Nach
dem Abzug der Waffeninspekteure 1998 wurde es ruhig um Saddam Hussein
und seinen Irak. Die Welt erfreute sich am Hightech-Boom, am schnellen
Geld und sah mit Wohlwollen dem neuen Jahrtausend entgegen. Hoffnungen
rankten sich um das Jahr 2000, als Beginn eines Zeitalters, welches
ganz im Zeichen des friedvollen Miteinanders stehen sollte. Wie
wir alle nun wissen, trog der Schein. Hinter den Kulissen in Nahost
und West werkelte man kräftig an neuen Problemen. Die Internethysterie
verlor an Magie und der in sehr kurzen Zeit aufgeblähten Boomblase
ging die Luft aus, was ein Platzen dennoch nicht verhinderte. Erste
Skeptiker betraten die Wirtschaftsbühne und ließen die
Zuschauer abermals vor dem Schreckgespenst Inflation erzittern.
Zuvor kam jedoch die große Arbeitslosigkeit und ein neuer
US-Präsident. Quasi gewählt vom Volk, aber eigentlich
vom Gericht bestimmt. Auf seinen Schultern lastete im Jahr 2000
die ganze Last. Egal ob wirtschaftlich oder außenpolitisch
gesehen, egal ob innenpolitisch betrachtet, die ganze Welt hielt
den Atem an, als George W. Bush zum Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Amerika, der weltweiten unangefochtenen Nummer Eins
in Sachen Wirtschaft, Rüstung, Raumfahrt und noch zig anderer
Bereiche des täglichen Lebens ernannt wurde.
Ernest
Hemingway hatte einmal gesagt:
Inflation
ist das erste Wundermittel des schlecht geführten Staates
Das zweite Wundermittel ist der Krieg. Beide bringen zeitweiligen
Wohlstand, und beide bringen den endgültigen Zusammenbruch.
Aber auf beiden ruht die Hoffnung von Opportunisten in Politik
und Wirtschaft.
Derzeit
versucht sich Amerika am zweiten Wundermittel. Die Vorbereitungen
sind in vollen Gange. Der eigentliche Gegner, der Irak mit seinem
Diktator Saddam Hussein versucht alles, um einen drohenden Krieg
und den damit eventuell verbundenen Machtverlust in der Region zu
verhindern. Er bot vor kurzem sogar an, Agenten des US-Geheimdienstes
CIA bei der Inspektion von Palästen, Fabriken etc. im Irak
zuzulassen. Natürlich sollte sich die Anzahl der Spione in
Grenzen halten, aber man kann nicht sagen, Hussein hätte nicht
alles versucht. Die USA, die eigentlich hocherfreut über dieses
Angebot gewesen sein müssten - zum einen weil sie jetzt sogar
offiziell Agenten im Irak hätte haben können und zum zweiten,
weil gerade die Profis vom CIA die eigentlichen Verstecke der Massenvernichtungswaffen
im Irak kennen sollten und damit dem UN-Sicherheitsrat den Kriegsgrund
hätten liefern können, den sie brauchen und suchen - lehnte
die irakische Offerte ab. Als Begründung gaben sie an, dass
die Beweislast auf Seiten des Irak liege. Nun stellt sich natürlich
die Frage, wer einen Präventivkrieg führen möchte?!
Ich glaube nicht, dass Saddam Hussein in der Lage ist, einen Erstschlag
bzw. Überfall auf die Vereinigten Staaten durchzuführen.
Der Gedanke könnte dem irakischen Diktator zwar gefallen, mit
Sicherheit sogar, aber die Mittel fehlen ihm dazu. Anderer Meinung
sind da die Amerikaner und Briten, weshalb man hier auch wieder
von den Anglo-Amerikanern sprechen kann. Die kriegerisch-eineiigen
Zwillinge, Bush und Blair haben eine solche Angst vor dem Irak und
seinem Diktator, dass sie seit dem Abzug der Waffeninspekteure 1998
eigentlich schon einen kleinen, aber feinen Präventivkrieg
führen. Sie bombardieren mal in der nördlichen, mal in
der südlichen Flugverbotszone. Natürlich mit dem ehrenvollen
Hintergedanken, die dortigen Bevölkerungsgruppen, unterdrückt
von Saddam Hussein und seinen Sunniten, zu schützen. Es scheint
dabei reiner Zufall zu sein, dass sich gerade in diesen beiden Flugverbotszonen
die größten und reichsten Erdölreserven des Irak
befinden. Immerhin der weltweiten Nummer Zwei in diesem Bereich.
Den Aufschrei der weltweiten Öffentlichkeit gibt es indes nur,
wenn die Iraker sich verteidigen. So wie vor kurzem, als sie eine
unbemannte Drohne der Amerikaner abschossen. Den Bildern der Nachrichtenanstalten
nach, war es eine vom Typ Predator. Mit deren Hilfe
will US-Präsident Bush den neuen Terrorkrieg führen und
Terroristen, frei nach texanischem Wildwest-Brauch, dead or
alive aufspüren oder gleich vernichten.
Aber
zurück zum Irak und seinen Waffeninspekteuren. Sie verließen
im Jahr 1998 das Land. Vorausgegangen war ein Katz-und-Maus-Spiel,
zwischen dem damaligen Chef der UN-Waffeninspekteure, dem Australier
Richard Butler, den Vereinigten Staaten um US-Präsident Clinton
und Saddam Hussein. Im Nachhinein wird es immer zu ungunsten des
Irak geschildert. Nicht vergessen darf man an dieser Stelle, dass
der Abzug der UN-Waffeninspekteure mit Bombardements der Amerikaner
einhergingen. Butlers Vorgänger Rolf Ekeus, der das UN-Inspektionsteam
von 1991 bis 1997 leitete, hatte 1996 mit dem Irak eine Übereinkunft
ausgehandelt, die die Modalitäten zur Durchsuchung sogenannter
sensibler Einrichtungen betrafen. Sollten die UN-Waffeninspekteure
an einen von den Irakis als sensibel deklarierten Ort
kommen, sollte ein vierköpfiges Inspektionsteam unverzüglich
Zugang erhalten. Dieses sollte dann untersuchen, ob dieser Ort etwas
mit Massenvernichtungswaffen zutun habe, oder ob es sich tatsächlich
um einen sensiblen Ort handelt. In diesem Fall war die
Inspektion zu beenden. Sowohl der UN-Sicherheitsrat, als auch die
Irakis hatten dieses Vorgehen gebilligt und es war praktikabel.
Im Oktober 1998 kündigte Butler den Rückzug aller Inspekteure
an. Zuvor hatte sich Hussein mehrfach gewehrt, amerikanische Inspekteure
in sein Land zu lassen, da er von deren Seite Manipulation und Spionage
erwartete. Dann lenkte er jedoch ein, verlangte aber, dass die Amerikaner
nur die laufenden Kontrollen durchführen dürften.
Butler sah dies als Affront und zog alle Inspekteure ab. Daraufhin
bereiteten sich die Amerikaner auf eine Bombardierung des Irak vor.
Dann gelang es dem damaligen UN-Generalsekretär doch noch,
die Iraker zur bedingungslosen Rückkehr der Waffeninspekteure
zu bewegen. Die USA wollten trotzdem bombardieren lassen. Ein Herumschubsen
der Weltmacht von der UNO, das geht nun wirklich nicht.
Am
30. November traf sich ein ranghohes Mitglied des amerikanischen
Nationalen Sicherheitsrates mit Butler. Er legte ihm einen Zeitplan
für die Bombardements vor und sie sollten zeitgleich mit den
Inspektionen starten. Damit wurden die Inspektionen als Vorwand
für eine Bombardierung benutzt. Jetzt fehlte nur noch ein triftiger
Grund. Hier kommen dann die sensiblen Einrichtungen
wieder ins Spiel zurück. Butler ließ von einem Inspektionsteam
das Hauptquartier der Baath-Partei in Bagdad durchsuchen. Die Iraker
deklarierten diese als sensible Einrichtung, was sie
wohlweißlich auch ist. Sie ließen ein vierköpfiges
Team der UN-Waffeninspekteure, wie im mit Ekeus abgeschlossenen
Rahmenpaket, zu. Die Inspekteure erklärten daraufhin die Modalitäten
dieses Rahmenpaketes zur Inspektion sensibler Einrichtungen einseitig
für ungültig und forderten die Zulassung des gesamten
Inspektionsteams. Die Iraker ließen sich auf einen Kompromiss
ein und ließen sechs Inspekteure das Hauptquartier der Baath-Partei
nach Massenvernichtungswaffen durchsuchen. Gefunden wurde nichts.
Daraufhin forderte der Leiter des Inspektionsteams, im Namen von
Richard Butler, die Irakis dazu auf, ein viel größeres
Team zur Durchsuchung zuzulassen. Die Iraker beriefen sich auf die
mit Ekeus ausgehandelten Modalitäten und verweigerten eine
nochmalige Inspektion. Daraufhin zogen sich die Inspekteure zurück
und erstatteten Butler Bericht. Dieser wiederum führte diesen
Vorfall als eklatante Missachtung des Mandats des UN-Sicherheitsrates
an und ließ das Team auf Befehl der Amerikaner, nicht des
UN-Sicherheitsrates!!! abziehen. Die Bombardierung konnte beginnen
und die Verteufelung des Irak wurde fortgesetzt.
Bis
nach den Terroranschlägen auf New York, dem nachfolgenden Antiterror-Krieg,
der damit einhergehenden Bekämpfung der Taliban in Afghanistan,
plötzlich der Irak wieder im Fokus der Amerikaner auftaucht,
genauer gesagt als Spitze der Achse des Bösen.
Vier Jahre nachdem die UN-Waffeninspekteure den Irak verlassen hatten,
kehrten sie zurück. Zum Glück für den Rest der Menschheit,
denn die USA wollten und wollen noch immer einen Krieg gegen Saddam
Hussein und den Irak. Um von innenpolitischen Problemen in der USA
abzulenken scheint es, wird auf dem außenpolitischen Schachfeld
die Grand Dame der Freiheit in Stellung gebracht. Sie soll dem unterdrückten
Land Irak dieselbige bringen. Eng verbunden mit der Demokratie.
Letzteres bleibt freilich Definitionssache. Aber das scheint erst
einmal nicht sonderlich zu interessieren. Hauptsache man hat die
US-Präsidentschaftswahlen 2004 im Blick und scheitert nicht
bereits nach einer Amtsperiode wie der Vater. Ein Schelm, wer da
an psychologische Probleme, oder gar Kindheitstraumatika bei George
W. Bush denkt. Der Führer der Ersten Nation der Welt, mit einer
Machtfülle ausgestattet, dass selbst Cäsar, Alexander
der Große oder Napoleon vor Neid erblasst wären. Alles
wird wieder hollywoodgerecht in Szene gesetzt. Hier auf der einen
Seite, in der blau-weiß-roten Ecke der Demokratie, der Beschützer
der westlichen Welt, der Heiland aus der Neuen Welt. Er tritt an,
in einem apokalyptischen Kampf um die Herrschaft der Welt, gegen
den Herausforderer, gezwungenermaßen, gegen die Inkarnation
des Teufels, ein Zwitterwesen aus Hitler, Stalin und Ceaucescu.
Weiß gegen Schwarz. Gut gegen Böse. Das Licht gegen das
ewig Finstre. So liest man es. So sieht man es. So hört man
es. Aber ist es auch so? Ist Saddam Hussein der neue Adolf Hitler?
In der Harald-Schmidt-Show ginge jetzt ein Raunen durch das Publikum:
Oooh, ein Hitler-Vergleich... Bisher hat jeden so etwas den Kopf
gekostet. Ich sage nur: deutsche Justizministerin. Aber ist an diesem
Vergleich etwas dran? Was wird ihm vorgeworfen? Was Hussein im Vorfeld
dieser neuen Propagandaschlacht vorgeworfen wurde, zum Teil zu Recht,
wissen wir. Aber warum will Bush, so weit entfernt vom heimischen,
texanisch-sicheren Schoß einen Krieg vom Zaun brechen und
damit, ähnlich wie sein Vater, wieder Gott spielen und über
das Leben von hunderttausend und noch mehr Menschen gebieten? Wer
gibt ihm das Recht dazu? Ihm Bush, einem undemokratisch gewählten
US-Präsidenten, der zuzeiten des Vietnamkrieges, dank seines
Vaters eine Stelle bei den Veteranen absitzen durfte, anstatt die
Greuel des Krieges am eigenen Leibe zu erfahren und damit einschätzen
zu können, was er den am Krieg Beteiligten mit seiner Entscheidung
pro Irakkrieg antun wird. Was wird dem Diktator Hussein neuerdings
vorgeworfen, das einen Krieg rechtfertigen würde?
- Besitz
oder Herstellungsmöglichkeiten von Atomwaffen
- Besitz
oder Herstellungsmöglichkeiten von chemischen Waffen
- Besitz
oder Herstellungsmöglichkeiten von biologischen Waffen
- Besitz
oder Potenzial für die Herstellung von Raketen mit Reichweiten
bis in die USA
- Verbindungen
zur Terrororganisation Al-Quaida
Und:
Demokratie für den Irak!!! Hurra. Na allein schon dafür
lohnt es sich, als US-Soldat zu kämpfen. Demokratie. Ein Schlagwort,
für das jeder Bewohner der westlichen Hemisphäre bereit
wäre, sein Leben zu geben. Das wird einem zumindest von Seiten
der Medien suggeriert.
Aber
zu den Anschuldigungen. Ich beziehe mich jetzt in erster Linie auf
die Aussagen des ehemaligen UN-Waffeninspekteurs Scott Ritter aus
seinem Buch Krieg gegen den Irak.
Punkt
1 - Atomwaffen: Ritter ist der Meinung, dass 1998, als er mit
den anderen Waffeninspekteuren den Irak verließ, die Infrastruktur
und die Anlagen zur Herstellung und Entwicklung von atomaren Waffensystemen
vollständig und zu 100 Prozent zerstört worden sind. Wir
können ohne Abstriche sagen, dass die industrielle Infrastruktur,
die der Irak zur Herstellung von Atomwaffen benötigt, zerstört
wurde. 100 Prozent. Der Irak hätte also völlig von
vorn anfangen müssen. Die wissenschaftlichen Kapazitäten
hatten sie. Das ist allerdings nicht illegal. Auch bestünde,
laut Ritter, durchaus die Möglichkeit, dass die Iraker wieder
mit dem Gedanken spielen ein Atomwaffenprogramm aufzubauen. Er weist
dann aber auf die Realitätsferne eines solchen Projektes hin.
Die Iraker müssten praktisch aus dem Nichts Anlagen zur
Anreicherung von Nuklearmaterial und zur Waffenproduktion aufbauen.
Die Kosten würden sich auf zig Milliarden US-Dollar belaufen.
In einem Land, das durch ein Wirtschaftsembargo die Luft zum Atmen
genommen wird und ohne eine Möglichkeit der Kreditaufnahme
im Ausland, dürfte das Aufbringen dieser Summer unmöglich
sein. Zusätzlich erschwerend käme hinzu, dass man die
industrielle Infrastruktur benötigen würde. Denn allen
amerikanischen Unkenrufen zum Trotz, lassen sich Atomwaffen nicht
im Keller von Oma Käthe bauen. Enorme Mengen an Strom und geschützte
Technologien wären nötig. Diese sind jedoch auf dem freien
Markt nicht oder nur kaum zu haben. Zudem verfügt der UN-Sicherheitsrat
über Protokolle, die zeigen, dass das Atomwaffenprogramm vollkommen
zerstört wurde. Außerdem könnte der Irak einen Neuaufbau
einer für die Atomwaffenherstellung benötigten Gaszentrifugenanlage
nicht geheim halten, wegen der enormen Energiemengen die benötigt
werden und wegen der Hitze, die bei diesen Prozessen entsteht. Kriegsgrund
Atomwaffen ist damit Geschichte. Trotzdem setzten dieses Thema die
Amerikaner immer gern ein, weil sich wohl die meisten Menschen noch
an die schrecklichen Bilder ais Hiroshima und Nagasaki erinnern,
wo amerikanische Atomwaffen an lebendem Material getestet
wurden. Solch ein Vernichtungspotenzial nicht in Händen demokratisch
gewählter Präsidenten, sondern in der zittrigen Hand eines
Diktators der Dritten Welt...kaum auszudenken.
Punkt
2 - chemische Waffen: Nach Scott Ritter produzierte der Irak
drei verschiedene Nervengifte: Sarin, Tabun und VX. Die Herstellung
fand in einer (!) Anlage in der Region Muthanna statt. Diese
riesige Produktionsstätte für chemische Waffen wurde im
Golfkrieg bombardiert, danach kamen die Waffeninspekteure und vernichteten
alles, was davon noch übrig war. Damit verlor der Irak die
Grundlage für die Herstellung von Tabun und Sarin. Die
Befürworter für einen zweiten Krieg gegen den Irak sprechen
von 20.000 Sprengköpfen, die mit Sarin und Tabun gefüllt
sind. Diese Mengen müssten, da die Anlage im ersten Irakkrieg
zerstört wurde, schon vorher hergestellt worden sein. Einziges
Problem: die Lebensdauer. Sie beträgt lediglich fünf Jahre.
Selbst wenn die Irakis also vor den Bombardierungen und Inspektionen
etwas versteckt hätten, wäre es heute schlicht und ergreifend:
unbrauchbar. Es ist dann kein wirksamer chemischer Kampfstoff
mehr, vor dem sich die Welt zu fürchten hätte. Bliebe
also noch VX. Dieses hochkompliziert herzustellende Gas geisterte
erst vor kurzer Zeit wieder durch die Fernsehstationen und Gazetten.
Aber auch hier schließt Ritter einen irakischen Bestand aus.
Auch hier wurden die Anlagen zerstört, die Infrastruktur zur
Herstellung vernichtet. Auch hier liegen Zerfallsprozesse vor, die
bei einer Lebensdauer von fünf Jahren, das Gas als Nervengift
unbrauchbar machen. Auch hier wird der Neuaufbau einer Anlage nach
1998 ausgeschlossen. Die technische Möglichkeit habe zwar bestanden,
meint Ritter, allerdings hätten die technischen Fähigkeiten
hierzu nicht mehr bestanden. Die Iraker hätten bei Null anfangen
müssen. Sie hätten sich die komplizierten Instrumente
und Anlagen bzw. Technologien über Scheinfirmen beschaffen
müssen. Ritter hält dies, ohne internationale Aufmerksamkeit
zu erregen, für undenkbar. Per Satellit wird das Land überwacht,
Abgase oder Gammastrahlen, wie bei einem Atomwaffenprogramm wären
nicht unentdeckt geblieben.
Punkt
3 - biologische Waffen: Innerhalb des Inspektionszeitraumes
von 1991 bis 1998 wurden über 1.000 (!) Einrichtungen untersucht.
Ritter: ...ein paar hundert davon sogar mehrmals. Die
Iraker verfügten damals über sehr große Mengen Anthrax,
also Milzbranderreger, in flüssiger Form. Zusätzlich produzierten
sie noch Botulinumtoxin, in beträchtlicher Menge und ebenso
flüssig. Es war waffenfähig und Bomben und Sprengköpfe
wurden damit bestückt. Andere in den heutigen Medien oft vorkommende
Horrorwaffen a la Ebola, Pocken etc. fanden die Inspekteure jedoch
nicht. Ab 1995, als die Iraker zugaben diese biologischen Waffen
zu besitzen wurden sie von den Inspekteuren unbrauchbar gemacht
und die dazugehörigen Anlagen zerstört. Die Lebensdauer
von Anthrax, ehe es zu keimen anfängt und es somit unbrauchbar
wird, beträgt drei Jahre. Ritter schließt damit auch
den Bestand an biologischen Waffen im Irak aus. Auch Botulinumtoxin
hält nur drei Jahre. Die Forschung und Entwicklung von biologischen
Waffen wurde besonders überprüft. Jede forschungs- und
Entwicklungseinrichtung, jede Universität, jede Schule, jedes
Krankenhaus, ja sogar jede Bierbrauerei wurde daraufhin untersucht.
Punkt
4 - Trägersysteme: Besitzen darf der Irak Raketen mit einer
Reichweite von bis zu 150 km. Alles was darüber liegt, ist
verboten. Die Iraker forschten an zwei Antriebssystemen: Feststoff-
und Flüssigantrieb (Al-Samud). Aber im Jahr 1998 waren die
internationalen Waffenexperten sich sicher, dass es mindestens noch
fünf Jahre dauern würde, bis die Raketen einsatzfähig
wären. Und dies bei Aufhebung der Wirtschaftssanktionen , also
quasi freiem Zugang zum Markt. Ritter weist auch das Vorhandensein
von Mehrstufensystemen und Clusterbomben zurück, an denen die
Irakis zwar ebenfalls forschten, aber sie selbst bei freiem Marktzugang
und Zugriff auf die entsprechenden Technologie, nicht herstellen
konnten. Selbst wenn sie das nötige Know-How irgendwann einmal
besäßen, müssten sie jede Menge Tests durchführen,
im Freien. Unter Geheimhaltung versteht man da allerdings im allgemeinen
etwas anderes. Von der CIA ins Gespräch wurden dann die tschechoslowakischen
einmotorigen Jets mit der Bezeichnung L-29. Sie könnten als
Trägersystem für Bomben und Raketen verwendet werden,
meinte der US-Geheimdienst. Israelische Experten sehen dies anders.
Ein Umbau hätte unweigerlich Folgen für die Reichweite
und den Treibstoffbedarf. Sie sehen darin keine bedrohliche Waffe.
Die Israelis müssen es wissen. Sie wurden im 1. Irakkrieg (Golfkrieg)
mit Raketen des Irak beschossen.
Bleiben
noch die angeblichen Verbindungen zu Al-Quaida. Spätestens
hier erkennt man, dass die amerikanische Regierung nach fadenscheinigen
Beweisgründen sucht, um einen Krieg gegen den Irak loszutreten.
Saddam Hussein ist ein säkularer Diktator. Er hat in den letzten
dreißig Jahren seiner Herrschaft den islamischen Fundamentalismus
auf das Schärfste bekämpft und ihn zerschlagen Er führte
nicht zuletzt auch wegen des islamischen Fundamentalismus Krieg
gegen den Iran und Ajatollah Chomeini. Die Iraker haben heute Gesetze,
wonach jemand, der für den Islam im allgemeinen und den Wahabbismus
im speziellen Anhänger wirbt, mit dem Tod bestraft wird. Usama
bin Ladin, der wahabbitischen Glaubens ist, bezeichnete Hussein
indes als Abtrünnigen, der getötet werden müsse.
Bin Ladin verurteile zwar die Sanktionen gegen den Irak, allerdings
gehe es ihm in erster Linie um die Zivilbevölkerung des Irak,
so Ritter. Es gab auch nie eine Verbindung von Mohammed Atta zu
Saddam Hussein. Atta wurde genau in der Zeit in Florida gesehen,
als er sich mit irakischen Geheimdienstleuten in Prag angeblich
getroffen haben soll. Das angeblich Terroristenausbildungscamp in
Salman Pak ist ein Trainingslager zur Befreiung von Geiseln. Es
wurde zu diesem Zweck Mitte der 80ziger Jahre vom britischen Geheimdienst
gebaut. Jeder Staat, der eine nationale Fluglinie hat und Terrorangriffe
zu erwarten hat, musste so ein Camp aufbauen. Der Irak wurde zur
damaligen Zeit vom Iran und von Syrien mit Terroristen bedroht.
Als die nationale Fluglinie 1992 dicht machen musste, übernahm
der Geheimdienst das Gelände, genauer gesagt die Abteilung
für äußere Bedrohungen. Diese Abteilung wurde geschaffen,
um Kurdistan und insbesondere das Eindringen islamisch-fundamentalistischer
Elemente aus Kurdistan und dem Iran zu bekämpfen. Es handelt
sich also nicht um ein Trainingscamp für islamisch-fundamentalistische
Terroristen, sondern um ein Trainingslager zur Bekämpfung eben
dieser.
Man
sieht, die Anschuldigungen und Verdächtigungen gegenüber
dem Irak stehen, wenn überhaupt, auf sehr tönernen Füßen.
Ein etwaiger Krieg, wie er in immer mehr Kreisen erwartet wird,
ist kaum mehr zu verhindern. Während US-Präsident Bush
seinen Weihnachtstruthahn verspeist und seine Weihnachtsferien genießt,
wird die restliche Welt durch die noch immer kritischen Medien auf
einen Krieg gegen den Irak eingeschworen, dessen Folgen nicht absehbar
sind und jedwede Vorstellungskraft übertreffen werden. In der
christlichen Rechten Amerikas sieht man die Zeit des Armageddon
bereits gekommen. Die Erlösung ist greifbar nahe. Die neoliberalen
Konservativen haben die Hand auf dem roten Knopf und nur
die Weltbevölkerung ist das noch unentschlossene Zünglein
an der Waage. Die Tendenz zeigt stark auf Krieg. Aber die Hoffnung,
auf Frieden, stirbt wie immer - zuletzt.
Einführung
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Wie
es zum ersten Irak-Krieg kam......
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Krieg hat begonnen - Bushs Erklärung zum Kriegsbeginn (Kommentar)
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