Die Dax30-Unternehmen im Test - Teil 2
von Carsten Lexa

Deutsche Lufthansa
Das Unternehmen hat die Kosten im Griff, der Einstieg in den Billigflugsektor ist über Eurowings erfolgt, gegen einen steigenden Ölpreis hat sich das Unternehmen abgesichert. Exogene Schocks wie weitere Attentate oder ein Krieg im Irak lassen jedoch die Lust am Fliegen verschwinden.
Chancen: Erholung im Fluggeschäft nach den Anschlägen auf das WTC; Wachstum durch den Einstieg in den Billigflugsektor; sehr solide Bilanz
Risiken: Probleme in der „Star Alliance“ mit den Partners, die selber die Krise nicht so gut meistern (United Airlines); Aktie ist anfällig bei Attentaten und Kriegen; Probleme bei Tochtergesellschaften (Catering, Tourismusbereich)

Deutsche Post
Die Post kommt. Zukäufe in den vergangenen zwei Jahren verwandeln das Unternehmen von einem Staatsunternehmen in einen Logistikkonzern, dem zweitgrößten der Welt. Jedoch wird Geld nur durch das Briefmonopol verdient, in den anderen Bereichen sind die Gewinnmargen zu niedrig.
Chancen: Wachstum im Logistikbereich durch Übernahmen; niedrige Bewertung im Vergleich zu Konkurrenzunternehmen; Briefmonopol bringt kalkulierbare Gewinne
Risiken: Auf EU-Ebene wird das Briefmonopol bekämpft, die Gewinne werden zurückgehen; aufkommende Konkurrenz im Briefbereich; Staat könnte Anteile verkaufen und den Kurs belasten; Stellenwert der sonstigen Konzernfelder neben dem Briefsektor haben noch zu geringe Bedeutung

Deutsche Telekom
Der Konzern kommt nicht aus den Schlagzeilen: Probleme mit den Immobilienbewertungen, mit der Voicestreamübernahme, und die Dividende ist gestrichen. Außerdem drückt ein hoher Schuldenberg. Dafür ist die Marktstellung des Unternehmens außergewöhnlich stark, und die Töchter T-Mobil und T-Online sind auf einem guten Weg.
Chancen: neues Management bringt neuen Schwung; Reduzierung des Schuldenberges bringt Bewegungsspielraum; starke Marktposition
Risiken: hohe Schulden drücken und belasten das Ergebnis auf Jahre; UMTS wird wohl nicht so erfolgreich wie angenommen; Behinderung der Kostensenkungsmaßnahmen durch Politik und Gewerkschaft; weitere Abschreibungen drohen; Amerikageschäft noch ohne Lichtblick; Aktie im Dax mit der größten Short-Engagements

E.ON
Durch den Verkauf von Bereichen wie Logistik und Chemie und dem Erwerb von Strom- und Gasanbietern in Europa und den USA ist E.ON nun der zweitgrößte Stromkonzern der Welt. Sollte die Übernahme von Ruhrgas gelingen, wäre der Konzern auch im Bereich „Gasversorgung“ führend.
Chancen: Gewinne steigen durch Synergieeffekte bei den Übernahmen; Übernahmen sorgen für Wachstum
Risiken: Zinsschritte der Zentralbanken schlagen auf den Gewinn durch; hohe Verschuldung durch Übernahmen; Rückschlag für die Unternehmensstrategie, wenn die Ruhrgasübernahme mißlingt; hohe Abschreibungen auf die Übernahmen

Fresenius Medical Care St.
Einst ein Börsenliebling, stürzte die Aktie im Jahr 2002 ab. Der Hersteller von Dialysegeräten und Betreiber von Dialysezentren konnte die Umsatz- und Gewinnprognosen nicht einhalten. Außerdem belastete ein US-Asbestskandal. Das Kerngeschäft jedoch bleibt stabil
Chancen: hoher Cashflow durch stabiles Kerngeschäft; recht günstig bewertet
Risiken: Einsparungen im Gesundheitswesen könnten Konzern belasten; hohe Nettoverschuldung

Henkel Vz.
Henkel nennt regional und weltweit sehr gute Marken sein Eigen: Persil, Pril, Pattex. Mit diesen wird auch in Krisenzeiten gutes Geld verdient. Jedoch ist der Konzern auf Dauer zu klein, um in den oberen Regionen des Konsummarktes mitspielen zu können. Dies soll durch Übernahmen geändert werden.
Chancen: gutes Umsatzwachstum bei Konsumprodukten des täglichen Lebens; kaum Wechselkursrisiken, da das Kerngeschäft auf Europa beschränkt ist; Spekulationen auf eine große Übernahme (z.B. Wella)
Risiken: im internationalen Vergleich zu klein; im Kosmetikbereich nur zweite Wahl; geringe Marktpräsenz in den USA, dem größten Konsummarkt der Welt.

HypoVereinbank
Der „Bank der Regionen“ machen hohe Abschreibungen auf Beteiligungen und eine hohe Risikovorsorge für Immobilien in Ostdeutschland Probleme. Dagegen ist die Großbank durch die Übernahme der Bank Austria im Wachstumsmarkt Osteuropa gut positioniert. Spekulationen machen die Runde über eine Fusion mit der Commerzbank.
Chancen: Wachstumsmarkt Osteuropa; notiert unter Buchwert; Probleme im Investmentbakning-Bereich belasten kaum, weil die Bank dort nur gering involviert ist
Risiken: Abschreibungen auf Beteiligungen; erhöhte Risikovorsorge durch Kreditausfälle; ungeeignet als „Global Player“

Infineon
Im Chipbereich ist Infineon die Nummer 6. September 2002 begann der Konzern das Programm „Agenda 5 to 1“. Ziel dieses Programms ist es, bis 2007 in allen 5 Konzernbereichen zu den Top 3 zu gehören. Außerdem soll der Marktanteil auf 6% verdoppelt werden.
Chancen: steigende IT-Investitionen der Unternehmen; steigende Preise bei Speicherchips
Risiken: niedrige Preise bei Speicherchips; Verkauf von Aktien durch Siemens; Probleme bei Übernahme der Ericsson-Fertigung

Linde
Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielt der Konzern im Bereich technische Gase und Anlagenbau. Beide Segmente wachsen seit Jahren kontinuierlich. Im Bereich technische Gase ist Linde nach Air Liquide die Nummer 2. Im Bereich Förder- und Kältetechnik hinkt das Wachstum und die Marge jedoch.
Chancen: allein das Gasgeschäft ist mehr wert als der gesamte Konzern; Engagement im Bereich Medizingase und Wasserstaff-Technologie; neues Management in 2003
Risiken: schwache Konjunktur belastet das Geschäft mit Gabelstablern; Kältetechnik kommt nicht in die schwarzen Zahlen; ungünstige Kostenstruktur durch hohe Inlandsfertigung

MAN St.
Zuerst die Krise im Nutzfahrzeuggeschäft, jetzt die Krise im Bereich Druckmaschinen. Allerdings bleibt der Konzern profitabel. Jedoch sind die Probleme noch lange nicht gelöst, der Konzern bleibt in schwierigen Gewässern.
Chancen: Kosteneinsparungen und Restrukturierungen sorgen für höhere Gewinne
Risiken: keine Erholung im Bereich „Nutzfahrzeuge“ in Sicht durch schlechte Konjunktur; hohe Bewertung durch sinkende Gewinne; Aktienverkäufe durch Großaktionäre drohen

Einführung
Teil 1: Adidas-Salomon bis Deutsche Börse
Teil 3: Metro bis Volkswagen

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