Rendite - Klassifizierung und Berechnung - Teil 6
von Oliver Lexa

Wie wir in der letzten Folge gesehen haben, führt die Auswahl der Geldanlage noch lange nicht zum Erfolg. Es kommt auf den Zeitpunkt an, zu dem investiert wird. Wer vor steigenden Kursen viel investiert, hat mehr Freude als jemand, der vor fallenden Kursen noch mal nachkauft.

Oftmals kann man allerdings nicht beeinflussen, wieviel Geld man investieren kann. Plötzliche Ausgaben können auftreten, die man dann abziehen muß. Natürlich kann auch das Gegenteil eintreffen: ein Lottogewinn, eine Erbschaft, eine Sonderprämie usw. Im Endeffekt passiert so etwas mal stärker mal schwächer.

Gibt es für uns einen Trost, wenn wir schon Pech mit der Geldbeschaffung hatten, das unsere Anlage wenigstens gut ausgewählt wurde? Gibt es. Hierfür muss man nur die Kontostandentwicklung von den Ein- und Auszahlungen in der Zwischenzeit trennen.

Nehmen wir an, wir beginnen eine Anlage in Höhe von 1000 Euro. Diese wächst nach einem halben Jahr auf 1400 Euro. Schnell investieren wir nun nochmal 1000 Euro dazu. Aber wir merken uns die Gesamtrendite der ersten Periode (40% in sechs Monaten, entspricht einem Wachstumsfaktor von 1,4).
Leider läuft unsere Anlage nicht mehr so toll. Unsere 2400 Euro vermindern sich in den nächsten sechs Monaten auf 2000. Die Gesamtrendite für das zweite Halbjahr entspricht -16,67% (oder ein negativer Wachstumsfaktor von 0,8333. In diesem Beispiel haben wir weder gewonnen noch verloren. Wir haben 2000 Euro eingezahlt und das Geld ist immer noch da. Leider ohne Gewinn. Die geldgewichtete Gesamtrendite ist Null, aber die zeitgewichtete Gesamtrendite sieht anders aus. Man erhält sie, indem man die Gesamtwachstumsraten multipliziert. In diesem Fall wären dies 1,4 * 0,8333 = 1,1667. Dies sagt uns, dass unsere Gesamtrendite 16,67% für das Jahr entspricht.

Nehmen wir nun noch ein anderes Beispiel. Hier haben wir von Anfang an 2000 Euro. Nach einem halben Jahr geben wir 1000 Euro aus. Die Erstperiodengesamtrendite bleibt unverändert: 2000 Euro wachsen auf 2800 Euro und nach der Entnahme schrumpfen die restlichen 1800 Euro auf 1500 Euro. Insgesamt vermehrt sich also das Vermögen um 500 Euro pro Jahr. Und das, obwohl wir wie im ersten Beispiel, dieselbe Anlageauswahl getroffen haben. Die zeitgewichtete Rendite ist dieselbe wie im ersten Beispiel (2000 auf 2800 = 1,4 und 1800 auf 1500 = 0,8333). Für das Gesamtjahr ändert sich nichts. Es kam nur auf die unterschiedliche Investitionshöhe in den Zeitabschnitten an.

Leider sagt die zeitgewichtete Rendite nichts darüber aus, ob sich das Geld vermehrt oder vermindert hat. Dazu gibt es die geldgewichtete Rendite.

Einleitung
Teil 1: Allgemeine Ausführungen
Teil 2: Die jährliche Rendite
Teil 3: Lineare Zinsberechnung und effektiver Zinssatz
Teil 4: Beispiel zur Renditeberechnung bei Anleihen
Teil 5: Geldgewichtete und zeitgewichtete Rendite
Teil 7: Geldgewichtete Rendite

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