Lebensplanung in finanzieller Hinsicht: 0-18 Jahre
von Andreas Welz und Carsten Lexa

Vermögensplanung

Bei Geburt ist uns Geld völlig unwichtig. Ein schöner Zustand. Aber schon bald erkennen wir, daß wir erst um Geld betteln müssen, um uns das leckere Eis kaufen zu können. Irgendwann kommt dann eine Situation, in der es nicht mit dem Euro fürs Eis getan ist. Ausbildung kostet Geld. Und es kommt alles auf einmal. Angefangen mit der Fahrerlaubnis, die Preise hierfür wachsen schneller als die Inflation, die Berufsausbildung, das Studium, eventuell verbunden mit dem Auszug aus dem Elternhaus. Glücklich ist der- oder diejenige, dessen/ deren Eltern vorgesorgt haben. Kinder und Schüler sind in der Regel in finanziellen Fragen auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen.

Am Anfang des Sparens steht die Frage, was will ich erreichen und wann will ich es erreicht haben. Wenn ich weiß, wo ich hin will, kann ich ohne Umwege in den richtigen Zug steigen. Vielleicht gibt es sogar eine ICE-Verbindung. Dann muß ich den Willen aufbringen, mein Ziel zu erreichen. Und es stellen sich mächtige Gegner in den Weg. Einer heißt Inflation. Bei einer Inflation von 2% sind 50,- € heute nächstes Jahr zur gleichen Zeit lediglich 49,- € wert. Nun spare ich ja nicht, um in 20, 30 oder 65 Jahren arm zu sein. Die Rendite muß zunächst einmal die Inflation ausgleichen.
Der zweite Gegner, wir erinnern uns, wir kämpfen gegen Riesen, sind die Kosten. Je höher der Zins, ob zugesichert oder prognostiziert, je höher sind tendenziell die Kosten des Anlageproduktes. Die Bank verdient beim Sparbuch aus der Differenz eigener Geldanlage und der niedrigen Zinsausschüttung an den Kunden. Wird diese Differenz kleiner, holt sich die Bank etc. ihren Gewinn über Kosten herein. Trotzdem bleibt in diesem Falle bei richtiger Geldanlage mehr für den Kunden übrig. Der nächste Gegner sind die Steuern. Ist wenig Geld vorhanden, ist der Gegner kaum vorhanden. Wenn das nicht so bleiben soll, wird der Gegner zunehmend größer.

Daher ist die Planung der Ziele, des benötigten Kapitals und der Zeiträume, in denen sie erreicht werden sollen äußerst wichtig. Eltern sollten auch in eigenem Interesse und aus eigener Erfahrung heraus für ihre Kinder Vorsorge treffen. Je höher die Zinsen werden, je seltener wird man jemanden finden, der diesen Wert zusichert. Festgeld bekommt man noch zu 3% oder ein wenig darüber, hohe Durchschittsrenditen von 9% und mehr sind aber lediglich Prognosen und nicht mehr garantiert. Hier ist aber immer auf das genaue Angebot zu schauen.

Für die Geldanlage kommen 3 Instrumente in Betracht: Aktien, Renten (festverzinsliche Wertpapiere) und Immobilien. Was jeweils in Betracht kommt, richtet sich nach der Zeit, die ich bis zum Zielzeitpunkt habe und meiner eigenen Risikotragfähigkeit. Habe ich 20 Jahre oder länger Zeit, bis ich das Geld benötige, ist über die Wahl von Aktien nachzudenken, im Bereich von 3 Jahren bis zur Entnahme spielen Aktien nur bedingt eine Rolle.
In der Vergangenheit waren Aktien die beste Wahl, wenn langfristig gespart wurde. Die Aktie ist ein sehr schwankungsfreudiges Instrument und hat Höhen und Tiefen. Ständige Freude ist mit ihr nicht möglich. Tragisch wäre es, wenn das Geld gerade dann frei werden muß, wenn sich das Depot im Tief befindet. Auf der anderen Seite ist es aber das Instrument, mit dem es möglich ist, Durchschnittsrenditen von 9% jährlich und mehr zu erzielen.
Der Vorteil der Renten liegt in ihrer Berechenbarkeit. Feste Zinsen geben Ruhe und bauen langsam Vermögen auf. Aber auch hier nagt die Inflation, von beispielsweise 4% Zinsen bleiben nach Inflation noch 2%. Müssen dann noch Kosten bezahlt werden, sinkt die Rendite bedrohlich. Rentenpapiere sind daher lediglich zum Substanzerhalt im kurzfristigen Bereich die beste Wahl. Sie stellen eine Sicherheit dar, die wichtig ist, für langfristige Ziele sind sie nicht geeignet.
Eine niedrige Rendite ist im kurzfristigen Bereich hinnehmbar, im langfristigen dagegen nicht. Der Grund hierfür liegt im Zinseszinseffekt. Lege ich mein Geld thesaurierend an, werden die Zinsen also nicht an mich ausgeschüttet, sondern wieder angelegt, nehmen sie in der nächsten Runde am Erfolg teil und bringen selbst Gewinn. Dieser Effekt macht sich naturgemäß stärker bemerkbar, wenn er 30 Jahre lang erfolgt statt vielleicht nur zweimal. Bei langen Laufzeiten steigert sich der Gewinn aus dem Zinseszins im letzten Drittel rapide. Daher ist es wichtig, so früh wie möglich auch langfristig zu sparen.

Versuch eines groben Überblicks
Am risikoreichsten sind einzelne Aktien. Bevor hier gekauft werden kann, steht die genaue Analyse des Unternehmens, dem man sein Geld anvertraut. Hat man ein erfolgversprechendes Unternehmen gefunden, bedeutet dies nicht, dass das Unternehmen ständig erfolgreich sein wird, dass es ständig eine gute Presse hat, dass die Analystenschar weiterhin ein wenigstens einigermaßen einheitliches Bild zeichnet. Bei Einzelwerten ist eine ständige Kontrolle unerlässlich. Kann man diese Aufgabe nicht in die Hände eines Profis legen, fehlt für eine optimale Anlagestrategie bald die Zeit. Einziger Ausweg: In Einzelwerte wird nur „Spielgeld“ angelegt, Geld also, dessen Verlust nicht schmerzt.

Spielt die Kapitalertragssteuer keine Rolle, so kommen Fonds in Betracht. Hier hat man die Möglichkeit monatlicher Raten ab 50,- € eventuell kombiniert mit Einmalzahlungen (Einstiegseinmalzahlungen oftmals 500,- €). Aktienfonds haben um die 5 % Ausgabeaufschlag, Rentenfonds um die 3 %. Es gibt meist vergleichbare Fonds, die ohne Ausgabeaufschlag auskommen. Alle haben sie aber Verwaltungskosten, die die Rendite schmälern, ob ausgewiesen oder nicht. Ist die Rate von 50,- € zu hoch, kann man immer noch auf das gute alte Sparbuch zurückgreifen und die Einmalzahlungssummen zusammensparen und dann investieren.

Wichtig ist, dass, besonders für hochwertige Ziele, eine Umschichtung von Aktien in Renten Schritt für Schritt vor Zielerreichung möglich ist, und dass dann keine Ausgabeaufschläge oder sonstige Kosten anfallen. Hintergrund ist folgender: Das Depot setzt sich aus den einbezahlten Beiträgen und dem Gewinn zusammen. Wenn ich umschichte, werden die Kosten aus dem ganzen Wert des Depots anfallen, nicht nur auf einbezahlte Beiträge. Das schmälert den Gewinn nachträglich.

Es gibt noch die Immobilienfonds. Sie kommen für diejenigen in Frage, die sich aller Voraussicht nach keine eigene Immobilie anschaffen werden. Hintergrund ist folgender: Eine gute Struktur des eigenen Vermögens beinhaltet neben Aktien und Renten auch Immobilienvermögen. Es sind unterschiedliche Instrumente, die sich unterschiedlich entwickeln und somit zu einem insgesamt sichereren Vermögensstock beitragen. Ob gebaut wird, steht in jungen Jahren noch nicht fest. In den ersten Jahren kommt man meiner Meinung nach mit Aktien und Renten aus.

Fonds haben einen großen Vorteil: Sie geben dem Anleger die Möglichkeit, schon mit relativ wenig geringem Einsatz das Risiko zu streuen. Bei Aktien besteht das Risiko wie oben beschrieben in der großen Schwankungsintensität und der Möglichkeit des Totalverlusts. In Fonds wird das Geld nun in mehrere Unternehmen investiert. Streuung ist immens wichtig. Es kommt fast auf das gleiche raus, wenn ich in ein Unternehmen allein investiere oder wenn ein Fonds nur in Unternehmen einer Branche in einer Region investiert. Bei Fonds muß also großer Wert darauf gelegt werden, die Anlagerichtlinien zu kennen. Wie streut oder diversifiziert man nun richtig? Darüber und über die Höhe der prozentualen Gewichtung der Branchen und Regionen gibt es reihenweise Statistiken und Berechnungen, die jedes Jahr anders ausfallen. Im nachhinein ist man immer schlauer. Was aber gleichzeitig bedeutet, dass man niemals die 100%-ig richtige Anlageentscheidung getroffen hat. Diese müsste man ja auch ständig überdenken und ständig kaufen und verkaufen, ständig die Anlageform wechseln etc. Das ist in den meisten Fällen mit Kosten verbunden. Es spielen nebenher noch psychologische Aspekte eine renditeschmälernde Rolle. Man steigt ja nur dann aus einer Anlage aus, wenn sie schlecht läuft. Dann sucht man sich eine Anlage, die im Moment gut läuft, steigt dort ein. Irgendwann läuft vielleicht auch die wieder schlecht.... Also ist es wichtig, das Anlagekonzept gleich auf richtige Füße zu stellen und zu streuen. Durch Gewinne in einer Region/ Branche sollen dann Verluste in anderen Regionen/ Branchen ausgeglichen werden.

Es gibt unterschiedliche Arten von Fonds. Einige bestehen aus Aktien und Renten. Es ist jedoch schwierig für den Fondsmanager, beide Anlageinstrumente gleichzeitig richtig zu steuern, sie verhalten sich völlig anders. Andere Fonds bestehen nur aus Aktien oder Renten. Hier ist die Handhabbarkeit durch den Manager schon besser, da er sich nicht um unterschiedliche Instrumente kümmern muß. Man benötigt aber schon gedanklich mindestens 2 Fonds, um in Aktien und Renten investiert zu sein. Ein Fonds schafft es aber nicht, weltweit in allen wichtigen Branchen vertreten zu sein. Auf dem Markt gibt es auch Fonds, in denen unterschiedliche Fonds einer Gesellschaft abgebildet sind. Vorteil hier: große Streuung mit einem Fonds möglich, Aktien- und Rentenanteil steuerbar. Das gleiche Konzept gibt es auch mit der Erweiterung, dass nicht nur Fonds einer Gesellschaft verwendet werden, hier erfolgt eine Streuung über Gesellschaften weltweit, alle Branchen, alle Regionen.

Im Bereich der Geldanlage für Kinder und Schüler kann die Betrachtung der Kapitalertragssteuer in den meisten Fällen hinten an stehen. Wenn nicht, es gibt für jede der obengenannten Fondszusammensetzungen die Möglichkeit, die Erträge mit Hilfe der Lebens- /Rentenversicherung steuerfrei zu bekommen. Es ist also nur für die Steuer wichtig, dass obendrauf fondsgebundene Lebens- /Rentenversicherung steht. Es entbindet nicht von einer sorgfältigen Prüfung, welche Anlagekonzept verfolgt werden.

Die wirtschaftlich größten Ziele eines jungen Menschen liegen in der Ausbildung, dem Studium. Ob der Staat in 20 Jahren noch bereit oder fähig ist, BaföG zu gewähren ist fraglich. Eventuell muß privat zugeschossen werden. Zunächst muß der Bedarf errechnet werden.

Beispiel: Bedarf heute monatlich: 500,- Euro, Studiendauer: je nach Fachrichtung 5 Jahre
5 x 12 x 500 = 30.000 Euro. Diesen Wert muß man jetzt mit der angenommenen jährlichen Inflation hochrechnen, bei z.B. 2,5% benötigen wir in 20 Jahren: 45.000 Euro

Jetzt heißt es, eine Anlage zu finden, bei der wir mit geringstem Aufwand den größten Nutzen erzielen. Beispielsweise ein Aktienfonds, der später in Renten umgeschichtet wird. Nun rechnet man die benötigte Sparrate aus. Ausgehend vom benötigten Betrag, wird die Sparrate berechnet, dabei natürlich der feste oder prognostizierte Zins mit einberechnet. Jetzt kann man sich ja den Spaß machen, und sämtliche Ziele, die im Leben auf eine zukommen können, wie Haus, Hochzeit, Altersvorsorge nach obigen Beispiel durchzurechnen. Dabei tritt ein schöner Effekt zu Tage: Je früher ich anfange, desto geringer mein Aufwand, je länger ich warte, desto mehr Ziele muß ich als Illusion zurückstellen. Hier wirkt sich der Zinseszinseffekt am deutlichen aus.
Habe ich mehrere Ziele, brauche ich nicht für jedes Ziel einzeln ein Anlageprodukt. Wenn für unterschiedliche Ziele die gleichen Sparformen möglich sind, kann ich auch bei der Umschichtung eine Gesamtbetrachtung machen. Ich muß immer so investiert sein, das ich in den jeweiligen Entnahmezeitpunkten genügend liquide (freie) Mittel in schwankungsarmen Anlagen habe. Festgelder sind zwar schwankungsarm aber meistens nicht frei verfügbar. Dies muß bei der Planung berücksichtigt werden.

 

Absicherung:

Hier geht es im Gegensatz zur Geldanlage nicht um Schaffung von Werten, sondern um deren Erhalt. Welche Werte hat ein junger Mensch? Einmal sind da die materiellen Werte, die aber in den meisten Fällen noch geringwertig sind. Die wichtigsten Vermögenswerte des jungen Menschen sind immaterieller Natur: Gesundheit, Chancen in jeglicher Hinsicht, auf gute Ausbildung, auf späteren guten Verdienst, etc.
Die Absicherung kostet natürlich. Es stellt sich damit die Frage: Muß das sein?
Ein Schritt in Richtung einer Lösung ist die Untergliederung in existenziell bedrohliche Risiken und substanziell bedrohliche Risiken. Ist noch keine Substanz vorhanden, muß sie auch nicht abgesichert werden. Gleiches gilt, wenn die Substanz so geringwertig ist, dass sie aus freien Mitteln sofort wiederbeschafft werden kann. Hinzu kommt, dass Kinder hier meistens über die Eltern mitversichert sind. Existenziell bedrohliche Risiken abzusichern sollte der erste Schritt sein.

Krankenversicherung
Hierzu zählen für die Kinder die Sicherung des Gesundheitszustandes. Der Gesundheitszustand spielt im Leben eine herausragende Rolle. Immer wieder wird im Leben der Gesundheitszustand eine Rolle spielen. Wichtig ist daher, beste medizinische Leistungen zu bekommen. Das gesetzliche System ist durch seine Finanzierung im Umlageverfahren bedroht. Stichwort ist hier die Überalterung der Gesellschaft. Es wird in Zukunft immer mehr Leistungsbezieher geben und immer weniger, die mehr einzahlen als sie rausbekommen und mit ihrem Beitrag das System stützen. Hier ist es wichtig, sich zumindest über private Zusatzversicherungen im ambulanten und oder stationären Bereich bis hin zur privaten Krankenvollversicherung Gedanken zu machen. Im Gegensatz zum gesetzlichen System müssen die privaten Versicherungen nicht jeden nehmen, es erfolgt vor Aufnahme eine Gesundheitsprüfung. Wechselt man die Gesellschaft, ist eine erneute Prüfung fällig. Bei der Berechnung des Beitrages kommt es auf das Alter, den Gesundheitszustand und auf das Geschlecht an. Je jünger und gesünder, um so günstiger ist die Absicherung zu haben. Hier gilt wie überall, vor Abschluß eines Vertrages die Gesellschaft prüfen und oder unabhängige Meinungen einholen. Die Gesundheit ist das höchste Gut. Eine gute Absicherung ist existenziell notwendig.

Unfallversicherung
Da Kindern eine erhöhte Unfallgefahr anhängt, sollte man den Abschluß einer Unfallversicherung erwägen. Hier bieten viele Gesellschaften Progressionen auf die Versicherungssumme an. Bei hoher Invalidität kommt ein Vielfaches der Versicherungssumme zur Auszahlung. Nicht empfehlenswert ist die Absicherung gegen Unfalltod. Den Todesfallschutz sichert man besser über eine Lebens- oder Risikolebensversicherung ab. Die zahlt nämlich nicht nur bei Unfalltod.

Private Pflegezusatzversicherung
Die gesetzliche Pflegeversicherung kommt nur für einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten einer Pflege auf. Den Rest tragen die nächsten Angehörigen bei Bedürftigkeit des zu Pflegenden. Hier gibt es Vollabsicherungen und Absicherungen über einen Prozentbetrag der die gesetzlichen Pflegeleistungen übersteigenden Beträge. Diese sind in der Regel günstiger.

Im Übrigen sind die Kinder bis zum Ende der Ausbildung in den meisten Fällen bei den Eltern mitversichert, so z.B. bei der Haftpflichtversicherung und der gesetzlichen Familienkrankenversicherung.

Einleitung
19-25 Jahre
26-40 Jahre
41-65 Jahre (in Kürze)
65 Jahre und älter (in Kürze)

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