Campi´s Corner: Die Bande zwischen Politik und Wirtschaft (Teil 2)
von Thomas Badtke

Moin,

eine Woche ist vergangen und nichts hat sich geändert. In Deutschland wird noch immer über den geplanten Untersuchungsausschuss zum angeblichen „Wahlbetrug“ der Bundesregierung diskutiert. Gleichzeitig wird eine Mehrwertsteuererhöhung aber rigoros von der Kanzlerpartei abgelehnt. Der Fall Möllemann erhitzt noch immer die Gemüter. Und auch der ehemalige Parteifreund und FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle droht immer mehr in den Negativ-Sog von Möllemann zu geraten. Kaum eine Talkshow ohne „Spaß-Guido“ derzeit. Europaweit regen sich die Menschen über den Unglückstanker „Prestige“ auf, der bereits schon jetzt knapp 500 km der spanischen Atlantikküste für Jahre verseucht hat. Greenpeace fordert Veränderungen. Die EU berät über sogenannte „Schwarze Listen“, mit deren Hilfe Handelsschiffe mit mangelnden Sicherheitsstandards die Durchfahrt von EU-Gewässern verboten werden soll. In London streiken noch immer die Feuerwehrleute. Sie fordern eine Erhöhung ihrer Löhne von sage und schreibe 40 Prozent. Premierminister Blair, der den Politikern diese Erhöhung bereits vor einigen Jahren beschafft hat (41 Prozent gar), lehnt dies allerdings ab. Da scheint man wieder mit zweierlei Maß zu messen. In Venezuela will die Opposition mit Hilfe eines Generalstreiks den von ihr ungeliebten, aber vom Volk als sehr charismatisch empfundenen Präsidenten Chavez zum Rücktritt zwingen. In Afghanistan soll unter deutsch-niederländischer Führung der Wiederaufbau des Landes vorangetrieben werden. Die Zwietracht und Machtkämpfe der Volksgruppen und Warlords untereinander könnten für diese Bemühungen allerdings der Sargnagel sein. Zudem fordert der afghanische Präsident Karsai den Aufbau einer Armee. Seine Befugnisse enden an den Toren der Hauptstadt Kabul. Die Elfenbeinküste wird bei ausländischen Touristen immer unbeliebter, da sich Rebellen eine Übernahme des „Staates“ auf die Flaggen geschrieben haben. Und zum guten Schluss: Die UN-Inspekteure befinden sich derzeit auf Wüstensafari im Irak. Erste Präsidentenpaläste wurden unter die Lupe genommen und dabei lediglich festgestellt, dass vormals von den Inspekteuren zurückgelassene Ausrüstung und ein paar Überwachungskameras abhanden gekommen sind. Nichtsdestotrotz droht der vom US-Bundesgericht zum Präsidenten erklärte George W. Bush auch weiterhin mit Krieg. Seine Forderungskataloge an die „befreundeten“ Staaten dieser Welt wurden unlängste versendet. Debatten über die vielseitig mögliche Nutzung von Fuchs-Panzern damit ausgelöst. Die Türkei wird, und tut dies auch selbst, unter Druck gesetzt und beschreibt sich selbst bei einem Irakkrieg als „Frontstaat“. Die Vereinigten Staaten samt ihrer kriegslüsternen Regierung freut es und man verhandelt bereits um die Zahl der zu stationierenden US-Soldaten in der Türkei und deren kommenden Rolle nach dem Ende des drohenden Irakkrieges. Das Fell des Bären wird, wie bereits mehrfach in der jüngeren Geschichte geschehen, schon verteilt, bevor er überhaupt erlegt ist.

Alles läuft nach Plan. Die weltweite Angst vor Al-Quaida wird auch weiterhin geschürt. Auch wenn angebliche Bekennerbriefe der „Terrororganisation“ sich als Fälschungen herausstellen. Vor allem die Deutschen müsten sich mit so etwas auskennen. Schließlich verfolgt die Bürger der Bundesrepublik schon seit Jahrzehnten das „RAF-Phantom“. Obwohl nach der Inhaftierung und der „Selbstmorde“ der ersten Generation der RAF, es sehr ruhig um sie geworden ist, tauchten noch Jahrzehnte später Bekennerbriefe auf, die jeder Bürger zu Hause selbst hätte anfertigen können. Die Morde am Treuhand-Chef Rohwedder und dem damaligen Deutsche Bank-Boss Herrhausen wurden so mit linksterroristischen Mythen begründet. Wer es in Wirklichkeit gewesen ist, wissen bis heute nur die sehr gut ausgebildeten Täter selbst.

George W. Bush, samt seiner Regierungsmannschaft oder besser gesagt: Die US-Regierung samt ihrer Marionette George W. Bush, erinnerte die Welt noch einmal daran, dass der Irak bis zum Sonntag, den 8.12.2002, einen Bericht über seine Waffen bei der UNO vorlegen muss. Im Klartext heißt dies für Saddam Hussein: er muss seine „Hosen runter lassen“. Drohgebärde oder Provokation? Die Frage sei erlaubt, was schlimmer ist. Saddam ohne Hosen, oder George Bush, Apologet des Krieges, mit dem Finger bereits am Abzug und das Horn zum Blasen der Angriffshymne bereits am Mund. An diesem hängt ja bereits ein gewisser Tony Blair. Der könnte aber Probleme in seiner Heimat Großbritannien bekommen. Dort planen Kriegsgegner jetzt einen Prozess vor dem High Court, dem höchsten britischen Gericht. Mit dem Prozess, der anhand einer Eilklage eingereicht wurde, soll eine Teilnahme an dem „völkerrechtswidrigen“ kriegerischen Handlungen gegen den Irak untersagt werden. Man befürchtet, dass die USA bereits nach dem 8. Dezember in den Krieg ziehen könnten. Dann nämlich, wenn Saddam Hussein seine Hosen anbehält und den Bericht über Militär- und auch zweifelhafte Zivilprojekte nicht der UNO liefert. Für Blair spricht dieses demonstrative Misstrauensvotum nicht unbedingt. Ein Euro-Befürworter weniger...

Aber zurück zur Regierung der USA, zu Bush und seinen Konsorten, seinen Verbindungen zur Wirtschaft und seinem Dreck am Stecken. Wie bereits in der letzten Kolumne angeklungen, sollen die Kursverläufe der Aktien von Unternehmen mit Verbindung zur Regierung näher unter die Lupe genommen werden.

Halliburton: Die Aktien des Ausrüsterunternehmens der Ölindustrie, Vizepräsident Dick Cheney war hier CEO, stiegen im Verlauf des Wahljahres 2000 von ca. 35 US-Dollar auf mehr als 55 US-Dollar. Im Verlauf des Jahres 2001, inklusive des Terroranschlages vom 11. September, fielen sie dann allerdings bis in den Bereich um 10 US-Dollar. Glück gehabt, wer seine Aktien im Jahr 2000 verkauft hat. Cheney hatte dieses Glück. Als jedoch der Antiterrorkrieg in Afghanistan erste „Erfolge“ zeigte - Erfolge ist eigentlich der falsche Ausdruck - stiegen auch die Aktien des Ausrüsters wieder. Schließlich ist der Kampf um das Öl am Kaspischen Meer ausgebrochen (wer mehr darüber erfahren will: www.spiegel.de - dort findet man eine sehr gut recherchierte Reportage zu diesem Thema). Neue Bohrtürme, Pipelines usw. warten auf ihren Bau. Die Aktien stiegen immerhin um nahezu 100 Prozent und scheinen auch den Widerstand bei 20 US-Dollar nachhaltig geknackt zu haben. Der Weg führt jetzt über die 25 US-Dollar-Marke bis zu Kursen um 30 US-Dollar.

Die Aktien von Alcoa, dem größten Aluminiumunternehmen der Welt, zeigen einen ähnlichen Kursverlauf. Der Aufschwung setzt zwar etwas später ein, aber immer noch im Jahr 2000 und dazu noch unverkennbar. Von 25 US-Dollar steigen die Werte bis über die 50 US-Dollar-Marke. Auch hier kommt danach allerdings ein Absturz, der mehr oder weniger ein ganzes Jahr umfasst und bis unter die 20 US-Dollar-Marke führt. Im Oktober 2002, nach dem Erreichen des Tiefs bei 18 US-Dollar, drehten dann die Verläufe. Momentan bewegen sich die Titel bei etwa 25 US-Dollar. Die Kurse sollten, wenn sie diese Marke halten, Luft bis etwa 35 US-Dollar haben.

ChevronTexaco ist eines der wenigen Unternehmen, deren Verbindungen in die Politik sich nicht im Aktienkurs zeigen. Während man neue Ölfelder erschließt, eine Fusion das Unternehmen unter die Top 6 der Branche hievte, bewegte sich der Aktienkurs seitwärts im Bereich um 80 US-Dollar. Erst Mitte diesen Jahres erfolgte der Einbruch auf einen Aktienkurs von rund 66 US-Dollar. Hier scheint wirklich nur noch eine Verknappung des Öls weiterzuhelfen. Brennende Ölquellen im Irak wären da eine Möglichkeit.

Bei ExxonMobil spielt sich alles in einem engeren Rahmen ab und das, obwohl das Unternehmen mit einem Gewinn von 17 Mrd. US-Dollar im Jahr 2000 der Krösus weltweit war. Mit so einem Gewinn kann man sich ganze Länder kaufen. Vielleicht auch Regierungen? Es muss ja nicht immer die Einheimische sein...
Die Aktien stiegen auch hier im Verlauf des Jahres 2000 um ca. 30 Prozent. Danach wurde ein Seitwärtstrend ausgebildet, der zu Beginn diesen Jahres in einem Abwärtstrend mündete und die Titel bis auf Werte von 32 US-Dollar führte. Aktuell bewegen sich die Titel bei ca. 35 US-Dollar und scheinen auch wieder einen neuen Seitwärtstrend auszubilden. Solange die 37 US-Dollar-Marke nicht nachhaltig genommen wurde, sollten ExxonMobil-Aktien als „immobil“ gelten.

Die pharmazeutische Lobby besteht in erster Linie aus Monsanto und Pharmacia. Aktien von Monsanto werden erst seit Ende 2001 an der New York Stock Exchange NYSE gehandelt. .Der Weg war vorgezeichnet. Erst seitwärts um 32 US-Dollar, dann abwärts bis zum tief von etwa 15 US-Dollar. Pharmacia dagegen profitierte klar vom Wahlsieg George W. Bushs. Ausgehend von etwa 35 US-Dollar erklommen die Aktien des Pharmaunternehmens sehr schnell im Jahr 2000 die 60 US-Dollar-Marke. Von da an ging es bergab. Nur etwas langsamer. Nach dem Ausverkauf im Juli diesen Jahres, der die Aktien auf fast 30 US-Dollar drückte, legten sie ebenso schnell wieder zu, wie bereits im Jahr 2000. Kurse von 45 US-Dollar waren die logische Folge. Ein Trend scheint sich im Bereich von 37 US-Dollar bis 45 US-Dollar auszubilden, wo letztendlich auch der Widerstand liegt. Erst wenn die 45 US-Dollar-Marke nachhaltig überwunden wurde, ist der Weg zu alten Höhen frei.

Philip Morris, der bekannteste Zigarettenhersteller, überzogen mit Milliarden-Klagen, der auch im Food-Bereich aktiv ist, zeigt die schönsten Aufwärtstrends der letzten Jahre. Der erste startete im Bereich von 20 US-Dollar am Anfang des Jahres 2000. Er hielt etwas länger als ein Jahr und trieb den Aktienkurs auf über 55 US-Dollar. Ein Seitwärtstrend stabilisierte die Titel im 45 US-Dollar-Bereich, von wo aus der zweite Aufwärtstrend, nicht mehr so steil, Ende 2001 startete. Der Kurs stieg wieder in die altbekannte 55 US-Dollar bis 57 US-Dollar-Region. Dann war es vorbei mit der Herrlichkeit und der Aktienkurs fiel in mehreren Schüben auf zuletzt rund 37 US-Dollar. Die Trends sind passé. Das Rauchen nicht gesund ist, scheint sich allmählich herumzusprechen. Trotzdem bildet sich im Bereich von 37 US-Dollar bis 39 US-Dollar ein stabilisierender Seitwärtstrend aus, der durch einen Ausbruch aus dem Dreieck beendet werden könnte. Die Richtung steht allerdings noch in den Sternen. Rauchen US-Soldaten eigentlich viel? Und wenn ja, welche Marke bevorzugen sie?

Die Lobbyistenmeister um Bill Gates aus dem Hause Microsoft haben in der Hinsicht gute Arbeit geleistet, dass es das Unternehmen als solches noch gibt. Die Zerschlagung des Betriebssystemmonopols des intransigenten Gates wurde ad acta gelegt. Summen im mindestens sechsstelligen Bereich wurden dafür in die Wahlkampfmaschinerien beider Blöcke, sowohl der Republikaner, als auch der Demokraten investiert. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, verglichen mit den Milliarden-Gewinnen, die man nach wie vor jedes Quartal veröffentlichen kann. Unlängst musste man sogar erstaunt lesen, dass dieser Herr Gates für sein Vermögen von mehr als 40 Mrd. US-Dollar keine Anlagemöglichkeiten mehr findet. Wie wäre es denn mit der Welthungerhilfe?
Die Aktien kennen, langfristig gesehen, seit 1999 bereits nur einen trendigen Weg, den nach unten. Zwischenerholungen sehen im Kurzfristchart noch gut aus. Auf drei Jahre betrachtet dagegen, schaudert es einen. Trader kommen hier allerdings voll auf ihre Kosten. Kurssprünge, die bis zu 80 Prozent betragen können, lagen in der jüngeren Vergangenheit.

Bleibt noch AOL-TimeWarner. Der „Medienkonzern der Zukunft“, wie er einst tituliert wurde, ist nur noch ein Scherbenhaufen. Der Drei-Jahres-Chart beginnt in der 80 US-Dollar-Region. Kurze Zuwächse nach der „Wahl“ Bush hielten nicht lange an. Nüchtern betrachtet, befinden sich die Aktien seit nunmehr drei Jahren in einem Abwärtstrend. Der Tiefstand belief sich auf 9 Euro. Keine Dollar zwar, aber einstellig immerhin. Kurzfristig betrachtet, d.h. über ein halbes Jahr gesehen, stiegen die Titel zwar um satte 70 Prozent, aber bevor die derzeit bei 17 US-Dollar notierenden Titel nicht wieder die 40 US-Dollar-Marke erklommen haben, und zwar nachhaltig, ist ein Ausbruch aus dem langjährigen Abwärtstrend und eine Trendumkehr kaum möglich. Auch wenn man hier über dann schon bereits sagenhafte 400 Prozent Kursgewinn reden müsste.

Abschließend noch die beiden Hauptprofiteure, die Rüstungskonzerne. Seit George W. Bush als Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt wurde, kennen die Aktien von Raytheon nur den Weg zu den Sternen. Auch der 11. September tat dem keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Von 25 US-Dollar auf 35 US-Dollar innerhalb so kurzer Zeit, wie man in der Regierung Bush über die Folgen eines eventuellen Krieges nachgedacht zu haben scheint. Eine Kursverdreifachung innerhalb von drei Jahren spricht irgendwie nicht für Abrüstung, wie Gorbatschow sie schon Reagan ans Herz gelegt hat. Seit Mitte 2002 kehrte sich der Trend um und die Aktien fielen. Stabilisiert haben sie sich im Bereich von 27 US-Dollar. Überwinden sie die 30 US-Dollar-Marke ist der Weg für weitere 20 Prozent bis 30 Prozent Kursgewinn frei.

Lockheed-Martin ist die Kopie von Raytheon. Charttechnisch betrachtet. Das Unternehmen, größter Rüstungskonzern der Vereinigten Staaten und damit auch weltweit, ist nicht erst seit dem Schulmassaker von Littleton ins Gerede gekommen. Eine Raketen-Transportroute führt genau an der Columbine-Highschool von Littleton vorbei, wo 1999 zwei Schüler insgesamt 12 Mitschüler und eine Lehrkraft, sowie sich selbst erschossen. Der größte Arbeitgeber der Stadt nahm das ziemlich gelassen. Wer mehr zu dem Thema Waffenlobbyismus in den Vereinigten Staaten erfahren möchte, oder ein Fan von Charlton Heston (NRA-Vorsitzender, Moses und Ben Hur in einer Person) ist, sollte sich den derzeit im Kino laufenden Film „Bowling for Columbine“ von Michael Moore ansehen oder dessen Buch „Stupid White Men“ lesen. Sehr empfehlenswert.
Dem Aktienkurs scheint die Negativpublicity egal zu sein. Der Kurs vervierfachte sich seit dem Amtsantritt des George W. Bush. Kurse über 70 US-Dollar kennzeichnen das Hoch. Derzeit erholen sich die Aktien etwas bei 52 US-Dollar.

Ich hoffe, der kurze Überblick, der eigentlich nichts genaues aussagt, außer dass Microsoft, obwohl man dort weiterhin Milliarden scheffelt, nicht mehr der Aktionären liebstes Kind ist und dass die Ölfirmen, trotz Rekordgewinnen und hohem Ölpreis, die Aktionäre (noch) nicht vollends überzeigen können und die Rüstungsfirmen seit 1999 ihre Produktion UND ihre Aktienkurse in die Höhe treiben konnten, ihnen weiterhilft, die Zusammenhänge ein wenig mehr zu durchschauen. Die Angst vor einem Krieg und seinen Auswirkungen für alle, nicht nur für die direkt daran Beteiligten, sollte immer schwerer wiegen, als Profit- und Machtgier einiger weniger, auch wenn sie die Regierung des mächtigsten Staates der Erde repräsentieren. Der Unmut in den Staaten über einen eventuellen Krieg gegen den Irak wächst. Unlängst demonstrierten mehrfach zwischen 150.000 und 300.000 US-Bürger. Unter ihnen auch ehemalige Vietnam-Kriegsgegner wie Patty Smith. Die großen, kritischen Medien indessen war dies keine Meldung wert. Warum auch, mit Angst lässt sich mehr Gewinn machen, als mit Aufklärung. Der kalte Krieg hat dies vortrefflich bewiesen.

Ciao,
Euer Campi

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