Rendite - Klassifizierung und Berechnung - Teil 5
von Oliver Lexa

Interessanterweise freuen sich alle Anleger, wenn ihr Deportwert wächst. Jeder ist zufrieden, dass er alles (anscheinend) richtig gemacht hat. Aber sobald man "Verlust" macht, stürzt das Selbstbewußtsein in unendliche Tiefen. Wenn man sich darüber einige Gedanken macht, bemerkt man aber schnell, dass es große Unterschiede zwischen den eigenen Fähigkeiten und der Depotentwicklung gibt.

Nehmen wir einmal an, das Herr A und Herr B (beide "Börsenneulinge") jeweils eine Million Euro gewinnen bei einem Glücksspiel. Nun schauen wir mal, wie die beiden ihr Geld in den nächsten zwei Jahren benutzen: Herr A investiert das gesamte Geld plus eigene Ersparnisse in Höhe von 10.000 Euro in die Aktie "Pfifferling". Nach einem Jahr hat sich der Wert der Aktie verdoppelt und Herr A beschließt das Geld auszugeben und nur noch 20.000 Euro in "Pfifferling"-Aktien zu stecken. Wieder ein Jahr später hat die Aktie ihren Wert aber halbiert. Im Endeffekt hat Herr A 1.000.000 Euro gewonnen.

Herr B investiert nur sein Gespartes: 10.000 Euro. Nach einem Jahr hat er also "Pfifferlinge" im Wert von 20.000 Euro. Nun gewinnt er den großen Jackpot (eine Million Euro) und investiert diese zu seinen "Pfifferlingen". Aber im darauffolgenden Jahr fallen diese ja. Herr B verliert also nicht nur die gewonnenen 10.000 Euro aus dem ersten Jahr, sondern auch 500.000 Euro seines Lottogewinns.

Was sagt uns das? Beide Herren haben im Endeffekt die gleiche Strategie gefahren, nämlich voll auf "Pfifferling"-Aktien zu setzen. Aber beide haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Es gibt also einen Unterschied zwischen der Leistung bei der Aktienauswahl (oder Fähigkeit) und der Rendite des Geldes. Ganz klar, es kommt auf die unterschiedlichen Ein- und Auszahlungen an. Hier spielt vor allem der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Dagegen spielt die Höhe des investierten Geldes keine Rolle. Hier haben weder Herr A, noch Herr B einen Fehler gemacht. Nur haben die beiden Herren die Perioden am Aktienmarkt mit unterschiedlich viel Geld gewichtet. Die Entwicklung des Vermögens misst man daher mit der geldgewichteten Rendite. Die Leistung bei der Aktienauswahl misst man mit der zeitgewichteten Rendite.

Bei unserem Beispiel macht die "Pfifferling"- Aktie über zwei Jahre gesehen +/- 0%. Tatsächlich ist dieser Wert auch die zeitgewichtete Rendite beider Depots.

Nehmen wir nun an, statt in Aktien hätten beide Herren ihr Geld auf ein Sparkonto getan, das immer gleich verzinst worden wäre (bei täglicher Zinsgutschrift). Am Anfang war dieses Konto leer, und am Ende der zwei Jahre soll der Kontostand dem Depotwert der beiden Herren entsprechen.
Herr A soll nach zwei Jahren zwei Millionen Euro abheben können, Herr Kanten seinen Gewinn einzahlen. Nun suchen wir den Zinssatz, mit dem die Sparkonten belegt sein müssen, damit wir dieses Ergebnis bekommen. Das ist die geldgewichtete Rendite.

Einleitung
Teil 1: Allgemeine Ausführungen
Teil 2: Die jährliche Rendite
Teil 3: Lineare Zinsberechnung und effektiver Zinssatz
Teil 4: Beispiel zur Renditeberechnung bei Anleihen
Teil 6: Zeitgewichtete Rendite
Teil 7: Geldgewichtete Rendite

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