Der
Krieg hat begonnen. Kurz nach 3.30 Uhr (MEZ) schlugen die ersten
"Marschflugkörper" in Bagdad ein. Kurz darauf meldete
sich George W. Bush und sprach zum amerikanischen Volk:
"Liebe
Landsleute. Zu dieser Stunde befinden sich amerikanische und verbündete
Streitkräfte in der Anfangsphase der militärischen Operationen
zur Entwaffnung des Iraks, um seine Bevölkerung zu befreien
und die Welt vor einer ernsten Gefahr zu schütze..."
Wenn
Heuchelei weh tun würde, müsste George W. Bush die ganze
Zeit schreiend durch die amerikanische Prärie laufen. Aber
leider geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung, wie der Wunsch
von Millionen und Abermillionen von Menschen auf dieser Welt nach
Frieden nicht in Erfüllung ging. Verantwortlich kann dafür
nur ein Mann gemacht werden, der Oberbefehlshaber der amerikanischen
Streitkräfte und US-Präsident in Personalunion, George
W. Bush. Während auf jedem Kontinent der Erde die Menschen
für Frieden auf die Straßen gingen, ihren Regierungen
z.T. heftigst wiedersprachen, erklärte Bush die Vereinten Nationen
für obsolet. Nichts Neues, schließlich setzte er bereits
unter das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz keine Unterschrift und
war auch gegen die Einrichtung eines Internationalen Gerichtshofes.
Jetzt weiß man warum. Obwohl fest steht, dass zwei Juristen,
mindestens drei verschiedene Meinungen zu Gesetzestexten haben,
und man somit über die Legitimation dieses Präventivkrieges
streiten kann, bin ich der Meinung, dass er gegen die UN-Charta
verstößt und damit rechts- und völkerwidrig ist.
"......Mehr
als 35 Länder gewähren entscheidende Unterstützung,
von der Benutzung von Marine- und Luftwaffenstützpunkten bis
hin zu Informationen und Logistik zum Einsatz von Kampfeinheiten.
Jedes Land dieser Koalition (vormals als Koalition der Willigen
bekannt) hat entschieden, die Pflicht und die Ehre zu übernehmen,
sich an unserer gemeinsamen Verteidigung zu beteiligen...."
Die
Ehre musste wieder her halten. Bush spricht von einer "gemeinsamen
Verteidigung", aber was er verteidigen will, bleibt unklar.
Die Freiheit und Demokratie kann es ja nicht sein, da gerade er
es war, der die Rechte seiner Bürger in einem nie da gewesenem
Ausmaß beschnitten hat. Ich bezweifle auch, dass die unterstützenden
35 Länder, dies aus freiem Willen tun.
Im
Vorfeld einer UN-Sicherheitsratsabstimmung hat Amerika hingegen
kräftigen Druck auf Länder wie Angola, Chile, Guinea und
Kamerun ausgeübt und ihnen gedroht, Hilfslieferungen und Dollarzahlungen
zu streichen, falls sie sich nicht hinter die Meinung der Vereinigten
Staaten stellen würden. Zum Glück möchte man da sagen,
kam es nicht zu einer weiteren UN-Abstimmung. Hinter Amerikas Kriegskurs
stehen Länder wie Großbritannien, Spanien, Polen, Australien,
Bulgarien und Ungarn. Nur mit einem Unterschied: während in
Amerika mittlerweile die Medien wieder einmal ihr Tagwerk vollbracht
und die amerikanischen Bürger Richtung Kriegslust manipuliert
haben (mehr als die Hälfte unterstützen den Bush-Weg),
sind in den restlichen Ländern die Großteile der jeweiligen
Bevölkerung gegen eine Kriegsbeteiligung ihres Landes gewesen.
Das hielt die Herren Politiker aber nicht davon ab, Bush in den
Allerwertesten zu kriechen. Allen voran Tony Blair und der Spanier
Aznar. Beide haben nun mit Zustimmungswerten, so niedrig wie nie,
in der Bevölkerung zu kämpfen. Ihr politisches Ende ist
näher, als eine schnelle Beendigung des Irakkrieges. Nur noch
knapp 17 Prozent stehen hinter Aznar, dass sind selbst für
uns Deutsche, besser gesagt für die Sozialdemokraten, noch
katastrophale Werte. Aber auch in Polen, Ungarn und Australien teilt
die Bevölkerung den Kurs der jeweiligen Regierung bei weitem
nicht. Neuerdings haben sich die Niederlande und Dänemark an
Bush gewandt, um ihm dabei zu helfen, den "Schlächter
von Bagdad" (amerikanische Propaganda aus dem vorherigen Golfkrieg)
zu stürzen.
"......In
diesem Konflikt steht Amerika einem Feind gegenüber, der Konventionen
des Krieges oder moralische Regeln missachtet...Wir kommen in den
Irak mit Respekt für die Bevölkerung, für seine große
Zivilisation und für die Religionen, die sie ausübt. Wir
haben keine Ambitionen, außer die Bedrohung zu beseitigen
und die Kontrolle der Bevölkerung über ihr eigenes Land
wieder herzustellen."
Ich
will ja nicht haarspalterisch sein oder päpstlicher als der
Papst, der übrigens auch gegen den Krieg war, aber wer ließ
denn unschuldige Japaner in Hiroshima und Nagasaki jämmerlich
zu Grunde gehen, nur um zwei neue Waffen zu testen? Wer setzte denn
Napalm im Vietnamkrieg ein? Auf wessen Kosten geht denn die biologische
und chemische Aufrüstung im Irak? Wessen Waffen sorgten denn
dafür, dass es ein "Golfkriegssyndrom" gibt? Wer
rüstete denn Usama bin Ladin auf? Ich glaube nicht, dass es
Saddam Hussein war. Gut, George W. Bush himself war es teilweise
auch nicht, aber die Leute im Hintergrund. Ein Rumsfeld und ein
Cheney sind bereit seit Jahrzehnten in der hohen amerikanischen
Politik zu Hause. Sie wissen was gespielt und wie es gespielt werden
muss.
Ich
kann mich auch nicht erinnern, dass die Amerikaner jemals Respekt
vor irgendeiner Kultur gezeigt haben. Erst nachdem ihre eigene "Kultur"
angegriffen wurde, kümmerten sie sich mit Waffengewalt um die
Taliban, die zuvor ein mehrere tausend Jahre altes Kulturgut, die
beiden größten Buddhastatuen der Welt in Bahmian zerstört
hatten. Und ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen,
dass die mesopotamische Hochkultur, eine die älter ist als
z.B. die europäische, in den Überlegungen der schützenswerten
Dinge im Irak für den amerikanischen Präsidenten keine
Rolle spielt. Eher schon die irakischen Ölbohrtürme und
-lagerstätten. Den "Respekt für die Religionen"
kann er sich wohl auch schenken, soweit ich weiß, heißt
es in den 10 Geboten: Du sollst nicht lügen. Und Du sollst
nicht töten. Bush scheint aber nicht nach diesen Geboten zu
handeln, obwohl er seit seiner Errettung vom "Teufel Alkohol"
ein wahrer Gläubiger geworden zu sein scheint. Jetzt will er
seinen nächsten Teufel austreiben, der da Saddam Hussein heißt
und der seinem Vater die Wiederwahl als US-Präsident gekostet
hat. Auge um Auge......
"......dies
wird kein halbherziger Feldzug, und wir werden als Ergebnis nur
den Sieg akzeptieren...wir werden den Frieden verteidigen. Wir werden
Anderen den Frieden bringen. Und wir werden siegen. Möge Gott
unser Land schützen und alle, die es verteidigen."
Damit
schloss die Rede Bushs an seine Nation. Eine Nation, die zu 90 Prozent
ihre Informationen von den beiden Nachrichtensendern CNN und Fox
News bekommt, wobei letztgenannter Sender derjenige ist, der Bush
nur nach dem Mund redet. "Bush TV" nennt man ihn in den
Staaten. Als Europäer dachte man bisher CNN sei der Haus-und-Hof-Sender
des Weißen Hauses. Aber man kann sich ja mal irren. Fox News
gehört übrigens Rupert Murdoch, einem Mann, der auch nicht
vor Eingriffen in das politische Leben zurückschreckt. Zu seinen
größten Feinden erklärte er erst jüngst wieder
einmal Tony Blair. In Australien hat er es bereits geschafft einen
Ministerpräsidenten so zu diskreditieren, dass dieser die Wahl
verlor. Er besitzt eine - wenn nicht die größte - Meinungsmacht
auf dieser Welt. Sowohl in Asien, als auch in Europa und Amerika
ist er aktiv. Aber das nur am Rande. Zum Schluss ein Bonmot: Laut
einer Umfrage in Amerika glauben mittlerweile 44 Prozent der Bevölkerung,
dass mehr als die Hälfte der Attentäter des 11. September
aus dem Irak kommen.
Bush
will die Welt durch einen auch "länger andauern könnenden
Krieg" vor Hussein schützen. Danke, George W. Bush. Du
bist zu gütig. Ganz nach dem christlichen Motto: Liebe Dich
selbst, wie Deinen Nächsten.
Aber
wer schützt die Welt nun vor George W. Bush???
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