Lebensplanung in finanzieller Hinsicht: 19-25 Jahre
von Andreas Welz und Carsten Lexa

Vermögensplanung

Nachdem die Schulzeit vorbei ist, kommt die Zeit, in der mehr und mehr Selbständigkeit gefragt ist. Durch Ausbildungsentgelte, BaföG oder Nebenverdienst kommt eigenes Geld in die Tasche. Oft wird die Ausbildung oder das Studium mit der Gründung eines eigenen Hausstandes verbunden sein. In der Anfangsphase unterstützen meistens noch die Eltern oder Verwandten mehr oder weniger geldkräftig. Es werden noch viele Vergünstigungen angeboten, Ermäßigungen, die die ersten Schritte in die Unabhängigkeit von den Eltern erleichtern. Eintrittspreise, Fahrpreise etc. werden peisgünstiger angeboten. Wichtig ist jetzt vor allem sich klar darüber zu werden, dass in Zukunft auch diese Vergünstigungen wegfallen werden, dass also das Leben teurer wird. Viel Geld, welches früher für Luxus ausgegeben werden konnte, geht mehr und mehr für Miete, Auto und Lebenshaltung weg. Von den Eltern kann kaum verlangt werden, dass sie ewig für diese Kosten aufkommen. Der Schreck ist aber immer wieder groß, wenn das Geld hinten und vorne nicht reicht. Junge Menschen haben in den meisten Fällen wenig Geld, aber wohl immer hohe Ansprüche, die wenn möglich sofort erfüllt werden müssen. Eins sollte aber gleich klar sein: Die Ansprüche werden mit der Zeit nicht kleiner, sie wachsen mit. Das heißt, wer heute Luxus auf Kredit genießt, schneidet sich im Extremfall in das eigene Fleisch. Dann nämlich, wenn für spätere Wünsche kein finanzieller Spielraum bleibt, da die Tilgung der Schulden sämtliche Mittel auffrißt. Die Devise lautet demnach: Mit dem zur Verfügung stehenden Geld auskommen, keinen Luxus auf Kredit und an die Zukunft denken.

Was bedeutet jetzt „mit dem Geld auskommen“? Ist der Spruch: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" noch bekannt? Zumindest ist er nicht beliebt. Letztlich bedeutet er, dass das Leben weiter geht. Auch Lehre oder Studium werden einmal vorbei sein. Mit ein wenig Glück wird der persönliche Lebensstandard dann einen schönen Sprung nach vorn machen.
Ich habe also einen Zeitraum von ungefähr 3 - 8 Jahren, den ich finanziell so gut es geht überbrücken muß.
Ich habe die Wahl zwischen Konsum und Sparen. Ich empfehle einfach einmal - trotz enger finanzieller Spielräume - das Sparen. Wer sich für vollen Konsum entscheidet, muß nicht weiterlesen.

Ein paar Gründe, warum Sparen wichtig ist: Entgegen einer landläufigen Meinung hört das Leben nicht mit 30 auf. Und es ist auch kein Geheimnis, dass mit steigendem Einkommen auch der Bedarf steigt. Im Rückblick wird man sich häufig fragen, wie man mit so wenig zufrieden sein konnte. War man nicht. Sonst wäre man jetzt nicht weiter. Es gibt heute wie morgen Wünsche, die sich nicht aus dem monatlichen Salär bestreiten lassen. Es gibt 2 Wege zur Zielerreichung: Sparen und Kredit. Was ist günstiger? Das hängt von vielen Faktoren ab. Aber zum Verständnis reicht ein kleines Beispiel. Ich brauche in einem Jahr ein Auto, was 12.000,- € kostet. Ich spare monatlich 1000,- € und bekomme dafür vielleicht 3% Zinsen p.a. von der Bank. Ich kann aber auch warten, in einem Jahr 12.000,- € Kredit aufnehmen und dafür 7 - 13% Zinsen zahlen. Im ersten Beispiel kann ich mir ein kleines Extra mehr gönnen, im zweiten Beispiel muß ich mich in einem Jahr einschränken, da zu meiner Sparrate noch die Zinsbelastung kommt. Nun ist ein Wunsch, der 12.000,- € ausmacht ja sehr übersichtlich. Die Wirklichkeit sieht ein wenig vielfältiger aus. Da kommt die Familie, das Haus, und das man heute schon etwas für die eigene private Rente tun muß, sollte inzwischen jedem klar sein. Wenn nicht, reicht eine kurze Frage bei den Eltern, welche Rentenansprüche sie gegen den Staat haben. Vielleicht auch für die Eltern ein heilsames Erwachen. Das Thema Rente behandele ich eingehender im Abschnitt der 25 - 40 jährigen, denn mit 60 ist es zu spät. Ich sage es noch einmal: Alter bedeutet nicht Abwesenheit von Wünschen.

Es gibt einen Verbündeten beim Sparen, und das ist der Zinseszinseffekt. Lege ich mein Geld verzinslich an und belasse den Gewinn im Topf, wird das zu verzinsende Vermögen größer. Bei der Vermögensvermehrung mit Hilfe des Z-Effektes habe ich zwei Stellschrauben. Einmal die Höhe der Verzinsung. 8% potenzieren sich wesentlich schneller als 3%. Je länger die Anlage beibehalten wird, je öfter kann sich der Zinseszinseffekt auswirken. Im Bereich von 1-3 Jahren spürt man den Zinseszinseffekt kaum. Das ändert sich bei Laufzeiten der Anlagen von 20 bis 30 Jahren. Geld, was in jungen Jahren angelegt wird, hat viel, viel Zeit, den Zinseszinseffekt auszunutzen. Hier wird deutlich, wie teuer Luxus in jungen Jahren wirklich ist, denn 500,- € mit 9% über 30 Jahre verzinst ergeben ein annehmbares Sümmchen und der Prozessor oder der Mantel gefällt dann doch nicht mehr so richtig. Ich spreche wohlgemerkt von einer Zeit knapper Kassen, wo 500,- € oder auch 100,- € eine ganze Menge Geld sind.

Jeder kann sich in einer freien Stunde hinsetzen und seine Wünsche aufschreiben. Diese Liste wird keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Aber ich kann überblicken, was in Kürze auf mich zukommt, in vielleicht 1-3 Jahren, welche Wünsche in 4 - 10 Jahren in Angriff genommen werden sollen und welche langfristigen Ziele wichtig sind.Zu den verschiedenen Möglichkeiten im Bereich der Geldanlage, zu Risiken und Chancen verweise ich auf den Beitrag für die 0-18 jährigen.

Wichtig ist mir, dass alle Töpfe, eben der kurzfristige, der mittelfristige und der langfristige Topf aufgefüllt werden. Alles Geld in langfristige Anlagen zu investieren bedeutet bei plötzlichen Liquiditätsengpässen zum einen eventuell mit Verlust verkaufen zu müssen, auf der anderen Seite zerstöre ich mir den Zinseszinseffekt und meinen Topf für Alter oder Haus. Ich brauche also einen kurzfristigen Liquiditätstopf, aus dem Unvorhergesehenes sowie meine Nahziele finanziert werden können. Damit meine ich nicht das Girokonto oder das Sparbuch. Ein Rentenfonds mit Papieren mit kurzen Restlaufzeiten gefällt mir da schon besser. Wieviel sollte nun in dem Topf sein? 1- 3 Monatsgehälter? Irgendwo in diesem Bereich wird die Wahrheit liegen. Wenn dieser Topf innerhalb von 2 bis 3 Jahren bespart werden kann, sind die anderen Töpfe dran. Soll später einmal ein Haus gebaut, gebraucht gekauft oder vielleicht im Rahmen der vorweggenommenen Erbfolge von den Eltern übernommen werden, so ist Eigenkapital wichtig. Ich frage mich also, wie lange es wohl noch bis dahin dauert, was es kosten könnte, davon sollten 20% als Eigenkapital vorhanden sein. An der Laufzeit orientiert sich dann natürlich auch die Anlage, eher rentenorientiert ( sicher ) oder aktienorientiert ( Risiko ).

Für die Altersvorsorge kann ich gleich einen Betrag zwischen 1 und 3 Millionen € einplanen. Ich meine es ernst! Durch die Inflation wird in 30 Jahren ein Euro nur noch 30 Cent wert sein. Wenn wir heute jammern, alles wäre so teuer geworden, ist das schmerzhaft aber völlig normal. Und es wird so weiter gehen. Wenn ich mit 65 Jahren mit 5000,- € nach heutiger Kaufkraft auskommen will, werde ich dann wohl 15.000,- € monatlich entnehmen müssen. Das hochgerechnet mit der erhofften Lebenserwartung, eine realistische Verzinsung eingeplant, und schon sind wir bei den Werten für unsere Altersversorgung. Wichtig: Kleinvieh macht auch Mist! Siehe Zinseszins. Soviel Zeit wie heute habe ich nie wieder. Also ruhig und überlegt die finanziellen Möglichkeiten heute ausschöpfen.

Es gibt viele Ausreden, wenn man nicht Sparen will: Ich werde nicht so alt, der Staat wird für mich sorgen, meine Eltern machen alles für mich, ich werde immer arbeiten, so schlimm wird es nicht werden...... Ausschließen, dass man so alt wird kann man nicht. Der Staat kann mit dem Umlagesystem der gesetzlichen Rentenversicherung unsere Rente in 30 Jahren nicht sicherstellen. Erstes Eingeständnis ist die sogenannte Riesterrente. Und trotz Riester werden die Beiträge zur BfA steigen, die mit 19,1% schon jetzt nicht niedrig sind. Im Gespräch sind 19,5%. Woran liegt diese Finanznot? Einmal an der hohen Arbeitslosigkeit. Bei Vollbeschäftigung im Jahre 2010 wird sich die Lage entspannen, aber wer glaubt an den Weihnachtsmann oder Politiker? Wie die letzten Monate gezeigt haben, wird die Situation auf dem Arbeitsmarkt oftmals und durch die Globalisierung durch Faktoren bestimmt, gegen die nationale Kraftakte verpuffen. Wenn ich also nicht vorsorge, treffe ich mich letztlich selbst. Man kann nur raten. Machen muß jeder selbst.

Wie behalte ich nun die Übersicht, in welchem Topf für welches Ziel gespart wird? Ganz klar, jeder Topf hat seinen Namen. Wobei sich die Wünsche, die ich mir mit dem Geld in den Töpfen erfüllen möchte schon ändern können. Eines aber nie: Die Laufzeit der Anlagen ändern! Denn die Anlagen haben eine der Laufzeit angepasste Risikostruktur. Der Topf für die Altersversorgung darf nicht in 2 Jahren für ein neues Auto geschlachtet werden. Nicht weil ich das nicht will, sondern weil es die Anlagestruktur durcheinander bringt. Der Topf für die Altersvorsorge wird erst in 20 - 30 Jahren in sichere Fahrwasser kommen. Heute etwas daraus zu entnehmen ist zu riskant und kostet letztendlich die private Rente.

 

Absicherung:

Was kommen für Absicherungen in Betracht? Wieder wird unterschieden zwischen existenziellen und substanziellen Risiken. Meiner Meinung nach sollten in so jungen Jahren erst existenzielle Risiken abgesichert werden, bevor substanzielle Risiken an der Reihe sind. Die Frage ist, ob schon große Werte abzusichern sind, eine geerbte Gemäldesammlung bspw. Hier muß natürlich vorgesorgt werden. Sind keine oder nur geringe materielle Güter vorhanden, braucht man sich auch nicht gegen den Verlust abzusichern. Wichtig ist, sein Kapital zu sichern. Und das ist in jungen Jahren die Arbeitskraft, die Gesundheit und das Alter.

Wenn ich berufsunfähig werde, kann ich weder mich noch eventuell meine Familie ernähren. Da es die Berufsunfähigkeitsrente für die unter 40jährigen praktisch nicht mehr gibt, steht der Abschluß einer Berufsunfähigkeitsabsicherung ganz oben in der Prioritätsliste. Beim Abschluß daran denken, wie lange die Versicherung im Leistungsfall zahlt, also bis 60 oder 65, danach muß dann anderweitig Geld vorhanden sein, zur ungefähren Höhe siehe oben. Die Versicherung muß auch die Beiträge für die Altersversorgung im Berufsunfähigkeitsfall übernehmen, bspw. das Weitersparen einer/ mehrerer Renten- oder Lebensversicherung(-en) oder einer Fondsanlage. Die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte wenigstens den Verzicht auf die abstrakte Verweisung enthalten, die Gesellschaft kann dann also nicht darauf verweisen, dass man noch etwas arbeiten könnte. Schön ist auch ein Verzicht auf § 172 VVG, dann kann die Versicherung ihre Beiträge nur in einem vorher abgesteckten Rahmen erhöhen. Im Übrigen sind die Bedingungen der einzelnen Anbieter mal mehr oder weniger vorteilhaft. Hier hilft nur Recherche oder Beratung.

Oft gilt der Versicherungsschutz der Eltern noch für die Kinder in der Ausbildung. Dies gilt insbesondere für die Privathaftpflicht. Alle Versicherungen der Eltern sollten auch auf ihre Geltung für die Kinder in der Ausbildung hin überprüft werden. So kann gutes Geld gespart werden.

Wichtig ist eine private Haftpflichtversicherung, eine Berufsunfähigkeitsabsicherung, eine private Pflegeversicherung (die staatliche übernimmt nur einen Bruchteil der anfallenden horrenden Pflegekosten), eine Unfallversicherung und ein vernünftiger Krankenversicherungsschutz. Hier wird unterschieden: Wer sich irgendwann mal privat krankenversichern kann und dies auch möchte, sollte so früh wie möglich seinen Gesundheitszustand sichern, auch wenn er sich jetzt noch nicht voll privat versichern kann oder möchte. Die Frage nach der Gesundheit versperrt oft den Eintritt in eine gute private Krankenversicherung. Der Beitrag richtet sich auch nach dem Eintrittsalter. Je jünger man dazukommt um so günstiger der Beitrag. Hier hilft nur informieren. Wer sich nicht privat versichern kann oder möchte, sollte zumindest private Zusätze ins Auge fassen. Auch hier ist die Gesundheit wichtig, die Privaten brauchen nicht jeden nehmen und sie kaufen sich ungern Risiken ein. Also versuchen rein zu kommen, wenn man noch gesund ist. Die Gesundheitsprüfung ist keine leichte Sache, ich sage es bewusst noch einmal.

Bei allen Versicherungen, die das Risiko Leben oder Gesundheit absichern gilt das zur Krankenversicherung gesagte analog.

Einleitung
0-18 Jahre
26-40 Jahre
41-65 Jahre (in Kürze)
65 Jahre und älter (in Kürze)

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