Rendite - Klassifizierung und Berechnung - Teil 1
von Oliver Lexa

Die Welt schreit nach Rendite, aber fragt man mal, was das überhaupt ist, herrscht Schweigen. Die absolute Rendite kennt jeder: Wir geben der Bank 100 Euro und bekommen 105 Euro zurück. Wir haben also 5 Euro Rendite bekommen. Um den Prozentsatz herauszufinden setzen wir diesen Mehrbetrag (5 Euro) verhältnismäßig zu unserer Summe (100 Euro). Die Anfangssumme 100 Euro entspricht 100%. Nun berechnet man 5 Euro / 100 Euro = 0,05. Daraus wird deutlich, dass die 5 Euro genau 0,05 * 100 Euro (oder 0,05 * 100%) entspricht. Ergebnis: 5%.

Was sind diese 5%? Diese 5% sind die Gesamtrendite für die Anlage (100 Euro). Aber eigentlich sagt diese Gesamtrendite wenig aus. Man braucht einen Bezug zu dieser Zahl. Nimmt man einmal die Frage, ob man 5% in einem Jahr, oder nach Ablauf von zwei Jahren erhält, wird einem schnell klar, was gemeint ist. Nach Ablauf des ersten Jahres bekommt man 105 Euro ausgezahlt. Nun kann man sich aber überlegen, ob man nicht auf die Auszahlung der 5 Euro verzichtet und diese lieber weiter investiert. Denn nun werden auch die zusätzlichen 5 Euro im zweiten Jahr mit 5% verzinst. Nach zwei Jahren erhält man 100 Euro + 5 Euro + 5,25 Euro = 110,25 Euro.

So läßt sich leicht rechnen. Was passiert aber nun, wenn man keinen festen Zinssatz versprochen bekommt, sondern einen ganzen Betrag? Nehmen wir ein kleines Beispiel: Der Staat gibt gerne so genannte Finazierungsschätze mit ein- bzw. zweijähriger Laufzeit aus. Das bedeutet, nach einem Jahr (bei einjähriger Laufzeit) bekommt man 500 Euro ausgezahlt pro Wertpapier. Kauft man also heute ein solches Papier zum Preis von 483 Euro und bekommt in einem Jahr 500 Euro, wie viel Rendite bekommen wir? Die Berechnung erfolgt wie erwähnt: 500 Euro - 483 Euro = 17 Euro. Die eingezahlte Summe war 483 Euro, daraus ergibt sich: 17 Euro / 483 Euro = 0,0352 oder anders gesagt: 3,52%.
Bei einem zweijährigen Finanzierungsschatz, welchen man nun für 475 Euro bekommt, rechnet sich die Sache ebenso: 500 Euro - 475 Euro = 25 Euro absolute Rendite. 25 Euro / 475 Euro = 0,0526 oder anders ausgedrückt: 5,26%. Wieso ist das mehr im Gegensatz zum einjährigen Finanzierungsschatz? Weil man ja auch zwei Jahre warten muss. Dies wird mit einem höheren Zins "belohnt".

Nun noch eine kleine "Falle". Nehmen wir einmal eine Bundesanleihe ins Auge. Diese Anleihe hat eine Restlaufzeit von genau einem Jahr. Sie bringt uns 5% und hat einen Nennwert von 100 Euro. Nennwert bedeutet, dass dies der Betrag ist, der bei Fälligkeit ausgezahlt wird. Die Zinsen werden jedes Jahr bezahlt. In einem Jahr wird diese Anleihe mit 105 Euro pro 100 Euro Nennwert ausgezahlt. Nimmt man nun an, dass man 1000 Euro in dieser Anleihe anlegen möchte. Man stellt plötzlich fest, dass diese Bundesanleihe mit einem Kurs von 102% gehandelt wird. Hier ist nun die "Falle": Man muss pro 100 Euro Nennwert tatsächlich 102 Euro bezahlen. In Ordnung sagt man sich und bezahlt 1020 Euro für 1000 Euro Nennwert. Bekommt man jetzt noch eine schöne Rendite? Die Berechnung erfolgt nach dem alten Muster: Die absolute Rendite entspricht 1050 Euro - 1020 Euro = 30 Euro. Die Gesamtrendite beträgt nun 30 Euro / 1020 Euro = 0,0294 oder 2,94%. Was bedeutet dies nun? Obwohl die Bundesanleihe 5% verspricht, sind effektiv nur 2,94% rauszuholen. Kann immer noch ein gutes Geschäft sein, aber Vorsicht: Vater Staat geht nach dem, was die Anleihe verspricht. Man müßte also 5% versteuern, obwohl man nur 2,94% erhält. Mit Glück bekommt man die Anleihe aber mit einem Kurs unter 100%. Hier kann man glücklich sein. Man müsste ebenfalls nur 5% versteuern, auch wenn die Anleihe effektiv vielleicht 6% oder mehr einem selber bringt.

Klingt alles einfach? Ist es auch. Man muss nur aufpassen, das man oftmals beim Kauf von Anleihen noch Stückzinsen berechnen muss und im Verlauf noch Zinsen ausgezahlt bekommt. Im nächsten Teil, werden wir uns Gedanken über die Berechnung der jährlichen Rendite machen. Bereiten Sie schon mal Papier, Bleistift und Taschenrechner vor, denn es wird etwas schwieriger. Aber keine Sorge, wir werden das Ganze langsam angehen.

Einleitung
Teil 2: Die jährliche Rendite
Teil 3: Lineare Zinsberechnung und effektiver Zinssatz
Teil 4: Beispiel zur Renditeberechnung bei Anleihen
Teil 5: Geldgewichtete und zeitgewichtete Rendite
Teil 6: Zeitgewichtete Rendite
Teil 7: Geldgewichtete Rendite

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