen zu suchen? Bei glühender Wüstenhitze? Nein,
das kann man den Inspekteuren nun wirklich nicht antun. Dafür
haben die USA doch ihre Soldaten. Danke, Herr Bush!
Sechstens:
das Internationale Völkerrecht muss eingehalten werden.
Hm, ich weiß nicht, aber da gab es beispielsweise in Afghanistan
einige Fälle von Völkermord, wo amerikanische Soldaten
zugeschaut oder zum Teil sogar mitgemacht werden sollen. Dazu noch
die unmenschlichen Verhältnisse auf Guantanamo Bay. Die Amerikaner
scheinen nicht dafür bekannt zu sein, das Völkerrecht
zu achten. Aber sie geben anderen immer gern Ratschläge: .....Kriegsverbrecher
werden bestraft werden, und es wird keine Verteidigung sein zu sagen
-Ich habe nur Befehle ausgeführt- ...
Macht
also summa summarum sechs nicht erfüllte Kriterien. Aber warum
soll sich der Führer der einen Nation unter Gott,
der Präsident von Gottes Gnaden sozusagen, um derartig Lapidares
kümmern? Hat er doch wichtigeres zu tun, wie z.B. die irakischen
Soldaten zur Fahnenflucht aufzurufen oder Saddam Hussein ein Ultimatum
von 48 Stunden zum Verlassen des Iraks zu stellen (und seinen Söhnen,
der Blutrache wegen) oder sich vor sein Volk zu stellen und wortwörtlich
zu sagen: ...Zerstören Sie (gemeint sind die Iraker)
keine Ölquellen, eine Quelle des Reichtums, die dem irakischen
Volk gehört... Ich
lasse diesen Satz unkommentiert......
Der
Krieg der Willigen gegen den Irak wird kommen. Bush
hat einen Präzedenzfall geschaffen und auch noch Partner für
sein Vorgehen gefunden. Großbritannien, Spanien, Australien,
Bulgarien und Polen. Schade nur, dass sich die Bevölkerung
der eben erwähnten Länder gegen einen Krieg ausgesprochen
hat. Die Demokratie, die Macht der Mehrheit, wird von einigen wenigen
mit Füßen getreten. Es bleiben noch wenige Stunden Zeit,
um dies zu ändern. Egal wie. Um irgendwelche Regeln brauchen
wir uns ja nun nicht mehr zu kümmern. Dank Bush und seinen
Kriegstreibern.
zurück
|